: Wenn nur der Blick nach nebenan weiterhilft
Am Nachmittag kommen die Gäste zum traditionellen Geburtstagskaffee mit Erdbeertorte. Nur noch den vorbestellten Mürbeteigboden beim Bäcker holen, die letzten Erdbeeren der Saison freuen sich schon. Aber: Bestellung ist verdaddelt. „Sorry … ist auch nicht im System …“
Wie kommt man im ökonomisch schwächelnden Deutschland sonntags an einen Tortenboden? Sieben Aachener Bäcker und Cafés abgeradelt. Dabei Fachsprachnachhilfe für Migrationshintergrundverkäuferinnen („Was ist Totbohn?“). Erfolg: keiner. Das niederländische Vaals nebenan hat auch am Sonntag auf. Im vierten Geschäft einen Vruchtenvlaai (klein, teuer) entdeckt. Früchtefladen. Den zu Hause vom Dosenobst befreit, Erdbeeren drauf, Tortenguss, fertig.
Viele Erdbeeren sind übrig. Der Türke nebenan backt mir einen dünnen Teig. Er lächelt über mein Drama. „Geht aufs Haus.“ Mit Honig bestrichen, Erdbeeren drauf, Gewürze des Orients, Korinthen, Tortenguss. Fusion Bakery.
Vaals
10.000 Einwohner*innen,
nennt sich als Grenzstadt „Aachens kleine Schwester“. Vaals leitet sich von vallis (Tal) ab, mit dem Vaalserberg findet sich auf dem Gemeindegebiet mit 322,7 Metern die höchste Erhebung der kontinentalen Niederlande.
Die vielländrige Tafel hat allen geschmeckt. Der Türke freut sich über das Danke-Stück, „geht auf den Hobby-Bäcker“. Nie mehr banalen deutschen Erdbeerboden. Bernd Müllender
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