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Weltgrößtes Pilgerfest in IndienUnglück am heiligen Badetag

In Norden Indiens sind beim Massenandrang zum Hindu-Pilgerfest Kumbh Mela etliche Menschen erdrückt und zu Tode getrampelt worden.

Anhänger versammeln sich im Sangam während der Maha Kumbh Mela. Der Strand ist völlig überfüllt Foto: Deepak Sharma/ap

Mumbai taz | Millionen gläubiger Hindus strömen derzeit zum Zusammenfluss von Ganges, Yamuna und dem mythologischen Fluss Saraswati nahe der nordindischen Stadt Prayagraj (Allahabad). Dort findet alle zwölf Jahre das weltgrößte Pilgerfest statt, das Krugfest Kumbh Mela. Bis auf einen Brand verlief es seit Beginn am 13. Januar friedlich. Doch am frühen Mittwochmorgen kam es aufgrund zu großem Andrangs zum heiligen Badetag Mauni Amavasya zu Toten und Verletzten.

Einige Berichte sprechen von sieben, andere von bis zu 39 Toten, die erdrückt wurden oder Herzinfarkten erlagen. Offizielle Zahlen gab es am Nachmittag noch nicht. Laut der gerade vor Ort befindlichen Korrespondentin des britischen Guardian lagen „zahlreiche Leichen am Flussufer auf dem Boden“, nachdem zu viele Menschen zum Baden an den Fluss kamen, während andere am überfüllten Flussufer schliefen. Menschen drängten in verschiedene Richtungen, wobei viele zu Boden fielen, über Absperrungen stürzten und aufeinander traten.

Laut Behörden wollten am Mittwoch 36 Millionen Menschen um zehn Uhr ein Bad nehmen, von denen viele schon am Vorabend ihre Plätze eingenommen hatten. Auf das 4.000 Hektar große Gelände sollen zu diesem verheißungsvollen Tag 80 bis 100 Millionen Menschen angereist sein.

Premierminister Narendra Modi von der hindunationalistischen Volkspartei (BJP) sprach von einer „tragischen Katastrophe“. Auch der Ministerpräsident des Bundesstaates Uttar Pradesh, Yogi Adityanath (BJP), in dem sich das Unglück ereignete, zeigte sich neben anderen Po­li­ti­ke­r:in­nen wie Westbengalens Ministerpräsidentin Mamata Banerjee (TMC) betroffen.

Opposition kritisiert eine „VIP-Kultur“

Oppositionsführer Rahul Gandhi (Kongresspartei) sagte: „Schlechtes Management und die Bevorzugung von VIPs gegenüber normalen Pilgern sind für diesen tragischen Vorfall verantwortlich.“ Ähnlich äußerte sich der TMC-Abgeordnete Saket Gokhale auf X: „In den vergangenen Tagen haben wir einen Schwarm von VIPs, Prominenten und privilegierten Ausländern gesehen, die auf der Mela speziell eskortiert wurden, während Hunderttausende normale Menschen wie Vieh getrieben wurden“, kritisierte er. „Vor Gott gibt es keine VIPs.“

Der Kumbh-Beauftragte Rajesh Dwivedi erklärte gegenüber Medien, es habe „keine Massenpanik“ gegeben, sondern ein Aufeinandertreffen von zu vielen Menschen, wodurch Gläubige verletzt worden seien. Gerüchten dürfe man keine Beachtung schenken. Seit dem späten Nachmittag ist das Baden wieder möglich.

Die Regierung rechnet mit bis zu 450 Millionen Pil­ge­r:in­nen im Festzeitraum von 45 Tagen. Bisher sollen bereits 200 Millionen die temporäre Pilgerstadt besucht haben. Das spirituelle Großereignis mit politischer Dimension hatte in diesem Jahr schon viele Po­li­ti­ke­r:in­nen wie Innenminister Amit Shah (BJP) zu Gast. Premier Modi wird nächste Woche erwartet.

In diesem Jahr soll das Krugfest durch die Konstellation der Sterne so verheißungsvoll wie zuletzt vor 144 Jahren sein.

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