: Wenn es Applaus für den heiligen Geist gibt
Der kleinen Insel Reiswerder im Tegeler See gegenüber liegt ein Arbeiterstrand, im heißen Sand brutzeln hier sonntags deutsch-deutsche Berliner:innen dicht an dicht mit welchen, deren Vorfahren vielleicht im äthiopischen Tanasee badeten oder im Schwarzen Meer.
Irgendwer hat wummernde Ballermannmusik dabei, einige zischen Schöferhofer Grapefruit aus der Dose, andere verteilen Trauben und Nektarinenspalten an die Handtuch-Nachbarschaft. Hundert Kinder quieken im seichten Wasser, ihre Väter zeigen tätowierte Plauzen oder Muskeln und einige Frauen, was sich im Modesegment „Burkini“ seit der letzten Saison getan hat.
Ein junges Paar und ein reiferer Mann balancieren durch die Menge, alle drei in hellblauen Gewändern, die wie Krankenhauskittel aussehen, gefolgt von einem festlich gekleideten Grüppchen: eine bulgarische Freikirche will mitten im Trubel zwei Neumitglieder taufen. Der Pastor führt das Paar ins Wasser, betet, taucht die Köpfe der beiden in den See, umarmt sie schließlich und legt ihnen die Hände auf den Kopf.
Berlin-Tegel
41.300 Einwohner*innen,
ist ursprünglich industriell geprägt. Im Zentrum des Ortsteils liegt der Tegeler See mit seinen sieben Inseln.
Und die Partymenge drum rum? Klatscht spontan Beifall. Berlin ist eben nur angeblich ein religionsloser Kontinent. Stefan Hunglinger
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