Welthandel und Hamburger Hafen: Megafrachter im Nadelöhr
Das weltgrößte Containerschiff kommt auch ohne Elbvertiefung nach Hamburg. Nabu hält die deshalb für überflüssig, Hafenfirmen hoffen auf volle Ladung.
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Das am 27. März in Dienst gegangene Schiff der japanischen Reederei MOL ist mit mehr als 20.000 Standardcontainern (TEU) der erste Frachter dieser Kategorie, der Hamburg anläuft. Und das zeigt, dass diese „Ultra Large Container Vessels“, so der internationale Fachjargon, Hamburg „nicht nur nautisch anlaufen können, sondern das ökonomisch auch wollen“, sagt Malte Siegert, Schifffahrtsexperte des Hamburger Naturschutzbundes (Nabu). Deswegen hält er die geplante weitere Elbvertiefung für überflüssig.
Dieses 600 Millionen Euro teure Vorhaben zur Ausbaggerung der Unterelbe wurde im Februar vom Bundesverwaltungsgericht „für rechtswidrig und nicht vollziehbar“ erklärt. Ob Hamburg und der Bund mit einer Neuplanung Erfolg haben werden, ist derzeit offen.
Allerdings kommt die „Triumph“ nur mit etwa der halben Ladung und deshalb vermindertem Tiefgang nach Hamburg. Das sei aber immer so, sagt Siegert. Hamburg sei in Nordwesteuropa nicht der erste Anlaufhafen für die Riesenfrachter aus Fernost. Zuvor hätten sie bereits zum Beispiel in Rotterdam einen Teil der Ladung gelöscht. Auch würden sie nur halb voll wieder auslaufen und in Rotterdam oder Southampton zuladen. „Die Tiefgangsreserven im Hafen zeigen, dass große Schiffe auch ohne Elbvertiefung deutlich mehr laden könnten, als sie das praktisch tun“, so Siegert.
Die „MOL Triumph“, der größte Containerfrachter der Welt, ist 58,80 Meter breit, 400 Meter lang und hat mit 20.170 TEU vollbeladen einen Tiefgang von 16 Metern.
Der bisher größte Containerfrachter in Hamburg war im August 2015 die „MSC Zoe“: Sie ist 59 Meter breit, 395,4 Meter lang und hat mit 19.224 TEU vollbeladen einen Tiefgang von 16 Metern.
Nach der geplanten Elbvertiefung sollen die Riesencontainerfrachter der neuesten Generation den Hafen jederzeit mit einem Tiefgang von 13,5 Metern anlaufen können, bei Hochwasser auch mit 14,5 Meter Tiefgang.
Senat und Hafenwirtschaft indes beteuern, die jetzt geplante Elbvertiefung werde die letzte sein, denn die Gigantomanie sei bald vorbei. „Das Ende der Entwicklung ist nah“, sagt auch Rainer Horn, Sprecher von Hapag-Lloyd in Hamburg, fünftgrößte Frachtreederei der Welt.
Bei noch größeren Schiffen drohten Kostennachteile, weil diese zu unflexibel seien. Schön wäre es aber, sagt ein Hafenmanager, wenn die Riesenpötte mit voller Ladung ein- und auslaufen könnten – das wäre der ultimative „Triumph“.
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