Weltcup-Auftakt beim Skifahren: Schinderheinis Hilfe
Maria Höfl-Riesch und Felix Neureuther starten in die Olympiasaison – sie mit großen Muskelpaketen, er mit jeder Menge Trainingsrückstand.
SÖLDEN taz | Unten im Ort ist es mild. Keine Spur mehr von Winter. Den Schnee, der Anfang Oktober auch das Ötztal erreichte, hat die Herbstsonne in den vergangenen Tagen weggeschmolzen. Der Riesenslalom-Piste oben auf dem Rettenbachgletscher konnte der Wärmeeinbruch aber nichts anhaben. Der Ski-Weltcup kann beginnen.
Maria Höfl-Riesch und Felix Neureuther, Deutschlands Vorzeige-Alpine, sind vielleicht zum letzten Mal bei einem Weltcup-Auftakt dabei. Beide werden im kommenden Jahr 30. Kein Alter eigentlich für einen Skirennläufer. Hermann Maier gelang ein paar Tage vor seinem 36. Geburtstag noch ein Weltcupsieg. Didier Cuche war bei seinen letzten vier Erfolgen sogar schon 37 Jahre.
Aber Höfl-Riesch hat in ihrer Karriere längst alles erreicht. Immer wieder deutete sie deshalb in den vergangenen Jahren an, dass dieser Winter mit den Olympischen Spielen in Sotschi der letzte sein könnte für sie als Skirennläuferin. Eine Entscheidung, so sagt sie jetzt, falle aber erst nach dieser Saison.
Neureuthers Karriere kam zwar erst in der vergangenen Saison so richtig in Fahrt: Silber bei der WM in Schladming nach famosen Slalom-Resultaten, konstant gute Leistungen endlich auch im Riesenslalom. Aber er ist seit 2003 dabei, und viele Wehwehchen begleiteten seine Karriere. Der runde Geburtstag im kommenden März, das sei „schon ein Einschnitt“, sagt er. Da wolle er sich Gedanken machen, „wie es für mich weitergeht“. Vielleicht macht er weiter, vielleicht reist er aber auch mit dem Rucksack um die Welt.
30 bis 40 Schneetage verpasst
In der Vorbereitung auf diesen Winter ist mal wieder einiges schiefgelaufen. Anfang Juni hatte er sich in der Schweiz ein Überbein am Knöchel entfernen lassen. Der Arzt erwischte bei dem Eingriff Blutgefäße. Es entstand totes Gewebe. Die Wunde wollte einfach nicht verheilen. „Ich konnte alles, nur nicht Skifahren“, erzählt Neureuther. Er verpasste 30 bis 40 Schneetage.
Erst im September kehrte er – mit einem auf den lädierten Knöchel angepassten Schuh – auf Rennski zurück. „Ein alter erfahrener Mann wie ich braucht aber nicht mehr so viel Schneetraining“, findet er. Tatsächlich ging es gleich wieder gut, sehr gut sogar. In der vergangenen Woche testete er wie alle Athleten den Weltcup-Hang im Ötztal. Danach fiel die Entscheidung. „Das Gefühl ist gut, und ich bin fit“, verkündete er.
Kaum Präsenz in bunten Blättern
Um Maria Höfl-Riesch war es in diesem Sommer ruhig. Wenige öffentliche Auftritte, kaum Präsenz in bunten Blättern. Ihr Fokus lag offenbar mehr denn je auf der Vorbereitung. Die Dominanz der Slowenin Maze im vergangenen Winter hatte sie mächtig geärgert. Mehr als sie öffentlich zugab.
Sie traf sich im Frühjahr mit Hermann Maier, dem ehemaligen österreichischen Ski-Heroen. „Der war doch immer so wahnsinnig beieinander“. Maier riet ihr zur Zusammenarbeit mit seinem ehemaligen Fitness-Coach Heinrich Bergmüller. „Er hat gesagt, für ihn war das Wichtigste das Training vom Heini“, erzählt Höfl-Riesch.
Also probierte sie es mit Bergmüller, der früher in der Branche wegen seiner rigorosen Trainingsmethoden „Schinderheini“ genannt worden war. Der stellte ihr Vorbereitungsprogramm um, legte vor allem Wert auf die Grundlagen. „Es war sehr interessant, einen neuen Reiz zu setzen“, sagt Höfl-Riesch. Drei bis vier Kilo Muskelmasse hat sie zugelegt. Das Training habe Höfl-Riesch auf ein „sehr gutes körperliches Niveau“ gebracht, meint Wolfgang Maier, Alpinchef des Deutschen Skiverbands. Das könnte sich bereits beim Weltcup-Start in über 2.500 Meter Höhe und auf einer schwierigen Piste auszahlen.
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