Weiter keine Ergebnisse bei Nahost-Friedensverhandlungen: Solide Gründlichkeit statt Eile
Die Syrer haben ein schlechtes Vorbild vor Augen: Jassir Arafat. Er betrieb 1993 in Oslo ein Vabanquespiel, das vom Geist des guten Willens geprägt war. Drei Viertel des Gaza-Streifens wurden zum Gefängnis für eine Million Palästinenser; im Rest residieren heute 5.000 israelische Siedler. Ein solcher Fauxpas wird den syrischen Unterhändlern in Washington nicht passieren.
Es gibt, abgesehen vom israelisch-libanesischen Schlachtfeld, keine heiße Front zwischen Israel und Syrien und deshalb wenig Druck, unausgereiften Ergebnissen ein politisches Plazet zu geben. US-Präsident Bill Clinton konnte die jeweiligen Argumente sortieren, außer Kraft setzen konnte er sie nicht.
Syrien kann sich, in Anlehnung an das ägyptische Vorbild, nicht mit weniger als der vollständigen Rückgabe der Golanhöhen zufrieden geben. Israel will militärische Horchposten oder internationale Verbände auf dem Golan, zur eigenen Sicherheit, sowie Wasser und volle diplomatische Beziehungen. An der Evakuierung der 17.000 israelischen Siedler vom Golan dürfte nicht zu rütteln sein. Nicht ohne weiteres „stillgelegt“ werden kann dagegen die Front zur Hisbollah. Sollten die Syrer denn vertraglich ihr Operationsgebiet auch auf den Süden des Libanon ausweiten, dann müssen sie mit der politischen und militärischen Rolle der Hisbollah dort rechnen. Ein militärischer Verband, der der israelischen Militärmaschinerie trotzte, könnte leicht zu einem Fiasko für die syrische Besatzungstruppe im Libanon werden. Es gibt eine schier unüberschaubare Zahl von Fragen, die geklärt und zu einem Paket geschnürt werden müssen. Das braucht Zeit.
Bemerkenswert ist, dass bislang keine Details aus den Verhandlungen an die Öffentlichkeit gedrungen sind. Informierte Minister in Jerusalem wollten selbst gegenüber globalisierten Fernsehsendern ihr Schweigen nicht brechen. Das ist ungewöhnlich, zumindest in den USA und in Israel. Zwar kann jeder Beobachter vermelden, das ein Durchbruch ausgeblieben ist. Aber danach werden die Expertenkenntnisse blanke Beliebigkeit. Das ist gut, obwohl man jetzt nicht einmal weiß, ob und wann die Expertenrunden weiter konferieren werden. Hier verhandeln gleichwertige Partner. Über den Tisch ziehen kann man Hafis al-Assad jedenfalls nicht und einen gelernten Strategen und geübten Taktiker wie Ehud Barak auch nicht. Das macht die Verhandlungen schwierig, aber dafür verspricht das Ergebnis Übereinstimmung und Bestand. Georg Baltissen
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