piwik no script img

Werder ohne Manager„Jeder Mensch ist zu ersetzen“

■ Werder sucht nach Lemkes Abgang einen neuen Manager

Die Führung des SV Werder Bremen muß nach dem Wechsel des langjährigen Managers Willi Lemke in die Politik mehrer Posten neu besetzen. Der 52jährige wird Bildungssenator und kann deshalb seine Managertätigkeit beim Fußballbundesliga-Klub nach 18 Jahren nicht mehr fortsetzen (siehe Seite 21 und 8 sowie das Portrait über Willi Lemke auf der Seite 10). Außer einem Manager will der SV Werder für die Zukunft auch einen Sportdirektor verpflichten. „Es wird keinen klassischen Willi Lemke mehr geben. Ein Manager soll für das Marketing zuständig sein, der andere für die sportlichen Dinge“, sagte Lemke am gestrigen Montag.

Der Manager verläßt den Verein in einem für ihn günstigen Moment: „Der SV Werder befindet sich in einer totalen Umstrukturierung. Der Pokalsieg vor zehn Tagen war für mich die Bestätigung meines Entschlusses. Er hat mir den Abschied erleichtert.“

Schon nach dem unerwarteten Endspielsieg gegen den FC Bayern München in Berlin hatte Lemke mit Scherf und Klubpräsident Franz Böhmert über eine Rückkehr in die Politik gesprochen. „Wir haben uns geeinigt. Ich bin sehr traurig. Lemkes Bilanz könnte gar nicht besser sein“, bedauerte Böhmert den Verlust seines Angestellten.

Lemke kam am 11. November 1981 zum SV Werder. Otto Rehhagel war schon seit sieben Monaten dort Trainer. In der Ära Rehhagel/Lemke erlebte der Verein seine erfolgreichsten Jahre mit zwei deutschen Meistertitel (1988 und 1993), zwei DFB-Pokalsiegen (1991 und 1994) sowie dem Gewinn des Europapokals der Pokalsieger 1992.

„Ich bin wirklich der Butler von Otto. Ich halte allen Sturm und Regen von ihm und der Mannschaft fern. Wenn er einen Papagei will, dann besorge ich einen weißen und bunten zur Auswahl, hatte Lemke einmals sein nicht immer einfaches Verhältnis zu Rehhagel beschrieben.

Der Werder-Manager kultivierte in der Zeit wiederholt das Schauspiel zwischen den „armen Bremern“ und den „reichen Bayern“. Er und sein Münchener Kollege Uli Hoeneß lieferten sich mediengerechte Duelle.

Lemke hinterläßt einen wirtschaftlich gesunden Verein. „Jeder Mensch kann ersetzt werden“, sagte er auf Nachfrage.

Der ehemalige Manager hat in der Vergangenheit maßgeblich daran mitgewirkt, daß der 100 Jahre alte Fußball-Klub grundlegend reformiert wird. Der Verein will am 30. Juni auf einer Außerordentlichen Mitgliederversammlung eine neue Führungsstruktur beschließen und einen Aufsichtsrat wählen. Vereinspräsident Böhmert, der seinen Rücktritt angekündigt hat, schlug Lemke für einen der sieben Sitze im Aufsichtsrat vor. Der Ex-Manager nahm das Angebot an: „Natürlich mache ich das. Ich habe keine Probleme, als Bildungssenator dem Verein ehrenamtlich verbunden zu bleiben.“

Künftig wird es, wie berichtet, beim SV Werder Bremen neben einem Manager für den Bereich Marketing auch einen Sportdirektor geben. Beide Stellen sind noch vakant. „Ich habe schon einen Nachfolger für Willi im Visier“, sagte Werder-Präsident Franz Böhmert gestern auf Nachfrage nannte aber keine Namen. Als Kandidat für den Posten des Sportdirektors wird noch immer Klaus Allofs gehandelt. dpa

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen