Wie beim Jugendgarten : Beirat will über Stadionbad abstimmen lassen
Planschen per Plebiszit
Vor sieben Jahren hatte man ein eigenes Jugendparlament ins Leben gerufen, das Ideen für ein ziemlich revolutionäres Vorhaben sammeln sollte: den Jugendgarten, die Chill-Out-Zone für Kids in der Pauliner Marsch, die im August 1999 eröffnet wurde. „Damals sind wir auf den Geschmack gekommen“, sagt Viertel-Bürgermeister Robert Bücking. Jetzt plant der Beirat Mitte/Östliche Vorstadt erneut, im Viertel ein Projekt per Demokratie durchzusetzen. Zufällig ist es Bückings Lieblings-Projekt: der „Badeteich“, der anstelle des Stadionbades entstehen soll.
Für 2,5 Millionen Euro soll aus dem stark renovierungsbedürftigen Stadionbad ein 50 mal 120 Meter großer Freibad-Teich werden. Er würde sich zur Weserpromenade hin öffnen und zudem in kalten Monaten als Spielplatz oder Schlittschuh-Fläche zugänglich sein. Die Kosten für das ökologisch-praktische Projekt sollen genauso hoch sein wie die für die Renovierung des Stadionbades – das sich durch den Umbau zudem verkleinern würde.
Kaum war Bückings Plan öffentlich geworden, sammelten sich auch schon Gegner: die CDU und die Sportvereine. Sie fürchteten, keine Wettkämpfe mehr im Badeteich ausschwimmen zu können.
Um etwaige Gegner einzubinden, will der Beirat jetzt, so Bücking, „eine große demokratische Initiative“ starten. Dafür müssten die beiden in Konkurrenz stehenden Projekte – Badeteich und renoviertes Stadionbad – erst mal „vergleichbar“ werden. Sprich: Die Bremer Bäder und das Sportressort sollen beide Modelle parallel bis zum Vorentwurf entwickeln, die Kosten ganz genau ausrechnen und Modelle bauen lassen, damit alles anschaulicher wird.
„Die Modelle könnte man im Sommer im Stadionbad an einem Info-Point ausstellen, damit sich jeder ein Bild von den Projekten machen kann“, erklärt Bücking. Auch Schulen und Vereine sollen eingebunden werden. Schließlich soll eine große Fragebogenaktion quasi darüber abstimmen, ob das Viertel nach der Winterpause im Mai 2005 in Chlor oder in Weserwasser anbadet. Bücking: „Das ist eine Angelegenheit der Bürger. Da liegt es auf der Hand, dass der Kundenwunsch für uns von Bedeutung ist.“
Klar ist: Im bevorstehenden Bürgerschaftswahlkampf soll das Projekt nicht zerredet werden. Deshalb will Bücking die nächsten Wochen nur dazu nutzen, die Bürgerbeteiligung von einer Stiftung organisieren zu lassen.
Und: Natürlich muss auch das Geld her. Demokratie ist teuer. Vorzeigbare Entwürfe, vielleicht ein kleines Büro und ein Bade-Koordinator, der den Prozess managt, müssten bezahlt werden. Zunächst hofft Bücking aber erst mal auf eins: „Das ist doch ein fairer Prozess, auf den sich auch die CDU einlassen sollte“. ksc