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Wechsel bei den Kammerspielen

■ Leiter Gerd Schlesselmann geht / Kommt Gunnar Dreßler?

Die Hamburger Kammerspiele kommen nicht zur Ruhe. Spielleiter Gerd Schlesselmann wird zum Ende der Saison gehen. Mit den Gesellschaftern Jürgen Hunke und Dirk Schmidt-Prange hatte er zu Beginn der Spielzeit ein Gentleman's Agreement getroffen, die Leitung des Hauses für eine Saison zu übernehmen. Die Gesellschafter werden die Verabredung nicht verlängern. Wer Nachfolger wird, das pfeifen alle Spatzen von den Dächern: Gunnar Dreßler, Chef des Theaters in der Basilika.

Jürgen Hunke, der mit Schmidt-Prange die Kammerspiele im vergangenen Jahr vor einem Konkurs bewahrte, indem er als Gesellschafter einsprang, wollte der taz den Wechsel noch nicht endgültig bestätigen. Aber seine Aussagen lassen kaum eine andere als die angegebene Deutung zu. Klar ist für ihn, daß etwas passieren muß: „Wir haben viel, viel Geld verloren. Weitere Verluste können wir uns nicht leisten.“ Auch die Richtung eines Sanierungskonzepts ist klar: „Wir wollen ein Theater für ein Publikum zwischen 25 und 50 machen, und wir müssen Theater für den Kunden spielen.“

Diese Aussage spricht gegen Schlesselmann, der für eine Orientierung an den großen Staatstheatern steht, und für Gunnar Dreßler. Sein Theater in der Basilika steht für die Zielgruppe, die Hunke nennt, und gilt – bei verschiedenen Auffassungen hinsichtlich der künstlerischen Qualität – als zuschauer-, also kundenorientiert.

Um den laufenden Gesprächen nicht vorzugreifen, wollte die Kulturbehörde in Sachen Dreßler nicht Stellung beziehen. Ihr Sprecher Tim Schleider machte gegenüber der taz aber klar, daß die Subventionen der Kammerspiele – 1,5 Millionen Mark – nur für einen künstlerisch anspruchsvollen Spielplan zur Verfügung stehen.

Dirk Knipphals

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