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Weimar und das iranische SchirazDas Ende einer Partnerschaft

Weimar hat Gäste aus der iranischen Partnerstadt Schiraz und besteht auf einen Besuch der KZ-Gedenkstätte Buchenwald. Die Iraner lehnen ab, der Stadtrat legt die Beziehung auf Eis.

Das Eingangstor von Buchenwald: Hierhin wollen die Iraner offiziell nicht gehen. Bild: apn

BERLIN taz | Die Städtepartnerschaft zwischen der iranischen Stadt Schiraz und Weimar könnte zu Ende sein, bevor sie überhaupt begonnen hat. Der Grund: Am Mittwoch hatte eine Delegation iranischer KommunalpolitikerInnen einen Besuch im ehemaligen Konzentrationslager Buchenwald abgelehnt. Daraufhin sagte der Weimarer Stadtrat ein geplantes Treffen mit den iranischen Gästen ab.

Weimars Oberbürgermeister Stefan Wolf (SPD) erklärte gegenüber der Thüringer Allgemeinen, dass er weiterhin an einer Städtefreundschaft mit Schiraz interessiert sei, die Pflege kultureller Beziehungen mit Weimar seien aber undenkbar „ohne die Einbeziehung Buchenwalds.“

Dabei verbinden tiefe kulturelle Wurzeln die beiden Städte. Goethe ließ sich beispielsweise für seinen West-Östlichen Diwan von den Schriften des iranischen Dichters Hafis (1326-1389) inspirieren, der in Schiras lebte und arbeitete. In Weimar erinnert heute das Goethe-Hafis-Denkmal an diese geistig-kulturelle Verbindung, 2000 war es von Irans damaligem Staatspräsidenten Mohammad Khatami und dem früheren Bundespräsidenten Johannes Rau eingeweiht worden.

Die Städtepartnerschaft zwischen Weimar und Schiraz wurde erst im vergangenen Jahr gegründet, Bürgermeister Mehran Etemadi und einige StadträtInnen waren in der vergangenen Woche auf Einladung des Festivals West-Östlicher Diwan und des Iran-Hauses nun zum ersten Mal in Weimar.

Bereits im Vorfeld des Besuchs hatte der Präsident der KZ-Gedenkstätte Buchenwald, Dr. Volkhard Knigge, erklärt, ein Besuch der iranischen Gäste in der Gedenkstätte sei ein "Lackmustest" für jede Form von Freundschaft.

Die iranische Delegation hatte klar gemacht, dass ein protokollarisch festgelegter Besuch in der KZ-Gedenkstätte Buchenwald ein Problem sei. Im Protokoll für den einwöchigen Aufenthalt ist dann auch nichts davon zu lesen. Dennoch hat die Entscheidung der Iraner, von einer Fahrt nach Buchenwald abzusehen, dazu geführt, dass die Bemühungen um eine Städtepartnerschaft nun ausgesetzt wurden.

Beobachter, darunter auch der stellvertretende Direktor der Gedenkstätte Buchenwald, Rikola-Gunnar Lüttgenau, vermuten, dass politischer Druck von ganz oben und nicht Antisemitismus oder Leugnung des Holocausts hinter der Haltung der Besucher stecken. Der iranische Botschafter aus Berlin, Ali Reza Sheikh Attar, der als Hardliner gilt, begleitete die Delegation, die bis Sonnabend in Weimar war, obwohl er selbst gar nicht direkt eingeladen war.

Der Initiator des Festivals West-Östlicher Diwan, Dr. Klaus Gallas, wirbt um Verständnis für die Besucher: „Die Mitglieder der Delegation gehören der iranischen grünen Bewegung an.“ Bei einem Besuch der Gedenkstätte bestünde für die Mitglieder der Delegation bei ihrer Rückkehr eventuell Gefahr für Leib und Leben. Und auch Matthias Peuschel vom Iran-Haus ist überzeugt: „Die Mitglieder der Delegation vertreten nichts von dem, was ihre Regierung so vertritt. Aber das sind Staatsdiener, deren politische Reputation Zuhause wäre danach zerstört." Peuschel hält das Vorgehen der Stadt Weimar in dieser Frage daher für unklug.

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50 Kommentare

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  • MS
    Michael Scheier

    Es geht hier nicht um einen deutschen "Schuldkomplex". Deutschland hat sich schuldig gemacht - durch systematischen Völkermord an Juden, Roma, Sinti, Russen und Polen.

    Aber Gedenken kann man nicht erzwingen. Und jede Person, die diesen Gedenkstätten nicht aus persönlichem eigenen Antrieb einen Besuch abstattet, ist eine Person zuviel. Gedenkkult ist verlogen. Er dient der Verleugnung statt uns wirklich mit dieser Verganenheit zu konfrontieren: Es gibt keinen Frieden mit dieser Vergangenheit, schon gar nicht, indem man Leute, die mit der deutschen Schuld wahrlich überhaupt nichts zu tun haben, zum Gedenken zwingen will.

  • T
    tantchen

    Die Stadt Weimar hat sich richtig verhalten. Buchenwald ist von der Geschichte Weimars und der Umgebung nicht zu trennen. Ich fände es unsäglich, wenn eine iranische Delegation nur mit Goethe, Schiller, Bauhaus und Bratwurst bekannt gemacht würde, und diesem Ort unsäglichen hunderttausendfachen Leidens in nur 20 km Entfernung keinen Besuch abstatten würde.

    Für mich ist Buchenwald nicht nur eins der eindrucksvollsten Mahnmale gegen den deutschen Faschismus auf deutschem Boden. Es ist auch ein Symbol gegen alle Schreckensherrschaften, egal wo. Ich nehme an, dass ebendies der iranischen Führung sehr klar war.

    Schade für das Partnerschaftsprojekt - doch dieses Fiasko haben einzig und allein die Iraner zu verantworten.

  • K
    Krause

    Ich frage mich, ob die Kommentatoren, die hier Verständnis für die iranische Haltung zum Buchenwald-Besuch zeigen, Neo-Nazis oder linke Anti-Semiten sind.

  • DG
    Dirk Gober

    Komische Kommentare hier. Was man den Neo-Nazis gerne als besonderes Verbrechen vorwirft, soll bei Iranern ein selbstverständlich zu tolerierendes (und laut manchen Leserbriefschreibern) begrüßenswertes Merkmal sein: die Leugnung des Holocausts.

     

    Wieviele Neonazis, moslemische Antisemiten, Judenhasser und potentielle Judenmörder verträgt eine "linke" Zeitung eigentlich, bevor sie erkennt, daß sie auf bestem Weg ist, jedes Unterscheidungsmerkmal zu braunen Postillen zu verlieren?

     

    Solche Leserbriefschreiber müßten bei jedem normal denkenden Menschen Brechreiz erregen, abgesehen davon, daß es eine Schande ist, Kriminelle nicht dahin zu bringen, wohin sie gehören. Und so mancher Leserbriefschreiber ist ein ganz gewöhnlicher Krimineller.

  • JR
    Josef Riga

    Es gehoert leider zum internationalen Standard,andere Voelker mit den Katastrophen der eigenen Vergangenheit mit erhobenem Schaufinger zu konfrontieren. Der paedagogische Nutzen dieser Art von Vergangenheitspraesentation duerfte gering sein, in vielen faellen eher sogar kontraproduktiv. Natuerlich koennte der Iran eine Menge lernen, was es bedeutet, Regimegegner in Lager zu stecken, wie in Buchenwald geschehen. Es ist ja aber leider zu befuerchten, dass der Akzent bei einem solchen Besuch wieder nur auf die Judenverfolgung gelegt wird. Warum eigentlich? Dadurch fuehren sich die Perser -mit Recht- vorgefuehrt wie der Tanzbaer am Nasenring! Die Iraner haben keine Juden vernichtet. Die europaeischen "Christen" schon... Was soll also der Trip auf den Ettersberg? Der anderen Seite zeigen, wie herrlich weit man es bereits gebracht hat. Na, dankeschoen aber auch, ihr lieben Stadtvaeter und -muetter von Weimar. Sehr einfuehlsam. Vielleicht sollte Weimar einmal von Staedten wie dem Schiraz des Hafiz lernen, wie man mit Gaesten und anderen Menschen umgeht. In Iran konnten die Menschen schon lesen und schreiben, haben sich ueber Gott und die Welt bereits tiefsinnige wissenschaftliche Gedanken gemacht, da hat man in Thueringen noch die Garnfaeden seiner Kleider mit den Zaehnen durchgebissen, weil man keine Scheren kannte und das Wildschwein mit der blossen Faust erschlagen. Globalisierung heisst zuerst einmal, den anderen so zu akzeptieren,wie er ist oder sich sieht.Sonst gibt es keine Verstaendigung, sondern nur auktoritative Ueberfremdung. Goethe und Hafiz wussten es besser. Aber die waren eben keine "Demokraten" wie die Stadt-raete von Weimar - sondern kultivierte und gebildete Menschen!

  • M
    MikaL

    "...besteht auf einen Besuch der KZ-Gedenkstätte Buchenwald." Schöne Partner, diese Deutschen, dieses Weimar. Drehn hier nun alle durch?

    Die spinnen, die Weimarer(Frei zitiert nach Obelix). Eigentlich aber ist dieses Verhalten der Stadt Weimar ein so unverschämtes wie dummes.

     

    Anmerkung am Rande: Buchenwald war kein KZ für Juden, war kein Vernichtungslager! Auch wenn nun alle, von Obama bis Stadt Weimar bis Merkel, so tun.

    Dort waren AUCH Juden. In aller erster Linie allerdings waren dort DEUTSCHE. Politisch unliebsame. Kommunisten, Gewerkschafter, SPDler, Anarchisten...oder sozial unliebsame wie z.B. Schwule.

    Wenn die Offiziellen alle schon heucheln, dann sollten WIR wenigstens wissen, dass sie lügen.

  • AH
    Anna Herbst

    Das ist ein trauriger Tag fuer die Einwohner beider Staedte. Ich habe beide besucht und sie sind in der Tat passend fuer eine Partnerschaft. Iraner lieben Hafis, und viele kennen Goethe.

    Die Menschen im Iran werden unterdrueckt von einem menschenrechtsverachtendem Regime. Als wir letztes Jahr in Schiras waren, waren wir fast die einzigen westlichen Touristen (wir haben noch 4(!) andere Touristen an 2 Tagen gesehen, und das in einer Stadt, die frueher ein Touristenmagnet war.).

    Die Reaktion mit Buchenwald ueberrascht nicht, so traurig sie auch ist. Jede Partnerschaft mit dem Westen hilft diesen Menschen, aber leider hilft sie auch dem Regime.

    Es ist wichtig, dass wir die Menschen im Iran nicht vergessen und ihnen Hoffnung und Hilfe geben, so weit wir koennen.

  • H
    Hanne

    Mir wird aus dem Text nicht ganz klar, freut sich die TAZ über die Absage des Besuchs oder kritisiert sie die Iraner. Wie immer ist die Haltung der TAZ gegenüber Israel ambivalent, wie so oft in der Geschichte der Linken, siehe vor allem DDR.

  • A
    Andree

    Buchenwald war aber kein Vernichtungs-, sondern eine Art Arbeitslager, und neulich äußerte ein Widerstandskämpfer der Resistance, der dort eingekerkert war, in einer Dokumentation auf ARTE, von der ich leider nur den Schlussteil sah, dass dort Europa eingesperrt war bzw. von dort die Idee vom vereinigten Europa ausging. Hätten die Iraner das Lager besucht, hätte diese Visite nicht nur den Juden, sondern allen, die unter dem Faschismus schwer zu leiden hatten, gegolten. Dass sie nicht das Lage sehen wollen, ist einzig und allein deren Sache. Mich erinnert das Verhalten der Stadtoberen an Heinrich Manns „Der Unteran“- was die Ratsherren da getrieben haben, kann nur als vorausheilender Gehorsam bezeichnet werden. Im Film ist ja, wenn mich nicht alles täuscht, das Nationaltheater zu sehen. Wer hätte gedacht, dass selbst Provinzpolitiker in der Lage sind, gekonnt Stricke zu drehen.

  • K
    kim

    Erinnerungskultur ist wichtig, ein Besuch der Gedenkstätte Buchenwald hätte der iranischen Delegation sicherlich nicht geschadet, vielleicht hätten sie auch ihr Wissen mit in ihr Land genommen und dort dafür gesorgt, dass Holocaustleugnung dort von der Bildfläche verschwindet.

     

    Weimar verhält sich richtig. Städtepartnerschaft macht bei derartigem Desinteresse an der Wirklichkeit der Partnerstadt keinen Sinn.

     

    @nemo: aber den Deutschen die Sicht der Iraner in diesem Falle? sicherlich nicht.

    @fred: erst denken, dann reimen! schon mal vor Ort gewesen? oder mit Überlebenden gesprochen?

    @noxx: recht hast du!

    @klaus-dieter: sicher gibt es gut ausgebildete Berater bei sowas, aber es gibt eben auch Grenzen des Respekts vor dem Gegenüber, die die iranische Delegation hier sicherlich überschritten hat

  • S
    Sara

    Der deutsche Schuldkult ist die eine Sache. Irans Leugnung des Holocaust die andere. Aber was ich nicht verstehe, ist warum Weimar mit einer Stadt dieses holprigen Landes eine Städtepartnerschaft eingehen will und als erstes zum Besuch im KZ einlädt. Welche Reaktion hatten sie denn erwartet? Dass Bürgermeister Mehran Etemadi sagt: "O ja, interessant, das kam bei uns in Geschichte ja nie vor!" Und was hätte dann mit diesem Bürgermeister zu Hause im Iran geschehen sollen? Hätte er wegen einer Städtepartnerschaft mit Weimar seinen Posten riskieren oder gar zu den Protestlern der grünen Revolution in die Gefängnisse wandern

    sollen? Oder sollte bei der pol. Führung des Iran dadurch ein Sinneswandel angeregt werden? (Dann hätte man vielleicht gleich noch einen Besuch in Sasse mit dazu machen sollen?) Ich finde Weimars Besucherprogramm äußerst tolpatschig und die iranische Reaktion voraussehbar. Ein wirkliches Kennenlernen und tatsächliche Eindrücke hätten vielleicht eher inoffizielle, private Gespräche über den Holocaust hinterlassen.

  • M
    Marcel

    @nemo

     

    Die Shoa ist aber keine "deutsche Sicht der Dinge", sondern war schreckliche Realität!

  • J
    Joy

    Wie unglaublich töricht! Wenn ich Gäste zu mir einlade, zwinge ich sie auch nicht dazu meine Kacke in der Kloschüssel näher kennenzulernen. Der Holocaust war ein DEUTSCHES Verbrechen. Die restliche Welt darf im Sinn einer Bewältigung damit umgehen wie sie will. Als deutsche haben wir kein Recht Ihnen vorzuschreiben, wie sie des Holocausts zu gedenken haben wenn sie bei uns zu Besuch sind. Es wurde ja auch nicht von jedem gesoffenen WM-Tourist dass er Buchenwald einen Besuch abstattete.

     

    Im Grunde geht es auch nicht darum, der Judenvernichtung zu gedenken, sondern eher darum, dass man wieder vor aller Öffentlichkeit führen will, dass die Muslime "unaufgeklärt" seien, während wir braven Deutschen schon längst uns als weltoffen und tolerant zeigen. In diesem Sinn ist das ganze Geplapper eigentlich als Lob an die eigene Aufgeklärtheit (also des Christentums bzw. Luthertums) gemeint. Welch eine Schande Gäste zu Werbezwecken einzusetzen! Steht es nicht irgendwo im Grundgesetz "die Würde des Menschen ist unantastbar"? Die Gastfreundlichkeit davon abhängig zu machen, ob die Iraner unsern Göttern (also der deutschen Selbstpeinigung) huldigen, verhöhnt die Stadtpartnerschaft und zeigt das dies nie ernst gemeint war. Man wollte sich nur der eigenen Überlegenheit sichern.

     

    Noch rassistischer hätte man sich wohl kaum zeigen können!

  • T
    Teletappy

    Schon seltsam solche "Lackmustests". Gehirn aus - Schablone an.

     

    Wär' denn der Stadtrat bei einem Gegenbesuch bereit gewesen z.B. auf einer "die-grün-Bewegten-sind-alle-Verbrecher"-Veranstaltung medienwirksam in die Kameras zu winken?

     

    Buchenwald mag ja für das Selbstverständnis von Weimar durchaus wichtig sein - aber genau so sollte man der Möglichkeit Raum geben, daß aus Sicht von Schiraz die Städtepartnerschaft TROTZ des Weimarer Buchenwalddefekts gewollt wurde.

    Auch in menschlichen Freundschaften soll es wohl zu Verstimmungen führen, wenn der Eine seinen Fetisch zur Existenzfrage erhebt.

  • E
    empört

    Der letzte Abschnitt dieses Artikels ist sehr ungenau recherchiert oder wiedergegeben worden. In der TLZ war zu lesen, dass der Kurator des "West-Östlichen Diwans", Dr.Klaus Gallas, bereits im Vorfeld sehr blauäugig an diesen Besuch herangegangen ist. Trotzdem die Iraner die Konzertreise der Staatskapelle abgesagt hatten, ist Gallas mit der deutschen Delegation nach viel Hin und Her trotzdem nach Schiraz geflogen, um sich dort mit abgespecktem Kulturprogramm abspeisen zu lassen. Die darauf folgende Kritik des Gedenkstättenleiters an der Naivität dieses Vorgehens wurde dann von den Iranern dankbar angenommen: Der Besuch einer etwaigen iranischen Delegation in Buchenwald wäre der Lackmustest für eine solche Städtepartnerschaft, sagte Volkhard Knigge.

    Auch Obamas Besuch in Buchenwald wird eine Rolle gespielt haben für die iranische Militärdiktatur, diesen Besuch zu verbieten.

    Die Zeiten der Frühlingsgefühle zwischen Iran und dem Rest der Welt sind vorerst auf Eis gelegt. Wer sich blauäugig von ihnen auch noch zu demonstrativen Bekundungen von staatlich verordneter Holocaustleugnung instrumentalisieren lässt, sollte die Konsequenzen daraus ziehen und in Zukunft auf solche öffentlichkeitswirksamen Veranstaltungen verzichten - und die symbolische Freundschaftsbekundung der Städtepartnerschaft bis zu einem Machtwechsel rückgängig machen,auch um die Opfer der grünen Revolution willen.

  • S
    sebastian

    Einzig richtige Entscheidung! Keinen Fussbreit den Faschisten!

  • M
    mondano

    Es ist traurig, wenn die Weimarer meinen, dass man die Iraner auch gleich am deutschen Schuldkomplex teilhaben lassen muss. Ich halte es für politisch extrem unklug auf einem Besuch des KZs gleich von vorne herein zu bestehen. Vielleicht hätte sich ja ein Besuch der Gedenkstätte später sowieso ergeben...

  • CM
    Chris M

    Irgendwann muß doch mal gut sein!

     

    Ja, es ist furchtbar, was damals geschah. Ja, es darf niemals vergessen werden. Und ja, soetwas darf nie wieder passieren.

    Aber man kann es auch übertreiben.

     

    Aus der Erbsünde ein Jude zu sein, wurde inzwischen die Erbsünde ein Deutscher zu sein. Und wieder müssen alle ins KZ. Jeder Staatsbesuch, jede Klassenfahrt, jede Kaffeefahrt, alle! Ob sie wollen oder nicht. Und wenn sie nicht wollen, ...

     

    Vergebt mir meinen Zynismus, aber das mußte mal gesagt werden.

  • CC
    Claus Carstensen

    @ nemo:

     

    Ein Besuch in einem Vernichtungslager ist 'die deutsche Sicht der Dinge' und drückt dem Besucher diese 'auf's Auge?

     

    Damit stellst du dem Besucher aber ein Armutszeugnis aus.

     

    Es ist doch eher so, daß das Leugnen von historischen Fakten erheblich schwerer fällt, wenn man Beweise gesehen hat.

     

    Aber die Besucher sind doch nicht die Probleme, es sind die Vertreter der iranischen Regierung.

  • MP
    Martin Pellarius

    @nemo: KZ="deutsche Sicht"???

    Es handelt sich bei dem Holocaust nicht um irgend eine Meinung oder Ideologie, wenn Sie dies mit der "Sicht" ausdrücken wollten.

    @Fred: "am deutschen Schuldkult-Wesen soll die Welt genesen": Fast richtig. Denn tatsächlich sind es international seit dem Ende des 2. WK die Erfahrungen aus den Verbrechen der NS-Zeit, die immer wieder zum Schutz der Menschenrechte und zur Verhinderung weiterer Völkermords angeführt werden. Drei Konsequenzen aus der NS-Zeit: Gründung der UN, Gründung der EG/EU, Gründung Israels... Sie haben also vollkommen recht: Die Welt ist - auch durch die Schuld der Deutschen - in den letzten 65 Jahren ein wenig "genesen"!

  • O
    Observer

    Wenn eine deutsche Delegation den Iran besucht, könnte es ein Lackmustest sein, ob die deutschen Deligierten eine Burka tragen? Würden sie sich das vorschreiben lassen?

  • UA
    udo anders

    Natuerlich ist jeder, der sich nicht auf Anfrage in Demut vor den 6 Mio Toten des Juedischen Holocausts verneigt, ein antisemitischer Judenfeind, der in unserer sonderverpflichteten Gesellschaft nicht willkommen sein kann.

    Wir sollten Denkstaettenbesuche zum Lackmustest aller Auslaender machen. Flughafen, Buchenwald Nein - sofortige Abschiebung und Weitergabe der persoenlichen Daten an den Zentralverband der Juden und den Israelischen Botschafter...

  • V
    vic

    Pflichtbesuch, warum das denn?

    Sind Iraner nun auch noch daran schuld?

    Die sollten ausländische Staatsgäste mit ihrem Schuldtrauma in Frieden lassen, vor allem wenn die nichts damit zu tun haben.

  • JR
    Josef Riga

    Typisch deutsches Schibboleth hinhalten. die Gessler-Hut Grussmaschine hat leider nicht funktioniert. OOOOH!

  • H
    Hubert

    Schuldkult-Fred, haben Sie zu heiß geduscht?

  • K
    K.Topolewski

    Vielleicht gingen die Weimarer Stadtväter (ähm: Stadteltern) von der hierzulande gern propagierten Zwangsläufigkeit der Entwicklung aus, die da besagt, dass alle Gesellschaften den gleichen Weg beschreiten, wenn sie die nötige Entwicklungshöhe erreicht haben. Vielleicht dachten die Stadtväter, dass den Iranern lediglich das Wissen fehle, um zu erkennen, dass ihre Position bezüglich Israel falsch sind.

     

    "Die Mitglieder der Delegation vertreten nichts von dem, was ihre Regierung so vertritt." Mag sein. Das impliziert aber keinesfalls, dass sie automatisch die westliche Position einnehmen.

  • C
    chri

    Verstehe ich die Kommentare richtig?

    Sollen wir es hinnehmen, wenn der Mord an den Juden geleugnet wird.

    Ist es jetzt schon ein Verbrechen auf Tatsachen hinzuweisen?

  • Q
    Queenie

    Wer sich vor den unschuldig Gequälten und Gemordeten nicht verneigen kann, ist für MICH unerwünscht ( jenseits aller politischen Spielchen).

  • IN
    Ihr Name Herr Rollbiegel

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    so ein Scheiss von dogmatischen Haltungen !

    Einstmals BUCHENWALD, heute: GAZA ...

    Schade dass die Stadtväter(und Mütter) Weimars es nicht vermochten sich als geistige Söhne/Töchter Goethes zu formulieren um diese historische Separationslogik diplomatisch futuristisch zu überwinden !!! Es hätte einen Entspannungsprozess bewirken können !!!

  • IH
    I. Harms

    an Nemo und Fred:

    ich kann nicht ganz nachvollziehen, inwiefern die iranischen Gäste durch einen Besuch in Buchenwald gezwungen werden, die deutsche Sicht auf den Holocaust anzunehmen. Ein Besuch, so symbolbeladen er auch interpretiert werden mag, drückt ja zunächst einmal nur eine Zur-Kenntnis-Nahme und Offenheit gegenüber dem Gastgeber aus. Einzelheiten hätten im Protokoll ausgehandelt werden können. Ob die Weimarer Verantwortlichen unklug oder gar konfrontativ vorgingen? Sicher ist es schade, wenn dadurch eine kulturelle Brücke zu einem Land gekappt wird, auch wenn dieses manchen als Schurkenstaat gilt. Doch kann sich eine deutsche Kulturstadt ernsthaft auf einen Partner einlassen, der den historischen Tatbestand der Judenvernichtung noch nicht einmal zur Kenntnis nehmen will? Man müsste vielleicht tatsächlich die Vor- und Nachteile dieser Partnerschaft abwägen. Möglicherweise wäre es klüger gewesen, den Buchenwald-Besuch zu einem Zeitpunkt auf die Tagesordnung zu setzen, an dem bereits mehr gegenseitiges Vertrauen hergestellt worden wäre. Bin mir aber in dieser Einschätzung nicht ganz sicher.

  • AN
    An Noxx

    Unkluger Kommentar. Ich habe selbst viel mit iranischen Studenten zu tun und kenne somit wenigstens deren Stand der Lage dort. Leute die nicht mitziehen (und in diesem Fall ist das ein Eklat!) bekommen schnell Probleme. Da kommt aber nicht die Polizei freundlich vorbei, sondern die Revolutionsgarden inoffiziell. Dort gehen Dinge ab, die kann man sich schlecht ausmalen. Die machen dort Repression nach Diktatoren Art. Selbst in Deutschland steht die Leugnung des Holocausts unter Strafe, dort ist es eben anders herum. Wenn du dir jetzt kurz ueberlegst, was passieren wuerde, wenn die Weimarer Deligation im Iran ein Museum besuchen wuerde in dem der Holocaust wiederlegt wird. Die Presse und somit die meisten Buerger wuerden deren Karriere mehr als schnell beenden und zwar auf eine unhoefliche Weise. Und das im demokratischen Deutschland, bei dem die Polizei Demonstranten wegtragt statt sie zu foltern und zu schlagen (meistens jedenfalls). Jetzt nochmal zurueck denken an den Iran. Die angesprochene Lebensgefahr ist durchaus woertlich zu nehmen.

    Zur Reaktion von der Stadt Weimar. Sehr richtig, sonst koennte ja jeder kommen. (das ist keine Ironie) Falls Ahmadinedschad doch mal gehen sollte, ist sicher immer noch Zeit fuer eine Partnerschaft.

  • G
    gay_liberty

    @nemo

     

    Soso, "die deutsche Sicht der Dinge"? Ich glaube, hier geht es weniger um eine Sichtweise als um ein schreckliches Faktum, das von der antisemitischen iranischen Regierung nach wie vor geleugnet und ignoriert wird. Oder wollen Sie jetzt gleich mit Geschichtsrevisionismus nachdoppeln?

     

    Wobei, ich muss auch sagen, dass die Vorgehensweise der Verantwortlichen von wenig Voraussicht, ja sogar Naivität, geprägt war. Man muss sich halt immer vorher überlegen, mit wem man es zu tun hat.

     

    @Fred: Ihrer Meinung nach wären die Deutschen also besser beraten gewesen mit dem Verdrängungsmodell à la Österreich, das sich ja lange als „erstes Opfer Hitlers“ sah? Die Spätfolgen sollten jetzt ja durch den teils massiven Erfolg der FPÖ erkennbar sein...

  • M
    Mat

    @ Fred

     

    Was hat ein Besuch in Buchenwald mit Schuld zu tun? Antwort: Nichts. Die NS Zeit ist ein wesentlicher Bestandteil der deutschen Geschichte und zwar ein ziemlich negativer. Wie solle in Kontakt zwischen zwei Städten zustande kommen, wenn die andere Seite gar nicht versucht, diesen für uns wesentlichen Teil unserer Geschichte kennenzulernen? Zumal die iraische Regierung n den Holocaust leugnet.

    Mit Leuten, die einen gar nicht kennenlernen wollen, muß man auch keine Partnerschaft eingehen.

     

    Im übrigen ist dieser "Schuldkult" Begriff ein Nachweis davon, das der Nutzer dieses Audrucks wenig von der Geschichte begriffen hat. Es geht nicht mehr um Schuld (die Schuldigen sind zu 99% tot), sondern um Verantwortung. Verantwortung dafür, daß sich diese Geschichte nicht nochmal wiederholt. Na ja, die meisten Nutzer dieses Begriffes würden sich aber vermutlich die Wiederholung der Geschichte wünschen. Warum? Aus dummheit.

  • FA
    Florian Albrecht

    Mit Schuld umgehen, das heisst auch, sich tolerant gegenüber anderen zu verhalten. Wir sollten endlich damit aufhören, unsere Schuldkultur in alle Welt tragen zu wollen.

  • P
    pekerst

    "Weimar hat Gäste aus der iranischen Partnerstadt Schiraz und besteht auf einen Besuch der KZ-Gedenkstätte Buchenwald." Was die deutsche Sprache angeht, besteht Weimar auf "einem" Besuch.

  • DS
    Dr. Schalke

    @nemo: Der Holocaust ist beileibe keine "deutsche" Sicht der Dinge, oder?

  • M
    Martin

    @ Klaus-Dieter-Scholz:

     

    Blindheit steckte wohl kaum dahinter. Jeder, der sich ein bischen mit Weltpolitik beschäftigt (und das tun auch Lokalpolitiker) weiß um das Problem der iranischen Holocaustleugnung, zumal der Präsident der Gedenkstätte von einem "Lackmustest" für die Partnerschaft spricht.

     

    Vielmehr wird hier mit diplomatischen Mitteln auch auf unteren Ebenen versucht, antisemitischen Tendenzen zu begegnen und dem Iran somit das Risiko einer internationalen Isolation vor Augen zu führen.

     

    Vor dem Mut des Stadtrates habe ich Respekt. Man hätte das ganze ja auch ohne Aufsehen unter den Tisch fallen lassen können.

    Und von wegen "Schuldkult" und "deutsche Sicht der Dinge aufs Auge drücken": Solange es Antisemitismus, Rassismus und den ganzen anderen Chauvi-Scheiss gibt, sollte Deutschland auch aufgrund seiner Geschichte entschlossen dagegen angehen. ich finds gut!

  • L
    linsenspaeller

    Also wer sich Gäste aus einer islamischen Kulturgegend einlädt, sie sonntags in die Kirche nötigt und ihnen dann Schweinebraten zu Mittag serviert, der muß doch nicht ganz dicht sein. Irgendwie dachte ich immer, diese ganze Szene rund um die Goethe-Gesellschaft würde mal vor Menschenkenntnis und Welterfahrenheit aus den Nähten platzen. Was wollten die in ihren Schuldkomplex verliebten Weimarer Gastgeber denn hören, falls die Gäste den Besuch in Buchenwald nicht abgelehnt hätten? Wäre man auch mit Gelächter klar gekommen?

  • JB
    Johannes Bock

    Eigentlich hätten auch die lokalen Politiker ahnen müssen, dass es schwierug sein würde, die Delegation aus Shiraz in die Gedenkstätte Buchenwald zu "bugsieren". Man hätte aufklären müssen: die Nazis postulierten den Wahnsinn Herrscherrasse allein für die Deutschen. Massendeportationen von Arabern hatte es nur deshalb nicht gegeben, weil dem Streben nach Weltherrschaft durch Einsatz der Alliierten 1945 ein Ende gesetzt worden ist. Unter dem Aspekt "Wir sind noch einmal davongekommen" wäre sicher für eine iranische Delegation der Besuch erleichtert, bei dem unbedingt die ersten eigenen Opfer zu ehren wären.

  • D
    dapart

    @ klaus dieter scholtz,

     

    die Iranische regierung hat die vernichtung von 6 millionen juden nicht verleugnet ,

     

    2.hat iran gesagt das es in palastina wie damals mit juden geschehen ist jetzt mit paästina geschieht,

     

    3.wenn ein land nicht interesiert ist konzetationslager zu besichtigen kann man es ihr nicht aufzwingen,die iraner wissen was damals geschehen ist sie müssen es nicht sehen ,

     

    4. verbreiten sie bitte herr klaus dieter scholz nicht so absurde lügen der medien wie spiegel Online der sowieso juden führung ist nicht weiter auch die ZDF betreibt zusammen mit Ard also öffentlich rechtliche medien die sich danach für die falschübersetzung entschuldiegt haben dazu die seite

    www.steinbergerrecherchen.de

  • E
    esReicht

    Den Schuldkult-Kommentar sollte man löschen. Wer über Weimar spricht, sollte ein gewisses Niveau behalten.

    Das interessante an Weimar ist doch das Zusammenprallen der absoluten Gegensätze, auf der einen Seite die großen Geister der Weimarer Klassik, die das Zeitalter der Aufklärung mitgeprägt haben, und daneben das Lager Buchenwald, das Ende der Aufklärung, das große Scheitern, die Katastrophe. Beides muß seitdem untrennbar miteinander gedacht werden, dafür steht Weimar symbolisch. Diese Regierung im Iran ist nur ein temporäres Phänomen, die hingebungsvolle Art, wie Goethe den persischen Dichter verehrt hat, ist ein Symbol für den Austausch zwischen zwei Kulturen, der so viel tiefer geht, daß es

    den Horizont dieses lächerlichen iranischen Volkspopulisten etwas übersteigt. Er wird fallen, und dann wird zur Tagesordnung übergegangen. Diese Städtepartnerschaft ist nur vertagt.

  • S
    StephanJ

    Wer Weimar besucht - und erst Recht wer Partner der Stadt Weimar werden will - muss sich nun mal selbstverständlich auch mit der unangenehmen Geschichte einlassen. Sich nur mit den schönen Sachen von Goethe, Liszt und Bauhaus zu beschäftigen kann nicht die Grundlage einer Städtepartnerschaft sein, finde ich.

     

    Sowas sollte man doch klären, _bevor_ man sich Partnerstädte aussucht.

  • N
    neubert

    Die Führung des Iran leugnet den Holocaust und befürwortet die Vernichtung Israels. Das sollte wohl allgemein bekannt sein. Skandalös ist nur die "Verwunderung" (lesen die den keine Zeitung oder wenigstens das Internet ?) der deutschen Seite. Ein Skandal ist auch, dass Politiker dieser Stadt überhaupt eine Städtepartnerschaft mit dem Iran eingegangen haben.

  • W
    Wolfghar

    Unsere Konzentrationslager sind das Wichtigste an der Beziehung zu uns.

    Wer die nicht sehen will soll gefällisgt gehen.

  • GW
    George Walker Bush

    Irgendwie muß das mit dem Angriffsgrund ja klappen. Immerhin sind die WM-Achtelfinalspiele bereits im vollen Gange.

  • A
    angie

    Frieden hat es bisher nicht gebracht, diese oder ähnliche Gedenkstätten immer und immer wieder zu besuchen. "Das Ende einer Partnerschaft" - was für ein Irrsinn.

  • F
    Fred

    Am deutschen Schuldkult-Wesen soll die Welt genesen!

     

    Tja, funktioniert offensichtlich nicht mit allen...

  • KS
    Klaus-Dieter Scholz

    Als deutscher Kurzwellenhörer, auch des IRIB-Teheran, muß ich mich zu diesem Problem außern.

     

    Es ist mir völlig unklar, wie man in Weimar so blind sein konnte. Der Iran verleugnet die Judenvernichtung. Dem zufolge ist die Reaktion der Delegation Buchenwald nicht zu besuchen logisch. Wenigstens im Sinne des Irans.

     

    Politische Berater scheint es bei solch kritischen Besuchen nicht zu geben. Alles scheint blind geplant zu werden. Gerade bei diesem politisch gefährlichen Thema hätte man mal jemanden fragen sollen, der davon etwas mehr versteht.

     

    Oder steckte Absicht dahinter?

  • N
    Noxx

    „Die Mitglieder der Delegation vertreten nichts von dem, was ihre Regierung so vertritt. Aber das sind Staatsdiener, deren politische Reputation Zuhause wäre danach zerstört."

     

     

    Soll ich jetzt lachen oder weinen? Wie wärs damit: solchen Regierungen _nicht dienen_ oder mit den Konsequenzen leben! Staatsdiener, die nichts von dem vertreten, was der Staat vertritt, ich krieg die Krise...

  • N
    nemo

    Man sollte endlich lernen, das man nicht der ganzen Welt die deutsche Sicht der Dinge auf´s Auge drücken kann!