piwik no script img

WerbungCharité braucht Krisenexperten

Die Uniklinik beauftragt die PR-Agentur Scholz & Friends mit der Öffentlichkeitsarbeit zur Sanierung ihres Bettenhochhauses in Mitte.

1984 noch brandneu: das Bettenhochhaus der Charité Bild: dpa

„Die Sanierung des Bettenhochhauses wird großes öffentliches und mediales Interesse hervorrufen“, glaubt die Charité. „Die Großbaustelle birgt Chancen und Risiken, daher möchte die Charité alle internen und externen Zielgruppen in der Bauphase ansprechen und mitnehmen“, heißt es in der Ausschreibung, mit der die Uniklinik nach „PR-Experten“ gesucht hat. Drei Unternehmen bewarben sich, die Charité entschied sich für die Werbe- und PR-Agentur Scholz & Friends. Wie viel die Öffentlichkeitsarbeit kostet, teilte die Charité nicht mit.

Das gut 80 Meter hohe Hochhaus mit seinen 800 Betten wird ab Herbst 2013 voraussichtlich drei Jahre lang kernsaniert und erhält eine neue – weiße – Fassade. Das Gebäude wurde 1982 in Ostberlin errichtet und ist seit Jahren marode. Für die Patienten entsteht auf der anderen Seite der Luisenstraße ein vierstöckiger Behelfsbau, der aus 150 containerartigen Modulen zusammengesetzt wird. Durch einen Tunnel werden die Patienten von dem Behelfsgebäude zur Operation und wieder zurück geschoben. 185 Millionen Euro sind insgesamt für die Sanierung des Bettenhauses veranschlagt, davon drei Millionen Euro Miete für den Behelfsbau.

Die Charité befürchtet offenbar, dass bei dem Umbau nicht alles glatt laufen wird. Die PR-Experten sollen nämlich auch ausdrücklich für „Krisenkommunikation“ zuständig sein. Ansonsten machen sie das übliche Geschäft der Öffentlichkeitsarbeit: „zielgruppengerechte Ansprache (Mitarbeiter, Patienten, Politik, Anrainer, etc.)“ oder „Erstellung von Printprodukten“. Gefordert ist auch „Storytelling“, also die Fähigkeit, auch die schlechtesten Nachricht noch durch die Einbettung in eine schöne Geschichte in ein besseres Licht rücken zu können.

Klaus Dittko, Geschäftsführer des PR-Bereichs von Scholz & Friends, nutzte bereits die Gelegenheit, um sein Können unter Beweis zu stellen. Zum Gewinn des Auftrags teilte er mit: „Dialog und Transparenz werden die Grundpfeiler der Kommunikation bilden, um die Akzeptanz für die Baumaßnahmen bei allen Stakeholdern zu stärken.“ Das hört sich doch wirklich gut an, nicht wahr?

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

1 Kommentar

 / 
  • W
    Womper

    Ach Sebastian,

    bitte werde kompetent, bevor du einen Artikel über Kommunikation schreibst. Die sogenannte Krisenkommunikation gehört zu jeder professionellen Kommunikation dazu. Das ist ganz normal.

    Schreierisch sollte eigentlich nur die Bild sein, von der der taz erwarte ich Kompetenz.