Wenn Blinde Ball spielen

■ Sportangebot für Behinderte / Viele Sportstätten untauglich

Blinde, die Ball spielen? Alles ist möglich. Die Ohren ersetzen die Augen. „Da ist eine Klingel im Ball“, erklärt Klaus Grundmann, Geschäftsführer des Behinderten- Sportverbandes Berlin (BSB). „Aber eigentlich können sie den Ball schon durch das Zischen in der Luft lokalisieren.“ Im Berliner Blinden-Sportverein von 1928 wird nicht nur Torball und Goalball gespielt, auch Schwimmen, Tanzen, Tandemfahren oder Aikido werden angeboten.

Auch sonst ist das Sportangebot für Behinderte in Berlin breit gefächert: wer sich für Kanufahren, Surfen, Rudern oder Segeln interessiert, ist bei der Versehrten-Wassersport-Gemeinschaft an der richtigen Adresse. In der überbezirklichen Frauengruppe des BSB kommen auch Fußballbegeisterte auf ihre Kosten. Über 38 Vereine gehören dem Behinderten-Sportverband Berlin an, darunter der Schwerhörigen-Sport-Klub und die Selbsthilfegruppe von und für Asthmakranke. 5.500 Mitglieder zählt Geschäftsführer Grundmann und meint: „Es könnten ruhig mehr sein.“

Die Zusammenarbeit mit Sportvereinen Nicht-Behinderter intensiviert sich allmählich. „Bei uns melden andere Sportvereine ihre behinderten Sportler an, damit sie an Wettkämpfen teilnehmen können. Eine Reihe von Vereinen baut eigene Behindertenabteilungen auf“, so Grundmann.

Von einigen Ausnahmen abgesehen, sind die meisten Sportstätten immer noch nicht behindertengerecht. Gerade der Breitensport findet überwiegend in Schulturnhallen statt, und da ist der Nachholbedarf immens. Immerhin gibt es seit einem Jahr in Steglitz eine neue Sporthalle für Blinde. „Bis in die jüngste Vergangenheit ist bei Umbauten nicht darauf geachtet worden, Sporteinrichtungen behindertengerecht zu gestalten“, stellt Grundmann fest. „Das hat sich erst in letzter Zeit verändert.“ Zwar wird der BSB mittlerweile konsultiert, bevor öffentliche Sportanlagen um- oder neugebaut werden, doch Pannen gibt es immer wieder: Beim Neubau des Horst-Korber-Sportzentrums in der Nähe des Olympiastadions wurden zwar rollstuhlgerechte Umkleidekabinen eingebaut, doch an die rollstuhlfahrenden Zuschauer dachte man offenbar nicht: Wie in den meisten Sporthallen gibt es auch hier nur die üblichen drei oder vier Rollstuhl-Plätze. win