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Wenn auf der Herrentoilette dämliche Poster hängen

Lüneburg ist eine hübsche Stadt. Und sie legen hier Wert auf Traditionen. Wir sitzen zu dritt nach einem Ausflug hungrig und durstig in einem Steakhouse am Marktplatz. Besuchergruppen laufen hinter mittelalterlich verkleideten Leuten her. Der Slogan der Stadt, der weithin sichtbar an der Tourismusinformation hängt, lautet „LüNICEburg“. Voll nett hier also.

Der Kellner bringt die Getränke. Kaum haben wir das Bier halb geleert, steht er da und will neues bringen. Der Mann in unserer Runde fühlt sich genötigt, noch ein Bier zu bestellen, ein großes, nee ein kleines, ach doch lieber ein Alster, handelt er runter, und der Kellner sagt: „Ich gehe mal lieber, wenn ich hier länger stehe, willst du ein Glas warmes Wasser, haha!“ Was eine Frau am Nebentisch gar nicht witzig findet, schließlich habe sie gerade ein Glas warmes Wasser bestellt, ruft sie dem Kellner zu und fordert als Entschädigung Schnaps.

Lüneburg

74.800 Ein­wohner*innen.

Seit November 2021 steht mit Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch von den Grünen der niedersächsischen Hansestadt erstmals eine Frau vor.

Nach dem Essen verschwindet der Mann unserer Gruppe aufs Klo und erzählt dann vom Poster auf der Herrentoilette, das eine fast nackte Frau von hinten zeigt – und drunter steht: „Wir lieben Steaks“. Wir überlegen, ob wir ein Poster mit fast nacktem Mann daneben hängen sollen, auf dem steht: „Wir lieben Lenden“. Oder auch Schnaps als Entschädigung fordern. Ilka Kreutzträger

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