Werbung auf Facebook: Like it?

Facebook will mehr personalisierte Werbeanzeigen und die Nutzer selbst zu Werbeträgern machen. Gleichzeitig kommt von Sicherheitsexperten Kritik an dem Netzwerk.

Sie haben vor zu heiraten? Und posten dies bei Facebook? Dann können Sie bald mit noch mehr personalisierter Werbung rechnen. Bild: screenshot: http://facebook-studio.com

Facebook kostet bekanntlich nichts. Das Geschäftsmodell des mit über 500 Millionen Nutzern größten sozialen Netzwerks der Welt basiert vor allem auf Werbung und diese auf den reichlich vorhandenen Daten seiner Nutzer. Um das Reklamegeschäft anzukurbeln hat Facebook nun eine Werbekampagne in eigener Sache gestartet: Das "Facebook Studio" soll vom Kleingewerbetreibenden bis zur Mediaagentur Kunden von personalisierten Anzeigen überzeugen. Gleichzeitig erfindet der Netzriese neue Werbeformen und "optimiert" bereits bekannte Varianten.

So wirbt man unter anderem damit, wie "hochgradig zielgerichtet" Facebook-Werbung sein kann. In einer Broschüre gibt es eine kleine Auflistung: Menschen, die sich gerade verlobt oder verheiratet haben, die gerade Kinder bekommen haben, die bestimmte Aktivitäten "liken", die einer bestimmten Altersklasse angehören oder die gerade die Uni verlassen haben. Facebook nutze dabei stets "authentische Echtzeit-Informationen", die die Menschen in ihre Profile eingegeben hätten. Das sei "unglaublich wirkungsvoll für eine Firma", weil man "Menschen in jenen Momenten in ihrem Leben erreicht, in denen sie besonders viel Interesse an ihren Produkten oder Dienstleistungen" haben. Man könne dabei breit demographisch und geographisch vorgehen oder aber "die spezifischen Likes und Interessen der Leute adressieren".

Der Nutzer wird zum Werbeträger

Andere "spannende Werbeformen", die Facebook bewirbt, ist der ortsbasierte Dienst "Places", bei dem Läden dann jenen Kunden ein Sonderangebot machen können, die besonders häufig "einchecken", also ihre Ortsinfos in die Facebook-Datenbank einspeisen. Ausgebaut werden sollen auch die sogenannten "Sponsored Stories". Dabei wird der Nutzer selbst zum Werbeträger: Gibt er bei Facebook an, dass er gerade bei einer Kaffeekette war oder diese "liked", taucht das mit Namen unter Umständen auch im Nachrichtenstrom bei Freunden auf. "Das ist Mundpropaganda auf dem nächsten Level", so Facebook.

Wenn man bei Facebook Deutschland nachfragt, ob die vielen schönen personalisierten Werbeformen denn mit den hiesigen Datenschutzbestimmungen vereinbar sind, bekommt man momentan nur einen zusammengestückelten Formbrief der PR-Agentur, in der das Unternehmen seine schöne neue Reklamewelt in den schillerndsten Farben ausmalt - die Pressesprecherin ist im wohlverdienten Osterurlaub. "Werbung auf Facebook ist stets ganz eng mit dem sozialen Aspekt der Relevanz verknüpft", reicht die Agenturfrau, die nicht namentlich genannt werden darf, die Firmenlinie weiter.

Zu den umstrittenen "Sponsored Stories" heißt es: "Dabei werden stets sämtliche Privatsphäre-Einstellungen von Facebook eingehalten, das heißt, die Meldungen sind nur für Freunde sichtbar, denen die entsprechenden Beiträge auch sonst angezeigt würden." Immerhin gibt es zum Schluss noch einen Tipp, wie man zumindest abdrehen kann, dass man nicht selbst zum Werbeträger wird: Über "Facebook-Anzeigen" (Facebook Ads) im Einstellungsmenü.

Drei Punkte für mehr Sicherheit

Datenschützer dürfte das eher nicht überzeugen. Kritik an Facebook hagelt es in jüngster Zeit aber auch wieder von anderer Seite, von den Sicherheitsexperten. Per offenem Brief an Facebook schrieb das IT-Security-Unternehmen Sophos, dem Netzriesen fehlten drei entscheidende Punkte, um sicherer zu werden.

Punkt 1, der eher illusorisch klingt: Facebook solle endlich auf Opt-In-Verfahren setzen, den Privatsphärenschutz also standardmäßig anschalten und nicht, wie jetzt, als "Opt-Out" betrachten. "Jedes Mal, wenn eine neue Funktion hinzukommt, die mehr Informationen der Nutzer weitergibt, sollte Facebook davon ausgehen, dass die Nutzer sie nicht angeschaltet haben wollen." Punkt 2 sind die Sicherheitsprobleme bei d en Anwendungsentwicklern: Momentan untersucht Facebook nur stichprobenartig, wer auf seine Plattform darf. "Böse" Apps, Datenschädlinge und Betrug seien die Folge, so Sophos.

Zu guter Letzt fordern die Sicherheitsexperten auch noch ein Einschalten der SSL-Verschlüsselung für die gesamte Facebook-Benutzung. Momentan ist die nur dann eingeschaltet, wenn der Nutzer es explizit selektiert. Das heißt, dass etwa in einem Internet-Café diverse intime Daten im Klartext durchs Netz schwirren. Facebook hat Sophos bislang nicht geantwortet.

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