Weniger Geld für bemannte Raumfahrt: Mond und Mars müssen warten
Die USA müssen sparen. Die Finanzmittel für bemannte Weltraummissionen zu Mond und Mars werden zusammengestrichen. Auch die europäischen Programme sind betroffen.
BERLIN taz | Der Mond muss weiter auf Besuch von der Erde warten. Anfang der Woche veröffentlichte US-Präsident Barack Obama seinen Haushaltsentwurf für 2011. Ausgaben von 3,8 Billionen Dollar werden für das größte Staatsdefizit in der Geschichte des Landes sorgen. In vielen Bereichen wird die US-Regierung deshalb sparen müssen. Die amerikanische Weltraumbehörde Nasa wird die noch von der Vorgängerregierung versprochene Etataufstockung nicht erhalten.
Gestrichen wurden u. a. die Mittel für die weitere Entwicklung der Rakete Ares I-X. Diese sollte in Verbindung mit der ebenfalls dem Rotstift zum Opfer gefallenen Raumsonde "Orion" die veralteten Spaceshuttles ersetzen, die bereits im laufenden Jahr außer Dienst gestellt werden. Mit der Ares I-X sollte eigentlich ab 2020 eine neue bemannte Mondmission möglich werden. Mit der Streichliste des Weißen Hauses ist nun die bemannte Raumfahrt zum Mond und zum Mars auf unbestimmte Zeit verschoben worden.
Beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln gibt man sich betont gelassen. Zunächst sei nicht sicher, ob der nun vorgelegte Haushaltsentwurf tatsächlich so verabschiedet werde. Außerdem sei die weitere Beteiligung der USA an der Internationalen Raumstation ISS durch die neue Prioritätensetzung gewährleistet. Am kommenden Wochenende werde das Spaceshuttle "Endeavour" den letzten größeren Baustein an die ISS montieren. Die laufende Versorgung werde in den nächsten Jahren dann von europäischen und russischen Trägersystemen gewährleistet.
Ob die Entscheidung in Washington Einfluss auf die europäischen Pläne einer bemannten Mondmission habe, wolle man zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. Natürlich sei die Erforschung des Erdtrabanten weiterhin äußerst spannend. Weil der Mond keine Atmosphäre hat und aufgrund der damit verbundenen Witterung seien die Mondoberfläche und die oberflächennahen Gesteinsschichten in nahezu unverändertem Zustand. So könnte eine bemannte Mondmission wertvolle Informationen bringen, die Rückschlüsse auf die Entstehungsgeschichte der Erde zuließen.
Entschieden wehrte sich ein Sprecher des DLR gegen den Vorwurf, dass Mondmissionen überwiegend Prestigeprojekte seien. In den 1960er-Jahren gab es zwar zwischen den USA und der UdSSR einen Wettlauf ins All und zum Mond, doch diese Situation, so das DLR, sei mit der heutigen nicht zu vergleichen. Die Praxis der ISS zeige, dass inzwischen die Raumfahrtnationen gut kooperieren können.
Die längerfristigen Perspektiven sowohl der Nasa wie auch der Europäischen Weltraumorganisation ESA stehen mit der Entscheidung der US-Regierung zur Disposition. Geplant war innerhalb der nächsten 30 Jahre ein bemannter Flug zum Mars. Entsprechende Experimente, in denen Menschen über Monate von der Außenwelt isoliert wurden, fanden bereits im vergangenen Jahr mit deutscher Beteiligung in Moskau statt und sollen im März mit einem 700-Tage-Projekt fortgeführt werden. Eine andere Vision wiederum wird nun realistischer. Die Nasa soll in den kommenden Jahren die Entwicklung kommerzieller Raumfahrzeuge unterstützen. Auf die Dauer also wird im Weltraum die Wissenschaft vom Tourismus abgelöst werden.
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