Wasserverbrauch in Deutschland: Immer im Fluss bleiben
Wasser sparen ist sinnvoll, sagt das Umweltbundesamt. Mancherorts in Ostdeutschland macht der geringe Verbrauch aber Probleme.
BERLIN taz | Die Deutschen verbrauchen immer weniger Trinkwasser – mancherorts führt das bereits zu Problemen, die Wasser- und Abwasserleitungen sauber zu halten. Das Umweltbundesamt fordert die Bevölkerung in einer aktuellen Studie dennoch auf, weiter Wasser zu sparen – vor allem Warmwasser. „In Zeiten der Klimaänderung tut Deutschland gut daran, beim Wassersparen nicht nachzulassen“, sagt Thomas Holzmann, Vizepräsident der Behörde. Das Sparen lohne sich vor allem bei Warmwasser, da das Erhitzen Energie verbrauche.
Die jährliche Wasserförderung ist in Deutschland seit 1990 deutlich gesunken, nämlich um ein Viertel. Grund ist die Deindustrialisierung weiter Teile Ostdeutschlands, geringerer Verbrauch im produzierenden Gewerbe sowie der Einsatz Wasser sparender Geräte in den Haushalten. Beim Pro-Kopf-Verbrauch liegt Deutschland im europäischen Vergleich bereits im unteren Drittel.
Deutschland gilt als wasserreiches Land; auch die Grundwasserspeicher sind fast überall gut gefüllt. Probleme gibt es fast nur in den Tagebaugebieten und in einigen Regionen an der Ostsee, wo der zunehmende Tourismus den Wasserverbrauch steigen lässt.
Mancherorts wird aber wiederum zu wenig Wasser verbraucht, da Menschen weggezogen sind und Betriebe dichtgemacht haben. „Die geringe Auslastung kann zu langen Aufenthaltszeiten des Trinkwassers im Leitungsnetz führen“, warnt das Umweltbundesamt. Aus hygienischer Sicht sollte Stagnation vermieden werden, da diese die Trinkwasserqualität beeinträchtige. Auch im Abwassernetz entstünden Probleme, wenn das Wasser stehe. „So kann es zu Fäulnisbildung, verbunden mit unerwünschten Klimagasfreisetzungen und Geruchsbelästigungen, sowie Korrosionserscheinungen kommen.“
Nicht zu viel sparen
Kurzfristig kann keine Abhilfe geschaffen werden: Würde man die Leitungsquerschnitte der Rohre reduzieren, bedeutete dies einen erheblichen finanziellen und Ressourcenaufwand. Daher muss nach Ansicht des Amtes die Wasserwirtschaft die Leitungen spülen. Das Problem sollten aber nicht die Haushalte lösen, indem sie mehr Wasser als nötig verbrauchen. Die Wasserwirtschaft sei kompetenter, zu entscheiden, wann das Spülen der Leitung nötig ist oder langfristig die Netze umgebaut werden müssten.
Die Berliner Wasserbetriebe warnen hingegen vor zu viel Sparerei. „Für unser Berliner Leitungswasser ist es günstiger, wenn wir mit dem kühlen Nass nicht zu sparsam umgehen. Denn wenn es fließt, statt still zu verharren, ist es von besserer Qualität.“ Zudem seien Hochdruckspülungen der Abwasserkanäle aufwendig und teuer. Und das könne langfristig den Wasserpreis erhöhen, da sämtliche Kosten auf den Kubikmeterpreis umgelegt würden.
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