Weihnachten für umme (7): Aussicht wie ein Millionär
Kostet nichts außer ein bisschen Zeit: Radfahren im Südwesten von Berlin ist ein wirklich köngliches Erlebnis.
Die taz Berlin sucht in Zeiten von Inflation und Energiekrise Türchen für Türchen nach Wegen, wie es ganz ohne Geld etwas werden kann mit dem ach so besinnlichen Fest.
Landschaft fast ohne Ende, Schlösser ein paar weniger, aber immerhin auch ein gutes halbes Dutzend. Und das Ganze kostet – nur etwas Zeit. Dafür gibt es aber viel zurück. Also los zum adventlichen Spazierradeln im Südwesten Berlins.
Das Idyll beginnt am Flensburger Löwen, immer am Havelufer entlang, bald mit dem Historienbau Nummer eins der Tour im Blick, nämlich der Meierei auf der Pfaueninsel: Wirkt gotisch und spätmittelalterlich, stammt aber aus dem späten 18. Jahrhundert. Ein paar Kilometer weiter folgt linker Hand Schloss Glienicke mit weit läufiger Gartenanlage. Wer vorgesorgt und eine Thermoskanne, Butterbrot und eine Sitzunterlage mitgebracht hat, kommt ums verlockende, aber ins Geld gehende Einkehren in die diversen malerischen Wirtshäusern herum.
Unbezahlbar…und umsonst
Nur ein paar Meter mehr, und der Blick geht rüber auf Schloss Nummer 3, das Babelsberger. Wenn es nun noch wie am vergangenen Wochenende ein bisschen schneit und der Abhang zum See runter weiß verzuckert ist … schier unbezahlbar und doch für umsonst.
Dabei stehen zwei andere Highlights noch aus: der Blick vom Hasengraben im Neuen Garten über den Heiligen See hinweg aufs rötlich-weiße Marmor-Palais, mit dem auch die S-Bahn schon mal für Ausflüge ins Brandenburgische warb. Drinnen sieht es nicht mal halb so schön aus wie draußen, drum lässt es sich auch gut auf eine Eintrittskarte verzichten. In der Nähe wohnen am Seeufer ein paar Promis, aber einen besseren Blick aufs Schloss gibt es auch aus der Millionenvilla nicht.
Weiter aber geht es am Wasser entlang am flachen, eher wie ein englisches Landhaus wirkenden Schloss Cecilienhof vorbei, 1945 Schauplatz der Potsdamer Konferenz. Nun nur noch ein paar 100 Meter den Pfingstberg hoch zum höchstgelegenen und mit dem besten Blick ausgestatteten Schloss – das ja auch genau aus diesem Grund Belvedere heißt, gute Sicht.
Alleine schon vor den mächtigen Mauern zu stehen, durch den Eingang auf den Innenhof zu schauen und auf den Stufen davor noch ein Päuschen zu machen, lohnt den Weg dort hoch. Auch gratis: ziemlich viel Exklusivität. Denn am Rande einer 4-Millionen-Metropole gibt es hier unter der Woche wenig Betrieb.
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