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Archiv-Artikel

Wie bei den Goten

Betr: „Nie mehr Schule“, taz nord, 1. Juni 2005

Dass wir mit der niedersächsischen CDU-Regierung eine Bildungspolitik im Retrostyle der 50er Jahre beschert bekommen haben, ist für uns Mütter schon schwer genug mit den Anforderungen durch Familie und Beruf zu vereinbaren. Aber die gemeinsame Haltung des Lehrerkollegiums und Herrn Busemanns, der voll auf die pädagogische Fachkompetenz der Lehrer setzt und mit „preußischer Strenge“ und „hart wie Kruppstahl“ Schulverweise gegen drei Abschlussklässler durchsetzen will, scheint ja ideologisch noch älter zu sein. Man muss sich nur vorstellen, dass das Bildungskonzept vielleicht noch frühere, geschichtliche Wurzeln hat!

Nichts gegen die Goten, Germanen und Franken, aber sie wussten auch noch nichts vom Korintherbrief. Darin steht ein pädagogisches Konzept, das sich über Jahrtausende bewährt hat und erfrischend neu und verlässlich ist. „Wenn ich mit Menschen- und mit Engelszungen redete und hätte die Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle. ( ) Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, sie verhält sich nicht ungehörig, ( ), sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet nicht zu.( ) Denn unser Wissen ist Stückwerk und unser prophetisches Reden ist Stückwerk. ( ) Als ich ein Kind war, da redete ich wie ein Kind und dachte wie ein Kind und war klug wie ein Kind …“

Weiß ich denn, ob sich meine Kinder 24 Stunden lang 100 Prozent korrekt verhalten? Wenn Kindern durch eine Abschlussfahrt der Abschluss in Gefahr gerät, überlege ich mir das nächste Mal genauer, ob ich sie mitfahren lasse. Himmel, die könnten sich ja die ganze Zukunft verbauen!

DANIELA SELBERG, Hannover