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Wegen Leck im TransportbehälterTÜV stoppt Atomtransport

Abgebrannte Brennstäbe des Atomfrachters "Otto Hahn" sollen 1.500 Kilometer quer durch Deutschland nach Frankreich und zurück gefahren werden. Doch vorläufig wird daraus nichts.

Zwischenlager für die Brennstäbe der "Otto Hahn": Atomforschungsanstalt GKSS in Geesthacht. Bild: dpa

GÖTTINGEN taz | Wegen eines Defekts am Behälter hat der TÜV in letzter Minute einen Atommülltransport von Geesthacht nach Frankreich gestoppt. Die Fracht - 52 verbrauchte Brennstäbe aus dem Reaktor des Atomfrachters "Otto Hahn" - musste wieder ausgeladen werden.

Die "Otto Hahn" war nach dem sowjetischen Eisbrecher "Lenin" und der US-amerikanischen "Savannah" das dritte nuklear angetriebene Schiff auf der Welt. 1968 vom Atomforschungszentrum GKSS in Geesthacht in Dienst gestellt, wurde es 1979 stillgelegt.

Die letzten 52 noch in Geesthacht lagernden abgebrannten Brennstäbe sollten per Lkw ins südfranzösische Atomzentrum Cadarache bei Marseille gekarrt und dort in einen Castorbehälter umgepackt werden. Die Strecke ist rund 1.500 Kilometer lang und führt diagonal durch Deutschland. Der gefüllte Castor sollte wieder zurückfahren, für den Behälter ist ein Stellplatz im Atommüllzwischenlager Nord bei Lubmin angemeldet.

Umweltschützer hatten gegen das Vorhaben protestiert. "Jeder Transport solcher Brennstäbe stellt ein Risiko für die Anwohner der Transportstrecke dar, und eine Fahrt auf der Straße vervielfacht dieses Risiko", sagte der niedersächsische Linken-Abgeordnete Kurt Herzog. GKSS und die Behörden zeigten sich davon unbeeindruckt. Der Lastwagen sollte mitten im Wochenendverkehr am Freitagnachmittag auf die Reise geschickt werden.

Bei der Schlusskontrolle stellten die TÜV-Prüfer jedoch fest, dass der vorgeschriebene Unterdruck im Behälter nicht gehalten werden konnte. "Der Transportbehälter war nicht dicht, deshalb konnte der Transport nicht wie geplant abgewickelt werden", heißt es bei der Atomaufsicht im schleswig-holsteinischen Justizministerium.

Wann ein neuer Versuch unternommen wird, war am Montag noch unklar. Sollten die Probleme anhalten, muss GKSS möglicherweise eine neue Transportgenehmigung beantragen. Die bestehende läuft Ende Juli aus.

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5 Kommentare

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  • D
    Daniel

    @JanG: Es gibt keine sichere Lösung, da liegt ja der Hund begraben. Es gibt nur immer mehr verseuchte Gebiete, im Wasser und an Land. Was machen gewisse andere Länder mit ihrem Müll? Weiß doch keiner. Unsere Nachfahren werden sich an diversen "Todeszonen" erfreuen.

     

    Der gesunde Menschenverstand kennt die einzig richtige Konsequenz: Der sofortige Ausstieg aus dieser "Technologie", so schnell es irgendwie geht, mindestens jedoch gemäß dem einst vereinbarten Ausstiegs-Kompromiss - der zugleich einem Friedensvertrag gleichkommt.

     

     

    Wir können das Zeug zum Beispiel nicht einfach in die Sonne schmeißen. Hunderte Millionen Tonnen kriegt keiner ohne Zwischenfall von der Erde - und ohne die Ozonschicht vollständig zu ruinieren.

     

    Mein persönlicher Vorschlag wäre, eine Vulkanismus-freie Stelle zu finden, an der sich zwei tektonische Platten übereinander schieben, "zig" Kilometer durch die obere in die untere bohren, dort "irgendwie" ausreichend Raum zu schaffen, und den strahlenden Giftmüll für die nächsten Millionen Jahre dort versenken.

     

    Was halten Sie davon?

  • H
    Harald

    Wenn die Behälter den Unterdruck nicht halten, wird dies festgestellt. Dafür ist u.a. der TÜV zuständig. Anschließend werde diese abgedichtet. Da hilft dann auch Polemik nichts.

    by the way:

    Die 52 Brennstäbe sind mittlerweile reibungslos in Cadarache angekommen.

  • A
    Atomschnecke

    Und wenn mal wie so oft ein LKW-Amokfahrer ohne radioaktive Fracht in ein Stauende rast und unschuldige Menschen elend verrecken.....wo bleibt da die Panik, der Aufschrei, die Wut ?

  • J
    JanG

    @vic

     

    Ginge es nach Ihnen würde all der Müll der noch da ist, ... ja was eigentlich? Das Problem des Mülls ist nun mal da und muss gelöst werden. Leider schimpfen Leute wie Sie nur immer rum, meckern und kritisieren. Fragt man aber nach einer Lösung sind sie auf einmal stumm.

     

    Dabei wird viel getan, viele kluge Menschen machen sich einen Kopf und arbeiten daran, das Problem zu lösen. Dass eine Sache wie diese Undichtheit entdeckt wurde, zeigt, dass vor allem in dieser Branche mit höchsten Sicherheitsstandards gearbeitet wird. Und vor allem: es wird was gemacht.

     

    Es wäre in Zukunft schön, dass, wenn die Leute die so wie Sie schon nichts zur Lösung beitragen können, dann wenigstens solche unqualifizierten Kommentare lassen könnten. Aber so ist es leider: schimpfen und alles schlecht machen ist sehr einfach, selber mal nachdenken und mithelfen hingegen sehr anstrengend.

  • V
    vic

    "Das macht doch nichts, das merkt doch keiner" - frei nach Hans Scheibner.

    Nur dieses eine mal hat man wohl vergessen alle zu schmieren, und so sind sie eben aufgeflogen.

    Ginge es nach mir, könnten sie die Lecks mit ihren eigenen Händen stopfen.