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Weitere abgelehnte EinbürgerungAuch zu links für einen deutschen Pass

Der Abiturient Aram A. ist, wie Jannine Hamilton, perfekt integriert. Doch einen deutschen Pass bekommt er in Niedersachsen nicht: Er ist in der falschen Jugendorganisation.

Die Verfassungsschützer haben herausgefunden, dass Aram A. ein "Bündnis gegen rechts" in Hannover-Misburg unterstützt habe. Also kriegt er keinen Pass. Bild: archiv/dpa

Aram A. ist 20 Jahre alt und ein Beispiel, wie perfekt Integration manchmal funktioniert. Im Jahr 2000 kam er mit seinen Eltern nach Deutschland. Sie flohen vor den Drohungen des syrischen Geheimdienstes gegen seinen Vater, der in der KP und im Komitee für Menschenrechte organisiert war. Aram war damals elf Jahre alt und konnte kein Deutsch.

Zehn Jahre später ist er ein eloquenter junger Mann, der akzentfrei spricht. Er hat in Hannover Abitur gemacht und will Jura studieren, Schwerpunkt Arbeitsrecht. Derzeit macht er ein freiwilliges soziales Jahr im Stadtteilzentrum "Krokus" in Hannover. Seine Betreuerin urteilt, dass er "durch sein Engagement Vorbildfunktion für Jugendliche und Kinder mit Migrationshintergrund" übernimmt. Am Gymnasium war er Schulsprecher, die Schulleitung bescheinigt ihm "Kompetenz, Zielstrebigkeit und politisches Engagement".

Doch genau deshalb bekommt Aram A. keinen deutschen Pass - wenn es nach dem Verfassungsschutz in Niedersachsen und dem "Fachbereich Recht und Ordnung" der Stadt Hannover geht. Denn Aram A. ist Mitglied der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend (SDAJ). Und die ist laut Bescheid der Stadt Hannover vom 16. November 2009 eine "linksextremistische" Organisation. Die SDAJ hat bundesweit ungefähr 400 Mitglieder und führt ein Schattendasein. Sie ist DKP-nah, organisatorisch allerdings eigenständig. Und sie ist, wie die DKP, nicht verboten. In Hannover ist die SDAJ als gemeinnütziger Verein anerkannt. Doch laut niedersächsischem Verfassungsschutz ist sie eine eminente "Gefahr für die freiheitlich-demokratische Grundordnung."

Die Verfassungsschützer haben außerdem herausgefunden, dass Aram A. ein "Bündnis gegen rechts" in Hannover-Misburg unterstützt habe. Und er hat gegen das Verbot der kommunistischen Jugendorganistion KSM in Tschechien protestiert. Wegen dieser Aktivitäten, so die Stadt Hannover, "kann kein Interesse daran bestehen, mit Herrn A. eine Person einzubürgern, die Mitglied einer Organisation ist, die sich die Überwindung der bestehenden Ordnung zum Ziel gesetzt hat". Antrag abgelehnt. Die Kosten des Verfahrens soll Aram A. bezahlen. Der Sachbearbeiter der Stadt Hannover weist dezent darauf hin, dass "die Gebühr für eine Rücknahme des Einbürgerungsantrages geringer ist als die Gebühr für eine Ablehnung".

Der Fall ähnelt dem der Ex-Juso-Chefin Jannine Menger-Hamilton, deren Einbürgerung Niedersachsens Verfassungsschutz verhindern will, weil sie in der Linkspartei ist. Offenbar geht es nicht um Einzelfälle, sondern um eine Politik des Innenministeriums unter CDU-Hardliner Uwe Schünemann gegen politisch engagierte Migranten.

Aram A. ist als 14-Jähriger zur SDAJ gekommen, über eine Demo gegen den Irakkrieg. "Das hat mich politisiert", sagt er. Er hat auf den Bescheid der SPD-regierten Stadt Hannover geantwortet: Es sei für ihn "selbstverständlich, gegen rechte Gewalt" und Rassismus zu protestieren, gerade weil er in Syrien Polizeigewalt gegen Minderheiten erlebt habe. Und gegen das KSM-Verbot habe auch U2-Sänger Bono unterschrieben. Inzwischen hat ein tschechisches Gericht das Verbot für rechtswidrig erklärt. "Ich habe", so Aram A. in seiner Antwort, "in meinem ganzen Leben nichts verfassungs- oder gesetzwidriges getan. Das belegt mein polizeiliches Führungszeugnis."

Seine Einbürgerung beantragte Aram A. vor zwei Jahren. Er hat bisher keine Antwort auf seinen Brief vom November 2009 erhalten.

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52 Kommentare

 / 
  • FS
    Frank Schenk

    Ich wäre ja dafür, den niedersächsische Regierungspräsidenten samt verantwortlicher Beamten und den Verfassungsschutz auszusiedeln. Ich habe gehört, der Mossad sucht dringend neue Leute.

     

    Einfach den Antidemokraten aus Niedersachen Pass und Personalausweis abnehmen und in eine Maschine nach Tel Aviv setzen. Guten Flug liebe Verfassungsbeuger.

     

    mfg

  • D
    DocBenway

    Ist schon spaßig: Da wühlt die TAZ mal wieder ein möglichst krasses Beispiel staatlicher Diskriminierung raus, ganz so als bedürfe es dieses ultimativen Nachweises für systemimmanente Schweinereien (gähn) - und prompt fällt ihr die Online-Leserschar in den Rücken "Weg mit dem Kerl" tröten die schlipsfreien Neocons, nicht ohne auf die üblichen rassistischen Ressentiments, auf Mao und auf Versatzstücke von Extremismustheorie zurückzugreifen: Extrem bleibt extrem, rechts gleich links, und Toleranz eine Hüpfburg, auf der sich bitteschön auch die Nazis austoben mögen. Das ist keine Tautologie, wohl aber gemeingefährlich. Kann hier nur Marcuses Ausführung über repressive Toleranz empfehlen. Wie bitte? Wenn ihr das lest, fehlt Euch die Zeit für die PM? Dann möcht ich´s mal eben zusammenfassen: Nach allen Seiten offen? Wohl nicht ganz dicht! Meine Sympathien für Traditionslinke wie SDAJ oder DKP hält sich echt in Grenzen, aber wer hier meint, die "deutsche Wertegemeinschaft" gegen KrawallmacherInnen von links verteidigen zu müssen, sollte aufpassen, daß er/sie nicht irgendwann von noch viel deutscheren Kameraden plattgemacht wird. Denn im Gegensatz zur SDAJ und anderen marginalisierten und durchweg friedfertigen linken Grüppchen, laufen diese tatsächlich munter Patrouille, stets gewillt, Euch Milkyboys den Latte aus der Hand zu prügeln. Viel Spaß mit Eurem Perso, ihr DemokratInnen!

  • L
    Lenny123

    Viel schlimmer als der Skandal, dass eine Einbürgerung aufgrund der Mitgliedschaft in einer - nicht verbotenen - politischen Organisitation, die nicht dem Mainstream entspricht, finde ich die Reaktionen hier....

     

    Da wird tatsächlich "richtig so" geschrieben.....was ein bezeichnendes Bild von deren demokratischen Verständnis aufzeigt. Alles was nicht der "herrschenden" oder der eigenen Meinung entspricht ist radikal und der Untergang Deutschlands.

     

    Das ist nicht demokratisch, DAS ist radikal und diktatorisch, es erinnert an Zeiten, die - so dachte ich - keiner mehr wieder erleben möchte.

     

    Ich kann da nur noch mit dem Kopf schütteln......

  • P
    Peter

    Ich sehe gerade, Piggy hat es schon gesagt: das ist alles eine Folge von handwerklich schlecht formulierten Regeln und Gesetzen.

     

    Stimmt!

     

    Der Interpretationsspielraum ist zu groß, und Hardliner mit Profilneurose und Verfolgungswahn, die merken, daß ihnen mit der demographischen Entwicklung ihr Wählerklientel wegstirbt und sie deshalb die von Industrie und Lobbyisten gefüllten Futterkrippen mittelfristig räumen müssen, interpretieren die dann halt so wie es ihrem Weltbild entspricht.

     

    Ich bin überzeugt, daß dies mit umgekehrten Vorzeichen in links geführten Bundesländern auch in der einen oder anderen Form geschieht.

     

    Im vorliegenden Fall müsste man einfach sagen, er ist kein Mitglied in etwas verbotenem, also Einbürgern. (Genauso bei der Menger-Hamilton).

     

    Das mit den wachsweichen Gesetzen hat übrigens Methode , seit Mutti an der Macht ist: es gibt ein Verbot für (sogar den Besitz!) "Hackerwerkzeuge", allerdings ist der Definition auch PING.EXE eines... "ist ja egal" "wird ja nicht zur Anwendung gebracht" "ist ja nur gegen böse Hacker" - WER ENTSCHEIDET DAS? jeder der einen Rechner hat hängt "ein bischen" mit in der Schlinge.

     

    Hier in BY gibts ein Waffengesetz, nach dem ich zu Schulzeiten ein Schwerverbrecherterrorist war - Wurfsterne, Pfeil und Bogen, Steinschleuder, Blasrohr... alles jetzt verboten! (Die Schützenvereinsmitglieder dürfen ihre Waffen aber in der Öffentlichkeit herumschleifen - ist ja Brauchtumspflege und konservatives Klientel). Wir haben das früher alles selbergebaut () und wir wussten, daß wir das nicht in die Schule mitnehmen dürfen, sondern besser im Wald damit spielen.

     

    Das Zugangserschwerungsgesetz ist auch so durchgewunken worden "wir werden es nicht einsetzen" - darauf gesch, es ist ein Gesetz und es wird angewandt werden.

     

    Und im übrigen sind vom Standpunkt der sozialen Marktwirtschaft aus (die ich nach wie vor als wünschenswert erachte!) betrachtet, nicht nur die Nazis und die Kommunisten böse Extremisten und nicht mit den Zielen der Verfassung in Einklang zu bringen, sondern auch entfesselte Liberale und degenerierte/entartete "Volks"parteien!

     

    Grüße aus Bayern von einem der schon lange keine three letter words (CSU, SPD, FDP, GAL, PDS...) mehr wählt.

     

    Werbung: www.mehr-demokratie.de

  • S
    Sixtus

    Und wann wird Schünemamm ausgewiesen?

    Es kann ncht sein, dass jemand, der einer verfassungs- und demokratiefeindlichen Organisation (hier: "CD"U) angehört, hier auch noch auf Kosten des Steuerzahlers lebt!

    Ab mit dem Kerl nach Nordkorea und den Rest der "CD"U-Bagage gleich mit!

  • N
    naj.e

    Ich kann "hm" nur zustimmen. Es geht in dieser Diskussion auch nicht primär um den Fall Aram A., sondern um das Bild von linksalternativen Aktiven. Wie "hm" schon sagte, setzen sih diese für Demokratie ein, satt gegen sie zu kämpfen, genau diese Leute wurden in der NS - Zeit verfolgt, während der "Bürger der Mitte" mitgelaufen ist, weil er das Maul nicht aufgekriegt hat! Parteien der Mitte können genauso "extremistisch" sein, auch wenn sie sich nicht am politischen links-rechts Rand bewegen. Ist die FDP demokratisch? Wenn der Vorsitzende Hartz 4 Empfänger diskriminiert? Ist die SPD demokratisch, wenn sie für Bildung Geld verlangt? Ist Deutschland demokratisch, wenn Menschen der Pass abgewiesen wird, weil sie für ihre Meinung einstehen? Ist es nicht weitaus gefährlicher für uns, ein Mehdorn einzubürgern, der seine Mitmeschen überwacht, um für sich noch mehr Profit zu schlagen, als einen jungen Student, der ab und zu auf die Straße geht, und dieses äußerst demokratische Mittel nutzt um Gegenwehr gegen Rechts zu setzen?

     

    Und nocheinmal: Der Rechtzsextreme Gedanke ziehlt auf die "herstllung" einer Herrenrasse unter diktatorischen Mitteln hin, während die linksextreme Ideologie für Gleichheit und Mitbestimmung aller Menschen kämpft!

    China, Russland, und die DDR haben den Begriff des Kommunismus misbraucht!

  • D
    David

    Also irgendwie gönne ichs der Linken (nicht der betroffenen Person),

    mit ihrem ewigem "Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen"-Bullshit.

     

    Ich werde nicht müde den Typen zu erklären,

    dass Meinungsfreiheit halt bedeutet auch und gerade Meinungen zu tolerieren,

    die man selbst verabscheut, sonst ist sie bedeutungslos.

    Versteh echt nicht was daran so schwer zu kapieren ist, für mich ist das geradezu eine Tautologie.

     

    So kanns einen halt auch mal selber treffen.

     

    Der Staat zeigt sich hier natürlich genauso undemokratisch, wenn er wie hier, ihm unbeliebte Meinungen auszusperren versucht.

  • V
    vic

    Offenbar verfügt jedes Bundesland über seinen eigenen McCarthy.

    Wäre schön, wenn sich mal jemand mit gleicher Verve um rechtsaußen kümmern würde.

    Erst gestern sah ich einen Beitrag in Monitor/ARD über die Bewegung Pro-NRW, mit besten Verbindungen zu NPD und einschlägig bekannten Kameradschaften.

     

    Mit diesem menschenunwürdigen Ausleseverfahren will ich als Bundesbürger nichts zu tun haben. Ich schäme mich für dieses Land.

  • D
    denninger

    Liebe® "end.the.occupation", hast Du da nicht eine Kleinigkeit vergessen?

     

    Die LINKE ist die Nachfolgepartei der SED.

    Und diese war in den mehr als 40 Jahren an der Macht sehr wohl "radikal antidemokratisch und antihumanistisch" und auch ein "Schandfleck für diese Gesellschaft".

     

    Und wer hat zum Beispiel die Massenmörderin Hilde Benjamin "an die Macht getragen"?

     

    War wohl nichts mit der Links/Gut - Rechts/Böse Agit-Prop.

  • A
    Alex

    Die Sache ist doch so einfach: aus der KP (oder Linken) austreten. In die CDU (oder FDP oder deren Jugendorganisationen) eintreten. Nochmal Einbürgerung beantragen. Zeigen, dass man in der richtigen Clique ist. Warten, bis der Antrag durch ist. Aus der CDU (o.ä.) austreten. Wieder in die gewünschte Organisation, Partei etc. eintreten. Wenn das System das so will, sollte man auch so handeln.

  • A
    anonymous

    @Kuhlmann:

     

    Lerne bitte die deutsche Sprache.

  • NN
    Nemona Nie

    Ich frage mich wann die ersten Schreiben zur "Ausbürgerung" versandt werden. In gewisser Weise erschüttert es mich in einem Staat zu leben der Idealen mit denen ich mich ebenfalls identifizieren kann so intolerant gegenüber steht. Merke: Mir geht es um die Utopie eines kommunistischen Staates, dass das tatsächlich funktioniert halte ich ebenfalls für sehr unwahrscheinlich. Aber warum nicht nach Utopien streben und die Welt damit ein wenig besser machen, solange sie nicht tatsächlich eintreten?

     

    charlie carrothers kann ich mich nebenbei vorbehaltlos anschliessen.

  • J
    Jemand

    Also ich kenne Aram persönlich und wir alle könnten uns freuen, wären die meisten Deutschen nur halb so motiviert wie er und die meisten Migranten so gut integriert wie er! Er ist ein ziemlich aufrichtiger und anständiger Mensch und es ist eine Frechheit, dass ihm die Einbürgerung verwehrt wird, nur weil er eine politische Meinung hat!!!

  • H
    hm...

    Das politische System Cubas und Nordkoreas ist eine Diktatur. Ebenso war die Sowjetunion ein diktatorischer Kommunismus.

    Eigentlich sind oder waren alle in den westlichen Medien als kommunistisch verkaufte Staaten nicht im eigentlichen Sinne kommunistisch, sondern meistens Diktaturen.

    Kommunismus und Demokratie schließen sich nicht im geringsten aus, und wirtschaftlich funktionieren oder funktionierten diese Länder vor allem deshalb nicht, da sie von der neoliberalen Welt abgeschnitten sind/werden/waren.

    Wenn ein Land inmitten aller anderen kommnistisch ist, und alle anderen marktwirtschaftlich, dann muss das kommunisitsche Land einen Wettstreit am Markt mitbestreiten, der nicht im Sinne des Kommunismus liegt.

    Fangt an klar zu denken!

    Linksextreme Menschen sind meistens Verfechter der Menschenrechte und wollen eine Demokratie, sie kämpfen nur vor allem gegen den Kapitalismus. Und das dieser freiheitlich und humanisitisch sei, ist höchstens ein Gerücht.

    Ich werfe mal die Frage in den Raum: Herrscht in Deutschland genug Demokratie? Verhindert die Ausrichtung aller Lebensbereiche an den Markt nicht die Demokratie? In der westlichen Welt herrschen vor allem die großen Konzerne und die Menschen mit dem meißten Geld: Neoliberale Oligarchie?

     

    Und genau hier liegt wohl auch der Grund dafür einem linksextremen Aram die Staatsbürgerschaft zu verweigern. Gerade weil er Jura studieren will, und offensichtlich versucht gegen unsere liebe Oligarchie zu kämpfen. Übrigens im Sinne unserer Verfasuung, nur merken das die wenigsten.

    Nirgendwo in unserer Verfassung steht, dass wir ein kapitalistischer Staat sein müssen, oder sehe ich das falsch?

     

    Fangt an die Begriffe so zu nutzen wie sie gemeint sind, und nicht wie sie verdreht oder verkauft werden.

  • P
    Piggy

    @Sascha "Keine Einbürgerung für Menschen, die unsere freiheitliche Grundordnung nicht akzeptieren."

    Und wer stellt das fest? Woran sieht man das? Das Einbürgerungsverfahren ist willkürliche. Klare Regeln fehlen. Es ist eines Rechtsstaates unwürdig. Wenn sich der Mann etwas hat zuschulden kommen lassen, sollte man ihm das Recht auf Einbürgerung verweigern. Die Mitgliedschaft in einer nicht verbotenen Partei oder Organisation (ja egal ob SDAJ oder NPD) ist kein Straftatbestand. Und genau das sagt Artikel 3 Absatz 3 ("Niemand darf wegen seines Geschlechtes,[...] oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden."

  • NF
    Norman Frey

    Es ist doch völlig egal, ob die Migrantenperson links oder rechts ist. Jemanden, der nicht kriminell ist, aus politischen Gründen nicht einbürgern zu wollen, ist in einem pluralistischen und demokratischen Staat ein Skandal. Punkt. Und Niedersachsen bürgert nunmal wiederholt Linke nicht ein und nicht Rechte. Alles andere ist Spekulation.

  • CC
    charlie carrothers

    It is really disturbing that the "being left" is a barrier to citizenship. However, the TAZ doesn't quite hit the nail on the head with this series. It doesn't matter if Aram A. and Hamilton are perfectly integrated or not. It only matters that they are both *products* of Germany, and for this reason, they deserve citizenship. It doesn't matter whether they are role-models or criminals, they are what they are because they grew up in Germany, and therefore they deserve Bleiberecht. It's that simple.

  • A
    ARE

    Ist das so schwer? Nur wer in der richtigen Partei ist, darf aufsteigen! Das hat nicht nur bundes-deutsche Tradition.

     

    Ansonsten das alte Thema: Wer kontrolliert die Kontrolleure?

  • JJ
    Jens Jackowski

    wer "recht so" schreibt, der sollte sich an das prinzip "keine strafe ohne verbot" erinnern. mitglied in einem gemeinnützigen verein zu werden / sein kann kein grund einer solchen diffamierung sein.

     

    wenn dann soll jemand den verein verbieten - oder wenigstens die gemeinnützigkeit ab erkennen. es darf doch keine kollektivhaftung geben.

     

    egal ob grüne, bund oder jugendzentrumsverein: ich war mitglied vieler vereine, die irgendwann in ihrer geschichte vom "verfassungsschutz beobachtet wurden". heute sind sie staatstragend - und teilweise die grössten träger der jugendpflege.

     

    wo kämen wir hin, wenn mir jetzt jemand mein diplom verweigern würde - einfach aufgrund des umstandes das es bei einer vereinigung einzelpersonen gab, die eine bedenkliche richtung hatten?

     

     

    ähm vielleicht solltet ihr euch ein wenig mehr an die fakten halten. wenn der mensch noch keine antwort auf den brief bekommen hat, seinen antrag noch zurücknehmen kann etc.... dann kann der antrag doch nicht abgelehnt sein?

  • K
    Katta

    ...und natürlich sind in der "Kameradschaft 18", wie in so vielen NPD-nahen Organisationen, Ausländer stets gern gesehn, oder wie? ( Andererseits, wenn einen sogar die Nazis akzeptieren, kann doch sogar der Verfassungsschutz nur von einer gelungenen Integration ausgehen ;-) ) entsprechende "Beispiele" wirds nur halt aus offensichtlichen Gründen nicht geben..

     

    per se können politisch (und nicht religiös) engagierte Ausländer sich nur allgemein "weiter links" politisieren, weil für sie halt - im Gegensatz zu den Deutschen, der rechte Rand wegfällt.

  • H
    hessebub

    Im Reichsgau Niedersachsen gilt wohl für Ausländer: Fresse halten und Döner verkaufen. Sonst kommt das schwarz-braune Weltbild durcheinander.

  • M
    Marcel

    Der Kommentar von atypixx bringt es auf den Punkt! Es kann doch nicht sein, dass auf Grund der Tatsache, dass eine Organisation ein "Schattendasein" führt sie nicht weiter zu beachten ist. Bei der Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend handelt es sich um eine Vereinigung, der Tätigkeiten im linksextremistischen Umfeld nachgewiesen werden können. Die Entscheidung, jemanden keinen Pass zu gewähren, der sich bewusst in antidemokratischen Kreisen bewägt, ist daher nur zu begrüssen.

  • S
    Schulz

    Das Foto sieht bunt und schoen aus,

    intelligent und sicher fuer alle gut.

  • N
    Nemo

    ich kann diese plakate nicht mehr sehn "bunt statt braun", lasst endlich die katze ausm sack, in wirklichkeit meint ihr "ROT statt braun" und alle die nicht euren wirren sozialistischen fantasien folgen werden als "braun" diffamiert.

     

    recht so, dass dieser kerl nicht eingebürgert wird, wer sich in solchen organisationen tummelt, fehlt es an tolleranz gegenüber andersdenkenden, die natürlich alle "braun" sind.

  • E
    end.the.occupation

    Die NPD ist die Nachfolge-Organisation einer Partei - unter deren Herrschaft ca. 50 Millionen Menschen zu Tode kamen und ganz Europa verwüstet wurde.

     

    Das ist ein kleiner Unterschied zu anderen 'linken' Parteien, die in Deutschland der Macht in den letzten einhundert Jahren nicht einmal nahe gekommen sind.

     

    Zu erwähnen wäre evtl. noch - dass die NPD radikal antidemokratisch und antihumanistisch (rassistisch) aufgestellt ist, was sie von praktisch allen linken Parteien Detuschlands unterscheidet.

     

    Kurz - die NPD ist ein Schandfleck für diese Gesellschaft, der zu ächten und zu bekämpfen ist.

     

    Das 'Konservative' das anders sehen hat Tradition. Schliesslich haben sie die Massenmörder an die Macht getragen.

  • N
    naj.e

    @atypixx: Das stimmt, der entscheidende Unterschied ist nur, das die "Kameradschaft 18" sicher nicht beim "Bündnis gegen Rechts" mitgewirkt haben, ein Bündnis das sich für freie und demokratische Werte eingesetzt hat. Daran wird wieder deutlich, was der Verfassungsschutz unter demokratischen Bürgern versteht, nämlich nicht solche die ihre freie Zeit opfern sich für Veränderung einsetzen in Bewegung sind und ihr Gesicht offen zeigen gegen Fremdenhass und Faschismus, sondern solche die brav ihrer Arbeit nachgehen, keine Fragen stellen und alle vier Jahre wählen gehen. Ist das demokratisch?

     

    Und bitte kein links = rechtsextremismus Vergleich, wer sowas behauptet hat leider garnichts verstanden!

     

    Hier noch ein interessanter Artikel zum Thema aus der Freitag:

     

    http://www.freitag.de/politik/1006-extremismus-demokratie-mitte-demirovic

  • G
    Gomme

    @atypixx: Und? Was ist dein Punkt? Hast du auch einen Antrag auf Einbürgerung gestellt?

  • KK
    Karl Kraus

    @atypixx

    Eben. Und deshalb sollte man alle Migranten, die der Kameradschaft 18 angehören, auch einbürgern.

    Aber im Ernst: Solange eine Vereinigung nicht wirklich verboten ist und darüber hinaus noch weitere Engagements junger Leute nachgewiesen sind, halte ich die Behinderungen bei der Einbürgerung für in der Tat sehr willkürlich. Das hat was von Totalitarimus: Wer nicht der Linie des Innenministeriums treu ist, bleibt draußen. Mag ein Versuch sein, durch Restriktion den Status Quo zu sichern. Die Motivation könnte also durchaus vertretbar sein. Nur frage ich mich, welches Engagement ein Jugendlicher denn so leisten darf. Noch...

    Und zum Thema Rechtsextremismus: Wie man erstens aktuell mal wieder sehen kann, sind Nazis in der Regel nicht nur verfassungsfeindlich, sondern eben auch enorm gewaltbereit gegenüber Menschen. Nazitum und Gewalt bilden ein viel häufigeres Paar als Linksradikalismus und Gewalt, auch wenn man das hierzulande nicht zu glauben wagt. Und: Auch du setzt links- und rechtsradikal bzw. -extrem gleich. Tu das bitte nicht, es ist Unsinn.

  • F
    Felix

    "Die "Kameradschaft 18" hat bundesweit ungefähr 400 Mitglieder und führt ein Schattendasein. Sie ist NPD-nah, organisatorisch allerdings eigenständig. Und sie ist, wie die NPD, nicht verboten."

     

    Wow und da sind Migranten drin engagiert?

  • M
    Marcus

    Ich würde nicht sagen zu "links" für einen deutschen Pass, sondern zu radikal! Ist voll in Ordnung, dass der Staat Radikalen keinen deutschen Pass gibt! Als Demokrat würde es mir in einem Staat den sich Herr A. "wünscht" nicht gut gehen und ich hätte höchstwahrscheinlich massive Probleme... nee bestimmt reine Panik, gerade der damalige Ostblock und andere Staaten iwie Nordkorea und Kuba sind Paradebeispiele der freien Meinungsäußerung!

  • S
    sebastian

    Es ist eben ein großer Unterschied ob man Kommunist oder Nazi ist.

  • K
    Kuhlmann

    @atypixx

    Der Vergleich passt!

    Ich bin ganz deiner Meinung.

    Bei einen Kameradschaft 18 Mitglied wären alle mit einer Ablehnung einverstanden.

    Bei einen Kommunisten-Mitglied sollte dies genauso selbstverständlich sein.

     

    Es sollten in der Schule die Kommunistischen

    Menschen Verbrechen viel mehr in den Schulen unterrichtet werden. Denn es steckt im jedem

    Kommunistischen Atemzug.

  • J
    jures

    @ atypixx

    1. sind kameradschaften gegen parteien und nicht npd-nah

    2. ist die npd nur deshalb nicht verboten weil der verfassungsschutz zu viele v-leute eingeschleust hat und demnach sind die fälle der dkp und npd nicht zu vergleichen weil die npd nicht mit dem gg im einklang steht

     

    und wenn jmd auf das kpd verbot hinaus will

    die npd gibt es auch nur weil die srp verboten wurde

     

    und was mich schon gestern genervt hat dieser vergleich mit der npd und der linken und ob die taz bei leuten aus der npd auch so reagieren würde:

    welcher nazi ist denn bitte nicht deutscher staatsbürger und in der npd organisiert?

    die vorstellung ist doch total bescheuert

  • E
    eMCe

    Die "Rote Arme Fraktion" hat/te bundesweit ungefähr 300 Mitglieder und führt ein Schattendasein. Sie ist Volks-nah, organisatorisch allerdings eigenständig. Und sie ist, nach wievor, nicht verboten.

    Es ist die RELATION die zählt....

  • L
    Leser

    Ist ja nicht ganz falsch, was arypixx sagt. Nicht alle Organisationen, die sich gegen das Grundgesetz richten, sind verboten. Siehe (leider) NPD.

    Und im Gegensatz zu Frau Hamilton scheint mir Herr A. schon etwas linksextrem zu sein. Vielleicht wird ja sein Engagement für den Kommunismus in Kuba oder Nordkorea mehr gewürdigt?

  • ND
    na denn

    Ist eben nix mit wirklicher Demokratie in Deutschland. Kommt auch bald wieder ein Berufsverbot wie in den Siebzigern beim "Radikalenerlass" ?

  • I
    isomatte

    Ist ja echt ein Ding.

     

    Jetzt wissen wir wenigstens, in welche Richtung das geht mit dieser Regierung, wenn schon eine Jugendorganisation der SPD als extremistisch eingestuft wird.

     

    Meiner Meinung nach ist doch eher die FDP als "verfassungsfeindlich" einzustufen, schließlich hat sie sich zum Ziel gesetzt, den sozialen Rechtsstaat abzuschaffen, und verfolgt dies auch in aller Offenheit.

     

    Oder sehe ich das falsch?

  • V
    vantast

    Daß der Verfassungsschutz nicht weiß, was Bürgerrechte sind, ist schon verwerflich, aber daß andere Menschen für seine Blödheit leiden müssen, ist ein Affront gegen die Demokratie. Daß diese kriminelle Organisation mit Rechtsextremisten zusammenarbeitet, ist schon lange bekannt, daß sie dann natürlich gegen alles, was "links" scheint, eingestellt ist, ist verständlich. Die Engstirnigkeit des Verfassungsschutzes und seiner ihn unterstützenden Politiker sollte aber nicht für andere zum Nachteil gereichen. Es wird Zeit, daß diese demokratiefeindliche Organisation wegen verfassungsfeindlicher Aktivitäten verboten wird.

    Wer hört eigentlich auf diese Dunkelmänner?

    Oder wird deren linksfeindliche Einstellung gern von CDU-Beamten als Begründung übernommen?

  • M
    Michael

    Zeit, dass es endlich ein Außbürgerungsverfahren gibt... dann können die Parteien der Mitte endlich über die Rechtschreibreform diskutieren... Raus mit jedem der was zu sagen hat!

  • Z
    Zeckman

    Daraus folgt: CDU und Jugendorganisation Junge Union endlich im Verfassungsschutzbericht erwähnen!!!

  • K
    Kira

    Wenn es um die Einbürgerung und Parteimitgliedschaft von Rechtsextremisten geht hat die CDU deutlich weniger Skrupel.

    Einfach mal 'CDU Krefeld graue wölfe' googeln .

  • D
    Dennis

    Richtig so!!!

    Warum ausländische Extremisten auch noch einbürgern??

  • MB
    m b

    das ist natürlich ein skandal, allerdings finde ich den grundton dieses artikels etwas merkwürdig. der zweite abschnitt bescheinigt aram "perfekt integriert" zu sein. soll es jetzt voraussetzung für die einbürgerung sein, dass jemand akzentfrei deutsch spricht und jura studieren will? dann müssten wir aber zahlreiche "deutsche" ohne migrationshintergrund auch wieder ausbürgern, wie?

    ich finde es gut, dass die taz über die benachteiligung politisch engagierter menschen spricht aber der anspruch eines menschen zu leben, wo er will, ergibt sich nicht aus seinen sprachkenntnissen oder seiner schulbildung.

  • L
    lutzindasky

    Guido "Flitzpiepe" Westerwave hatte Recht: es ist Deutschland hier.

  • F
    Florian

    Ich finde es eine Schweinerei das so etwas in Deutschland gescheit. Ich denke jeder hat doch eine freie Meinung und darf diese in dem Land vertreten.

     

    Kann mam dagegen steuern? Eventuell mit einer Unterschriftenaktion?

     

    Gruß Florian

  • ED
    einem der sich für sein Land schämt

    Ich würde hier gern etwas Konstruktives beitragen, oder wenigstens ordentlich Dampf ablassen. Aber ich bin gerade zu sehr damit beschäftigt, mich für Deutschland zu schämen.

     

    Absolut unfassbar. Das also ist die vielbeschworene neoliberale "Sprache, die das Volk versteht" - in ihrer ganzen Pracht.

  • PB
    Peter Bütow

    Fassen wir's doch gleich mit dem Fall Menger-Hamilton

     

    http://www.taz.de/1/debatte/kommentar/artikel/1/willkuer-bei-der-einbuergerung/

     

    zusammen: Niedersächsischer Verfassungsschutz - waren das nicht die Psychopathen, die vor 30 Jahren ein Loch in den Celler Knast gesprengt haben, um einen "Anschlag von Links" propagieren zu können? Sind die noch im Amt, oder lebt nur der Geist weiter?

     

    Das größere Problem scheint mir allerdings zu sein, dass die Politikszene in diesem Bundesland bis hinauf zum immerachsonetten Strahlemann offenbar immer noch in der Kommunistenfurcht-Ideologie der Adenauerzeit verwurzelt ist. Eigentlich wären die Leute ja nur lächerlich...

  • S
    Sascha

    Ich kann nichts negatives an der verhinderten Einbürgerung erkennen. Wer in solchen Organisationen aktiv mitwirkt, welche ja schlussendlich zum Ziel hat die aktuelle Ordnung der BRD durch ihre eigene zu ersetzen, hat den Grundgedanken des demokratischen Systems der BRD nicht verstanden. Wäre mir neu, dass eine kommunistische Regierung 1. wirtschaftlich funktioniert und 2. hier zum eigentlichen Sachverhalt viel wichtiger: jemals überhaupt mit demokratischen Mitteln funktioniert hat.

    Fazit: Keine Einbürgerung für Menschen, die unsere freiheitliche Grundordnung nicht akzeptieren. Da kann er noch so toll deutsch sprechen!

  • F
    franzl

    das nenne ich den kleinen, alltäglichen Faschismus, den niemand gerne zur Kenntnis nimmt.

  • L
    Lafayetta

    uhhhh das Gespenst des Kommunismus zieht wieder seine Runde durch Deutschland.

     

    Vermeintliche linksextremisten nicht einbürgern zu lassen soll wohl von aktiven Engagement gegen Linksradikalismus zeugen. Eigentlich kaschieren Sie damit nur ihre Unfähigkeit in der rechten szene aufräumen zu können.

     

    So kann man sich einen deutschen Obama auch vom Hals halten.

  • L
    Lulu

    Die Frage wurde im Kommentarbereich des anderen Artikels bereits gestellt?

    Warum ist das nicht in der Tagesschau?

    Viel Glück Aram, Leute wie dich braucht ein Land, das scheinbar immer weiter bergab geht!

  • A
    atypixx

    Die "Kameradschaft 18" hat bundesweit ungefähr 400 Mitglieder und führt ein Schattendasein. Sie ist NPD-nah, organisatorisch allerdings eigenständig. Und sie ist, wie die NPD, nicht verboten.