Widerstand gegen Ingelheimer Aue: Kohlekraftwerk für Banken zu heikel
Das Mainzer Kohlekraftwerk Ingelheimer Aue scheint mangels Krediten zu scheitern. Bestätigt hat das der Investor noch nicht. Aber die Kohlegegner jubeln.
FREIBURG taz | Der Bau des umstrittenen Kohlekraftwerks Ingelheimer Aue in Mainz steht offenbar vor dem Aus. Der Grund: Den Banken ist die Finanzierung zu heikel. Der Investor, die Kraftwerke Mainz-Wiesbaden AG (KMW), wollte das am Donnerstag zwar so deutlich nicht bestätigen.
Doch das Unternehmen ließ immerhin wissen, dass "ein Element aus der ursprünglichen Finanzierungskonstruktion nicht mehr zur Verfügung" stehe. Die Kosten der 820-Megawatt-Anlage sind auf 1,2 Milliarde Euro veranschlagt. Das Kraftwerk sollte ursprünglich 2013/2014 in Betrieb gehen.
Die Initiative KoMa - Kohlefreies Mainz hatte von fünf Banken - darunter große Institute wie die Commerzbank und die KfW - die schriftliche Information erhalten, dass sie dieses Kraftwerk nicht finanzieren würden. "Bei dem Projekt hat in den letzten Tagen eine enorme Erosion stattgefunden", freut sich nun KoMa-Vorsitzender Christof van den Bruck.
Ausschlaggebend dafür ist auch der große Widerstand vor Ort. Denn nicht nur Umweltorganisationen vom BUND bis zu Ärzte-Initiativen in Mainz und Wiesbaden kämpfen seit drei Jahren gegen das Projekt. Auch in den beiden angrenzenden Städten lehnen die Gemeinderäte das Projekt mehrheitlich ab. Und dabei reicht der Widerstand weit ins konservative Lager hinein.
In Wiesbaden hatte die Stadt frühzeitig darauf hingewiesen, dass "für die im Umkreis des Kraftwerks lebenden Menschen durch die erhöhte Schadstoffbelastung gesundheitliche Risiken entstehen". Denn das Kraftwerk werde 500 Tonnen Feinstaub pro Jahr ausstoßen, dessen "Gefährlichkeit außer Frage" stehe.
Zudem werde der Bau "eine erhebliche Beeinträchtigung des Landschaftsbildes bewirken". Entnervt ließen die KMW am Donnerstag wissen, dass "der Widerstand von beiden Landeshauptstädten gegen das Projekt bei den Finanzierungsgesprächen nicht gerade förderlich" sei.
Selbst ehemalige Partner des Projektes sind in letzter Zeit auf Distanz gegangen. Im Mai hatte die Darmstädter HEAG Südhessische Energie AG zusammen mit ihrer Vertriebstochter Entega mitgeteilt, dass sie "aus ökologischen, ökonomischen und unternehmensstrategischen Gründen" die Option des Strombezugs aus dem geplanten Kraftwerk nicht in Anspruch nehmen würden. Die KMW betonte daraufhin, sie sehe den Rückzug der beiden Versorger "mit großer Gelassenheit".
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Iran als Bedrohung Israels
„Iran könnte ein Arsenal an Atomwaffen bauen“
Rücktritte an der FDP-Spitze
Generalsekretär in offener Feldschlacht gefallen
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“