■ Mit der Schwarzarbeit auf du und du: Wie im Arbeitslager
Nürnberg (AP/taz) – „Sklavenhändler, hast du Arbeit für mich, Sklavenhändler, ich tu alles für dich“ – was die legendäre Rockband Ton Steine Scherben einst trällerte, ist in Deutschland längst bittere Realität. In einer beispiellosen Überprüfung von 185 Firmen, meist aus dem Baugewerbe, konnten Arbeitsverwaltung, Polizei und Zoll über 120 Fälle illegaler Beschäftigung aufdecken. Das Ergebnis der Großrazzia: Von 1.170 kontrollierten ausländischen Arbeitnehmern hatten 619 keine gültige Arbeitserlaubnis; 381 Beschäftigte wurden ohne Sozialversicherungsausweis angetroffen. Bei 590 deutschen Arbeitnehmern muß noch nachgeforscht werden, ob sie zu Unrecht Sozialleistungen bezogen.
Bei der Kontrolle stießen die Beamten auf teils menschenunwürdige Arbeitsbedingungen der vorwiegend ausländischen Arbeiter. So wurden beispielsweise auf einer norddeutschen Baustelle sieben Osteuropäer in ihrer Freizeit wie Gefangene in unhygienischen Behausungen eingeschlossen. Für die tägliche Fronarbeit von 12 Stunden wurden die Männer mit monatlich 500 Mark abgespeist. Eine der Firmen hatte ihre Arbeitnehmer in Südosteuropa über Annoncen rekrutiert. Die Entsendung nach Deutschland mußten diese sich dann auch noch mit dem Viereinhalbfachen eines heimischen Monatslohns erkaufen. Die auf einer süddeutschen Baustelle angetroffenen Männer hatten zuletzt im Juni 1.500 Mark für 220 Arbeitsstunden und seither lediglich geringe Beträge für den Kauf von Lebensmitteln erhalten.
Die Arbeitsverwaltung verzeichnet laut dem Präsidenten der Bundesanstalt für Arbeit, Heinrich Franke, einen deutlichen Anstieg von Schwarzarbeit und Leistungsmißbrauch. So mußten allein in den alten Bundesländern 1990 rund 315.000 und 1991 etwa 332.000 Ermittlungsverfahren eingeleitet werden. Für 1992 wird mit 350.000 Verfahren gerechnet. es
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