Weltweites Anti-AKW-Treffen in Japan: Sayonara, Atomkraft
In Japan treffen sich 10.000 Anti-AKW-AktivistInnen aus aller Welt. Die japanische Bewegung hat viel Zulauf und Zuspruch und will sich besser vernetzen.
YOKOHAMA taz | Sie setzen sich gegen Atomkraft in ihrem Land ein und sind seit ihrer Gründung im August 2011 auf 1.000 aktive Mitglieder angewachsen: Nazen nennt sich die Anti-AKW-Gruppe aus Japan, das Nonukes Zenkoku Network.
Die Organisation ist ein Beispiel für zahlreiche solcher Gruppen, die seit dem Reaktorunfall von Fukushima in Japan entstanden sind. Am Wochenende kam es dort zum ersten großen Anti-AKW-Gipfel: 10.000 Besucher und 100 Redner aus über 30 Ländern trafen sich in Yokohama und debattierten, wie die Atomenergie abgeschafft werden kann und die Folgen des Nuklearunfalls von Fukushima bewältigt werden können.
Sie forderten die Regierung sowie die Betreiber der havarierten Atomkraftwerke auf, den Opfern der Katastrophe ein Recht auf Evakuierung, Gesundheitsfürsorge, Entschädigung und auf den gleichen Lebensstandard wie vor dem Super-GAU einzuräumen.
Die Aktivisten können sich auf ein immer breiteres Netzwerk in Japan stützen: "Anfangs waren es junge Leute und Eltern, die sich engagierten. Seit Ende letzten Jahres haben sich nun auch NGOs, Gewerkschaften und Landwirtschaftsverbände der Anti-AKW-Bewegung angeschlossen", sagt etwa Nazen-Vorsitzender Yosuke Oda. Eine ganze Reihe von Umweltschutzverbänden zählten zu den Organisatoren, etwa Peace-Boat, Citizens Nuclear Information Center (CNIC), Greenpeace oder das Institute for Substainable Energy Policies (ISEP).
Noch in den Kinderschuhen
"Wir brauchen dringend Plattformen wie diese Konferenz. Um sich zu treffen, Dialoge zu führen, zu diskutieren und Kontakte zu knüpfen", sagte Tatsuya Yoshioka, Vorsitzender des Organisationskomitees der Konferenz, und ergänzt: "Wir müssen auch die restliche Welt mit einbinden. Radioaktivität und Atomindustrie kennen keine nationalen Grenzen."
Aus Gorleben waren Mitglieder der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg angereist. "Die Bewegung wirkt sehr motiviert. Aber sie steckt noch in den Kinderschuhen", sagt die Vorsitzende Kerstin Rudek. Allerdings entwickle sich die Bewegung schneller wegen der Erfahrungen mit einem Super-GAU. In Umfragen vom vergangenen Jahr lehnten 68 Prozent der Japaner Atomkraft ab.
2012 sind landesweit zahlreiche Aktionen geplant. Darunter auch Initiativen für einen Volksentscheid: Ziel der Aktion Sayonara Genpatsu ist es, bis Ende des Jahres zehn Millionen Unterschriften gegen Atomkraft zu sammeln.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ungerechtigkeit in Deutschland
Her mit dem schönen Leben!
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP
Zuschuss zum Führerschein?
Wenn Freiheit vier Räder braucht
Comeback der K-Gruppen
Ein Heilsversprechen für junge Kader
Der Check
Verschärft Migration den Mangel an Fachkräften?
Die HTS in Syrien
Vom Islamismus zur führenden Rebellengruppe