Wie die „Identitäre Bewegung“ sich auf die Strasse traut: Rassistische Inszenierung
Eine Aktionsgruppe der „Identitären Bewegung“ hat am vergangenen Wochenende am Hamburger Hauptbahnhof gegen die ihrer Ansicht nach „verfehlte Einwanderungspolitik der Regierung“ protestiert. Die Männer und Frauen positionierten sich als „Willkommensklatscher“ auf einem Bahnsteig, um Beifall von den Umstehenden zu provozieren. Dieser Beifall sei der Beweis, „dass die Verehrung der ‚Flüchtlinge‘ als Heilige und der selbsttherapeutische Ablasshandel der Schuldkultur tief in den Köpfen der Menschen sitzen“, hieß es auf ihrer Facebookseite.
Sie beendeten schließlich ihre „plakative Selbstkasteiung“ und hielten den Wartenden Schilder mit „Attentäter“ oder „Terroristen und Frauenschänder aller Herren Länder“ vor. Diese Aktion fand auch in Frankfurt und München statt. Ihr Fazit: „Die überraschende Wende und das offene Skandieren der Protesthaltung gegen diese Politik weckten die Reisenden aus ihren multikulturellen Tagträumen.“
Die „Identitäre Bewegung“, die zum Spektrum der “Neuen Rechten“ gezählt wird, geht von einer einheitlichen europäischen Kultur aus, deren „Identität“ etwa von „Islamisierung“ bedroht wird. Die Mitglieder suchen auch in Deutschland zunehmend die politische Konfrontation auf der Straße – und nicht mehr nur im Netz. Seit 2012 ist die „Identitäre Bewegung Deutschland“ bei Facebook vertreten und binnen Tagen hatte diese Gruppe mehr als 2.000 Fans. In der neu-rechten Szene von der Wochenzeitung „Junge Freiheit“ bis zum „Institut für Staatspolitik“ war man damals höchst erfreut.
arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland.
Knapp ein halbes Jahr später klagte jedoch der Gründer des „Instituts“, Götz Kubitschek: „Wenn nicht rasch ein personell entscheidender Schritt gelingt, kommt die Identitäre Bewegung Deutschland an ihr Ende, bevor sie so recht mit ihrer Arbeit begonnen hat.“ Es müssten „Leute her, die bereit sind, Konsequenzen für ein ganzes Leben zu ziehen“. Diese Leute sind mit den Aktivisten, die auf die Straßen gehen, nun offenbar da.
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