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Wenn man beim Sekt 36 Meter hochgehoben wird

Es nieselt an diesem Sonntagnachmittag im August über dem Oder-Havel-Kanal in Niederfinow. Das Fahrgastschiff „Luise“ gleitet in das neue Schiffshebewerk ein – ein Koloss aus Beton, der an die Kulissen von Fritz Langs „Metropolis“ erinnert. Daneben steht das alte Hebewerk, ein riesiges Skelett aus Stahl. Durch die Fenster wirkt die Landschaft wie ein romantisches Gemälde. An Bord dagegen: warme Töne, Plastiktischdecken, Spitzengardinen. „Hier ist es wie bei dir!“, sagt ein Kind zu der in weiß gekleideten Dame um die 70 neben ihm. Sie lacht und erklärt: „Mein Enkelsohn.“ Die ganze Familie sei dabei, ihr Mann und sie würden Goldene Hochzeit feiern.

Im Hintergrund erzählt der Kapitän die Geschichte der beiden Hebewerke und erläutert, wie sie heute gemeinsam arbeiten. Die Schleusentore schließen sich, der Trog setzt sich in Bewegung. Zu­schaue­r*in­nen fotografieren und winken auf Aussichtsplattformen. Plötzlich ertönt das Startsignal und alle verstummen. Ein leichtes Vibrieren ist zu spüren – es geht los. „Na, Prost!“, sagt die Jubilarin, ihr Sektglas in der Hand. Von allen Tischen erheben sich Gäste und stoßen mit ihr an, während die „Luise“ 36 Meter hochgehoben wird. Luciana Ferrando

Niederfinow,

rund 600 Ein­woh­ne­r:in­nen, das Schiffs­hebewerk Niederfinow ist seit 1934 in Betrieb und damit das älteste noch funktionierende seiner Art in Deutschland. Direkt daneben wurde 2022 das modernste Hebewerk Europas gebaut.

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