Die Jugend ist die schönste Zeit des Lebens. Und die schwierigste. Egal, woher du kommst, wo du lebst und wie behütet du aufwächst. Es lauern große Leidenschaften sowie die Suche nach Stellung und Orientierung. André Téchiné, einer der ganz Großen des französischen Kinos, inszeniert in „Quand on a 17 ans“ die Geschichte zweier faszinierend ungleicher Jungs auf der Schwelle zum Erwachsenwerden.
Tom (Corentin Fila) und Damian (Kacey Mottet Klein) gehen in dieselbe Klasse des Gymnasiums in einer Kleinstadt in den französischen Bergen – womit ihre Gemeinsamkeiten fast schon aufhören. Die beiden beäugen und prügeln sich bei jeder Gelegenheit. Und kommunizieren auch mit dem Rest der Klasse kaum. Warum?
Tom wechselte von der Landwirtschaftsschule auf das Gymnasium. Er ist ein verschlossener, gut aussehender Junge. Sein Rückzugsgebiet sind die Berge. Die Natur strahlt in Téchinés Spielfilm eine unergründbare, aber auch unverrückbare Konstante aus. Bewaldete, in Nebel getauchte Gebirgszüge, baumlose Höhenzüge im Schnee. Tom durchquert diese Wildnis auf einsamen Märschen.
Als Kind maghrebinischer Herkunft wurde er von einfachen, liebevollen Bergbauern adoptiert. Der junge Mann kümmert sich neben der Schule auch um das Vieh – deutlich attraktiver für ihn als Mathematik. Seine dunkle Haut bildet einen Kontrast, als er sich im Schnee entkleidet und nackt in einen eisigen Bergsee springt.
Berlinale 2016
Der „Goldene Bär für den besten Film“ ging an „Fuocoammare“. Der Preis ist ist die höchste Auszeichnung der Internationalen Filmfestspiele in Berlin. „Fuocoammare“ hält das Leben der Menschen auf Lampedusa fest. Er wurde erstmals am 13. Februar im Wettbewerb der Berlinale gezeigt.
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Blitzlichtgewitter, ein selbstfahrendes Auto und jede Menge Stars – das war die Berlinale 2016. Am Sonntag geht sie zu Ende.
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Silberne Bären bekamen Majd Mastoura als „Bester Darsteller“ in „Inhebbek Hedi“ und Trine Dyrholm als „Beste Darstellerin“ in „Kollektivet“ (v.l.). Außerdem erhielt Danis Tanovic den „Silbernen Bären Großer Preis der Jury“ für seinen Film „Smrt u Sarajevu“. Der „Silberne Bär Alfred-Bauer-Preis“ ging an den Film „Hele Sa Hiwagang Hapis“ von Lav Diaz.
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Preisträgerin Mia Hansen-Love ist glücklich über ihren Silbernen Bären für die beste Regie von „L'avenir“. Auch Tomasz Wasilewski erhielt einen für das Beste Drehbuch von „United States of Love“. Auch Mark Lee Ping-Bing konnte sich glücklich schätzen: Er erhielt einen „Silbernen Bären für eine Herausragende Künstlerische Leistung“ in „Crosscurrent“.
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Kameramann Michael Ballhaus hat den Goldenen Ehrenbären für sein Lebenswerk bekommen. Sein Markenzeichen: 360-Grad-Kamerafahrten. Bei der Preisverleihung wurde auch „Gangs of New York“ mit Leonardo DiCaprio und Cameron Diaz gezeigt.
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Meryl Streep erhielt 2012 auch einen Goldenen Ehrenbären für ihr Lebenswerk. Die dreifache Oscar-Gewinnerin war in diesem Jahr die Präsidentin der internationalen Jury. Diese verleiht den Goldenen und den Silbernen Bären der Berlinale. Die US-Schauspielerin ist derzeit im Film „Suffragette“ zu sehen.
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Nur durch seine bloße Anwesenheit stach George Clooney bei der Eröffnung der Berlinale am 11. Februar hervor. Selfies mit Fans zu machen gehört zur Berlinale einfach dazu. Clooney spielt die Hauptrolle im Film „Hail, Caesar!“ und zeigte sich mit seiner Frau Amal Alamuddin auf dem Roten Teppich. Am 12. Februar sprach er mit Kanzlerin Angela Merkel über die Flüchtlingskrise.
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In „Hail, Caesar!“ mimt George Clooney den Hollywoodstar Baird Whitlock. Der Film von den Coen-Brüdern entführt den Zuschauer in eines der großen Filmstudios im Hollywood der frühen Fünfzigerjahre. 2011 eröffneten die Coens bereits mit „True Grit“ die Berlinale. „Hail, Caesar!“ ist seit dem 18. Februar in den deutschen Kinos zu sehen.
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Der deutsche Filmstar Daniel Brühl erregte ebenfalls Aufsehen, als er zur Eröffnungsgala der Berlinale in einem selbstfahrenden Auto erschien. Zudem spielt er im Berlinale-Film „Alone in Berlin“ einen Kommissar, der die Herkunft von Anti-Hitler Postkarten aufdecken soll. Mit Emma Watson ist Brühl abseits der Berlinale auch im Kinofilm „Colonia Dignidad“ zu sehen.
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Der Künstler Ai Weiwei hat am 13. Februar das Berliner Konzerthaus mit Rettungswesten von der griechischen Insel Lesbos einkleiden lassen. Damit will er auf die Flüchtlinge, die auf ihrer Flucht nach Europa ertrunken sind, aufmerksam machen. Ai Weiwei ist Ehrenpräsident des „Cinema for Peace“, das zeitgleich zur Berlinale stattfand.
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Der einzige deutsche Film im Wettbewerb heißt „24 Wochen“. Was macht ein Paar, bei dessen ungeborenem Kind Trisomie 21 diagnostiziert wird?
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Außerdem war im Wettbewerb: der Film „Chang Jiang Tu“. Kapitän Gao Chun fährt mit seinem Frachter auf dem chinesischen Jangtse flussaufwärts. Er soll die Seele seines verstorbenen Vaters befreien und ist gleichzeitig auf der Suche nach der großen Liebe. Der Film ist am 21. Februar im Haus der Berliner Festspiele zu sehen.
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Johnny Oritz ist erst 19 Jahre alt und hat bereits seine erste Hauptrolle im Film „Soy Nero“, der im Wettbewerb gezeigt wurde. Darin verkörpert er den mexikanischen Jungen Nero, der US-Bürger werden will. Oritz hat eine besondere Verbindung zum Thema: Seine Familie ist auch in die USA migriert.
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Der Schauspieler Gérard Depardieu bewarb am Freitag „Saint Amour“. Der Film gewann keinen Bären, er lief außer Konkurrenz.
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Auch Damien, der im Tal wohnt, will härter und männlicher sein, als er es mit seinen 17 Jahren ist. Er ist sehr weiß, wirkt – auch wenn er zum Boxen geht – etwas linkisch. Im Ohr trägt er einen grünen Knopf. Im Unterricht rezitiert er pathetisch ein Rimbaud-Gedicht.
So erinnert Téchinés Titel „Quand on a 17 ans“ wohl nicht zufällig an die Anfangszeile eines Rimbaud-Gedichts von 1870: „On n’est pas sérieux, quand on a dix-sept ans“. Die diffusen, existenziellen Leidenschaften ihres empfindsamen Sohnes Damien versucht auch Landärztin Marianne (Sandrine Kiberlain) zu verstehen.
Die Landärztin ist schlau, einfühlsam, auf spezielle Art cool. Als Toms schwangere Mutter ins Krankenhaus muss, holt sie diesen vom Bauernhof zu sich und Damien. Und beweist nebenher, wie leicht Lernen mit ein wenig Förderung funktioniert.
Die Kamera in Téchinés Film zoomt dicht an die Gesichter seiner überzeugenden Darsteller heran. Sie zeigt die schwankende Gefühlswelt seiner Protagonisten, ohne sie bloßzustellen. Téchinés Regie bleibt zurückhaltend, tastend. „Quand on a 17 ans“ enthält im Kleinen vieles, was Frankreich, Europa und die Welt heute bewegt. Und vereint dabei glückliche und traurige Momente. Die Landärztin ermuntert ihren Sohn, er müsse mehr vertrauen zu sich und seinem Leben haben. Was gegen Ende diese berührenden Films gerade auch für sie selber gilt.
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