piwik no script img

Weltweite Expansion von NetflixOnline-Glotze für fast alle

Der Videodienst Netflix ist jetzt in 130 neuen Ländern verfügbar. Indien, Polen, Russland, Nigeria und Aserbaidschan gehören dazu – China noch nicht.

Auch in Indien ist Netflix jetzt erhältlich – jetzt wird‘s richtig gemütlich. Foto: reuters

Las Vegas dpa | Der Online-Videodienst Netflix ist am Mittwoch auf einen Schlag in 130 weiteren Ländern gestartet. Damit hat der Dienst fast sein Ziel erreicht, global verfügbar zu sein. Nur in China gebe es Netflix bisher weiterhin nicht, sagte Gründer und Chef Reed Hastings auf der Technik-Messe CES in Las Vegas. Das Unternehmen hoffe aber, mit der Zeit auch dort zu starten. Zu den neuen Netflix-Ländern gehören Indien, Polen, Russland, Nigeria und Aserbaidschan.

Hastings sprach von der Geburtsstunde eines globalen Internet-Fernsehsenders. Netflix biete inzwischen Programme in 21 Sprachen an. Am Mittwoch wurden auch zwei Chinesisch-Varianten hinzugefügt.

China mit seinen politischen Einschränkungen bleibt als Markt aber schwer zu erschließen. Die Lücke füllen lokale Anbieter aus. In Las Vegas sorgte dieses Jahr bereits der Gründer des manchmal als „Netflix Chinas“ bezeichneten Online-Videodienstes Leshi Television, Jia Yueting, für Aufsehen. Er finanzierte die Entwicklung eines bei der CES vorgestellten Super-Sportwagens mit Elektro-Antrieb.

Hastings sagte dem Technologieblog „Recode“, Netflix sei in China in Gesprächen mit der für Internet-Medien zuständigen Regulierungsbehörde. Um in dem Land auf lange Sicht erfolgreich zu sein, müsse man Geduld beweisen. „In China braucht man die Zustimmung der Regierung für den Betrieb. Im Rest der Welt können wir einfach loslegen.“

Aktie springt um 9 Prozent

Netflix investiert massiv in die Produktion eigener Serien und Filme, für die der Konzern die Rechte hält und sie deshalb nach Belieben in aller Welt zeigen kann. Für dieses Jahr werden Investitionen in Höhe von rund fünf Milliarden Dollar für eigene Programme und den Ankauf fremder Inhalte erwartet.

Allein in diesem Jahr sollen 31 Serien sowie zwei Dutzend Filme und Dokumentationen veröffentlicht werden. Netflix engagierte dafür auch Stars wie Adam Sandler oder Angelina Jolie. Die Ausgaben werden zum Teil mit geliehenem Geld finanziert. Hastings hatte zuvor angekündigt, Netflix solle bis Ende 2016 praktisch überall auf der Welt zu sehen sein. Jetzt hieß es, die Krim, Nordkorea und Syrien würden wegen Einschränkungen der US-Regierung weiße Flecken auf der Netflix-Landkarte bleiben.

Die Netflix-Aktie reagierte auf die Ankündigung mit einem Sprung von mehr als neun Prozent. Nach dem dritten Quartal vergangenen Jahres hatte der Streaming-Dienst 69 Millionen Kunden weltweit. Jetzt dürfte sich das Wachstum beschleunigen und das Unternehmen könnte mit der breiteren Kundenbasis auch schneller die Investitionen wieder einspielen.

Bisher war Netflix in rund 60 Ländern präsent. Der Deutschland-Start war im Oktober 2014. Die US-Firma, die mit dem Postversand von DVDs anfing, ist einer von mehreren Anbietern, die Filme und Videos aus dem Netz bereitstellen. Ein internationaler Rivale ist Amazon mit seinem Streaming-Angebot, außerdem gibt es lokale Anbieter wie Maxdome oder Watchever in Deutschland.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • Netflix hat geschickt die Chance genutzt die viele andere verschlafen haben und als jemand der gerne Filme schaut, würde ich es im Prinzip gut finden. Was mir jedoch Sorgen macht, ist die Kontrolle einer einzelnen US Firma über dieses weltweite Medienangebot und die Privatsphäre der Nutzer. Dass ausgerechnet Amazon der Hauptrivale ist, macht die Sache auch nicht besser. Die persönlichen Profildaten die hier gesammelt werden, gehen weit über das hinaus was wir bisher kennen.

  • 7G
    774 (Profil gelöscht)

    Ja, Netflix braucht die Welt, damit die Smartphone-Süchtigen wieder den TV-Müll sehen.

    • @774 (Profil gelöscht):

      TV-Müll?

      Netflix ermöglicht es doch, sich komplett vom klassischen Fernsehen mit suggestiver Berichterstattung und all dem Werbemüll zu verabschieden.

      Zudem gibt es einige wirklich empfehlenswerte Eigenproduktionen.

      Wenn man grundsätzlich Vorbehalte gegen jegliche Art von bewegten Bildern hat, kann man natürlich auch Netflix als TV-Müll bezeichnen.