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Werder gegen GenuaIn die Champions League gerettet

In buchstäblich letzter Minute schoss Marcus Rosenberg die Bremer in die Verlängerung. Und eine 2:3-Niederlage gegen Genua reichte schließlich für die Teilnahme an Europas Spitzenwettbewerb.

Claudio Pizarro (2.v.r.) feiert mit seinen Teamkollegen Marko Arnautovi (l-), Clemens Fritz and Markus Rosenberg (r.) seinen Treffer, der den Einzug in die Champions League ermöglichte. Bild: rtr

GENUA dpa | Die Spieler lagen sich in den Armen, die mitgereisten Fans feierten auf der Tribüne das späte Glück: In einem Fußball-Krimi hat sich Werder Bremen trotz einer 2:3-Niederlage in die Champions League gerettet. Das Aus bereits vor Augen, schoss ausgerechnet der fast schon ausgemusterte Markus Rosenberg (90.+3) den Fußball-Bundesligisten in die Verlängerung, ehe Claudio Pizarro den entscheidenden Treffer (100.) erzielte. In der Addition mit dem 3:1-Sieg im Hinspiel schaffte das Team von der Weser zum dritten Mal über die Qualifikation den Sprung in den wichtigsten europäischen Clubwettbewerb.

"Am Anfang haben wir im Prinzip alles falsch gemacht", sagte der glückliche Trainer Thomas Schaaf: "Wir haben lange gebraucht, um Sampdoria ins Stoppen zu bekommen. In der zweiten Halbzeit und danach waren wir stark." Der Coach hatte angesichts der Gesamtergebnisses vor allem Grund zum Lob: "Die Mannschaft kommt immer wieder. Das ist eine große Qualität."

Die Werder-Spieler hatten selber kaum mehr an die Wende geglaubt, als Rosenberg in der Nachspielzeit abzog und völlig überraschend ins Tor traf. Den zuvor so stimmgewaltigen Sampdoria-Fans verschlug es die Sprache, die Bremer gewannen neue Hoffnung und setzten in der Verlängerung nach. Die Treffer von Giampaolo Pazzini (8. und 13. Minute) sowie Antonio Cassano (85.) waren für den Vierten der italienischen Meisterschaft zu wenig.

Für Werder bedeutet die Champions League garantierte Einnahmen von rund 15 Millionen Euro. Durch den vorherigen Verkauf von Mesut Özil sicherte sich der Bundesligist innerhalb einer Woche insgesamt rund 30 Millionen Euro. Einen Teil des Geldes wird der Club investieren. Vor allem für die Abwehr suchen die Bremer nach Alternativen.

"Werder ist ein großer Gegner und hat uns in die Verlängerung gezwungen", sagte Sampdoria-Trainer Domenico di Carlo. "Es ist sicher schwer, sich davon zu erholen." Trotz des bitteren Ausgangs war er mit seiner Mannschaft nicht unzufrieden. "Sie haben Großartiges geleistet", lobte er seine Spieler, die von den Genua-Fans trotz des Ausscheidens nach dem Abpfiff mit stehenden Ovationen gefeiert wurden.

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3 Kommentare

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  • U
    Urgestein

    Wieso kommen hier seit 2 Tagen keine Kommentare mehr rein - oder gilt das nur für die Werder-kritischen?

  • U
    Urgestein

    Gestern schrieb ich hier nen kritischen Kommentar zu Werder. Wo ist der wohl hin?

     

    Never mind, hier ist der zweite Versuch:

     

    Werder wird in der CL sang- und klanglos untergehen, der Kader ist schlicht nicht konkurrenzfähig. Gegen ein italienisches Durchschnittsteam half nur eine Riesenportion Glück und ein bereits ausgemusterter Rosenberg, der nur ran durfte weil für Wagner das Ersatztrikot nicht rechtzeitig besorgt werden konnte...

     

    Keine Geldverschwendung, keine Schulden?

     

    Aus der CL wurden in den letzten 7 Jahren rund 100 Mio Euro eingenommen. Davon ist praktisch nichts übrig, die Verkäufe von Diego und Özil (zusammen rund 40 Mio Euro) halfen zumindest die negative Transferbilanz der letzten Dekade auszugleichen. Wome, Vranjes, Sanogo, Rosenthal, Fahrenhorst, Alberto, Tosic, Husejinovic - Spieler, die zum Teil für sehr viel Geld geholt wurden und dann die Erwartungen nicht erfüllen konnten, gnadenlos floppten. So etwas passiert nicht nur bei Werder, aber eben AUCH bei Werder. Das Management ist in dieser Hinsicht also keineswegs besser als anderswo.

     

    Kein Skandale?

     

    Erinnern wir uns nur an den Fall C. Alberto, der im Sommer 2007 für eine Rekordablöse von ca. 9 Mio Euro aus Brasilien geholt wurde (inklusive der Schmiergelder an seine Familie und seines täglich wachsenden "Berater"stabes). Im Herbst 2007 musste er wochenlang stationär behandelt werden, angeblich wegen einer ominösen "Schlaflosigkeit", vermutlich aber wegen Drogenmissbrauchs, sämtliche Grössen der Bremer Halb- und Unterwelt sollen bei ihm ein und aus gegangen sein. Im Januar 2008 wurde er schliesslich innerhalb weniger Stunden von Allofs nach Südamerika abgeschoben, nachdem Gerüchte um eine Strafanzeige wegen einer Vergewaltigung in seiner Wohnung während einer Party Anfang Dezember, bei der auch ein halbes Dutzend Werder-Profis anwesend gewesen sein soll, durchsickerten. Durch die Verfrachtung Albertos gerieten die Ermittlungen ins Stocken und verliefen schliesslich im Sande.

     

    Oder wie war das mit Klasnic, der die jahrelange Fehlbehandlung der medizinischen Abteilung bei Werder Bremen schliesslich mit einer Nierentransplantation bezahlen musste. Seine durchschnittliche Lebenserwartung hat sich dadurch um ca. 20 bis 25 Jahre reduziert. Die Spuren dieses "Versagens" führen bis ins Management, werden wohl aber nie wirklich aufgeklärt werden. Noch als Angestellter der Werder GmbH wurde er unter Androhung personalrechtlicher Konsequenzen zu einer Unterlassungserklärung gezwungen, in der er seinen Arbeitgeber in allen wesentlich Punkten freizusprechen hatte. 2008 errang Klasnic in einem von ihm angestrengten Verfahren gegen die medizinische Abteilung einen Teilerfolg, der Prozess dauert noch an.

     

    Der größte Standortvorteil Bremens besteht mutmaßlich in der lokalen Presselandschaft. Sie wird dominiert von einer Zeitung, deren Sportredaktion in der Regel so schreibt, als handele es sich um die Pressestelle der Werder GmbH. Wenn in München ein Spieler eine Tür im Trainingstrakt etwas zu laut zufallen lässt, wenn in Hamburg der Co-Trainer sein T-Shirt auf links trägt, so berichtet der ansässige Blätterwald wenigstens die halbe Woche in allen Schattierungen darüber. In Bremen, so scheint es, wandert jeder Artikel zunächst zur Gegenzeichnung über Allofs Schreibtisch.

     

    Jetzt hat man dort also wieder 30 Mio "auf der hohen Kante", obwohl die eine Hälfte das chronische Transferminus der letzten Jahre auszugleichen hätte und die andere Hälfte größtenteils erst am Saisonende überwiesen wird.

     

    Aber auch dieser Betrag wird bei weitem nicht ausreichen, den Kader für die CL flott zu bekommen. Baustellen gibts in allen Mannschaftsteilen, die Abwehr ist nur noch ein Torso ohne Naldo, die Aussenverteidiger genügen Bundesliganiveau nur selten. Im Mittelfeld fehlt Kreativität und Durchschlagskraft im Spiel nach vorne, Arnautovic fällt nur durch Eskapaden abseits des Platzes auf, Borowski ist an guten Tagen wenigstens noch ein Schatten seiner selbst, oft aber noch blasser, der Sturm generell zu dünn besetzt, was bei den Ausfällen von Hunt und Almeida in Genua schon dicht an die erste echte Katastrophe der Saison führte.

     

    Chancenlos in der CL, im Pokal droht das frühe Aus in der zweiten Runde und in der Liga muss man sich bereits nach einem Platz im Mittelfeld strecken. Bremen blüht eine triste Saison. Da hilft auch alle Schönfärberei nichts.

  • H
    Hamburger

    Was wäre der deutsche Fußball ohne diese wahnsinnigen Werderkrimis? Werder Bremen, ein Sybol für Werte und Beständigkeit! Keine Geldverschwendungen für neue Profis, keine Schulden keine Skandale und das alles Dank eines erstklassigen Managements.