: Wenn es doch immer noch ein wenig ruhiger geht
Weniger als zehn Sekunden stehen die beiden Damen einander gegenüber und haben schon drei Koseworte ausgetauscht. „Na, meine Süße?“ sagt die eine. „Na, Muckelchen?“, antwortet die andere. „Ja, mein Schatz“, sagt wiederum die erste.
Sie stehen vor der Bäckerei in Zehdenick und nach ihrer Begrüßung gehen sie Menschen aus ihrem Umfeld durch, die zuletzt verstorben sind. Dann geht es um die Schwiegermutter einer Freundin, die gerade im Sterben liegt. Sie vermuten, dass die Freundin trotzdem weiter arbeiten wird, obwohl es doch besser wäre, wenn sie in so schwerer Zeit zu Hause bliebe. „Du kennst sie ja“, sagt die erste. „Rede du doch mal mit ihr“, sagt die zweite.
Zehdenick
13.300 Einwohner*innen.
Die Havelstadt liegt am Berlin-Kopenhagen-Radweg und erfreut das Auge mit seiner hübsch sanierten Stadtkirche und den Altstadtgassen. Der Hintern auf dem Rad allerdings leidet etwas beim pittoresken Kopfsteinpflaster.
„Du wirst mich jetzt auch nicht mehr so oft sehen“, leitet die zweite die Verabschiedung ein. Sie sei wieder aufs Dorf gezogen, dorthin, wo sie aufgewachsen ist. „Wir haben nun sechs Jahre in der Stadt gelebt und ich freue mich richtig, zurück zu sein“, dort sei es einfach ruhiger. „Hier bin ich dann nur noch alle paar Tage, wenn ich zur Physio muss oder zum Einholen.“ Ein Auto? Ach was, das brauche sie nicht, und es sei auch keine große Umstellung, so groß ist Zehdenick auch nicht. „Und der Bus kommt ja alle Stunde.“ Uta Schleiermacher
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen