Wie die FDP regieren will: Raus aus Banken, rein in die Atomkraft
In ihrem Wahlprogramm fordern die Liberalen, teilverstaatlichte Unternehmen schnell wieder zu privatisieren. Atomkraftwerke sollen bleiben, Online-Durchsuchungen nicht.
BERLIN taz Die FDP will Banken, bei denen sich der Staat wegen der Finanzkrise finanziell beteiligt, so schnell wie möglich wieder privatisieren. Dazu will die Partei, sollte sie nach der Bundestagswahl mitregieren, einen "Reprivatisierungsrat" einsetzen. Es müsse ein "klares Ausstiegsszenario" geben, erklärte der FDP-Generalsekretär Dirk Niebel am Dienstag bei der Vorstellung des Wahlprogramms seiner Partei.
Bankmanager müssten gegebenenfalls "persönlich wie finanziell die Konsequenzen tragen", sagte Niebel. Der Bundesbank solle die zentrale Verantwortung für die Bankenaufsicht in Deutschland zukommen.
Trotz der stark gestiegenen Staatsausgaben hält die Partei am Ziel fest, nach der Wahl eine "umfassende Steuerstrukturreform" durchzusetzen. Steuersätze von 10, 25 und 35 Prozent sollen demnach die Gesetzgebung vereinfachen und die Steuerzahler finanziell entlasten. Jeder Bürger, Erwachsene wie Kinder, soll einen steuerlichen Freibetrag von 8.004 Euro erhalten. Eine vierköpfige Familie soll nach Anrechnung aller Pauschalen und Abzugsmöglichkeiten erst ab einem Jahreseinkommen von 40.700 Euro Steuern zahlen müssen.
Ein pauschal gezahltes "Bürgergeld" soll viele soziale Geldleistungen bündeln und ersetzen, beispielsweise das Arbeitslosengeld II, Sozialgeld, Grundsicherung, Sozialhilfe, Kinderzuschlag und Wohngeld. Ein Alleinstehender ohne Kind soll so im Schnitt 662 Euro pro Monat erhalten.
Das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung will die Partei im Grundgesetz verankern. Die von der Bundesregierung beschlossene Vorratsdatenspeicherung bei Internet- und Telefon-Verbindungen will die FDP bis zur Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts aussetzen, ebenso heimliche Online-Durchsuchungen privater Computer.
Den Gesundheitsfonds, der die Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung bündelt, will die FDP wieder abschaffen. Dasselbe gilt für den unter Rot-Grün beschlossenen Ausstieg aus der Atomenergie.
MATTHIAS LOHRE
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
Berliner Sparliste
Erhöht doch die Einnahmen!
Gewalt an Frauen
Ein Femizid ist ein Femizid und bleibt ein Femizid
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag