Wassermanagement des WWF: Kaffee trinken macht Durst
Umweltschützer berechnen, wie viel Wasser für die Herstellung von Waren draufgeht: Es sind pro Bundesbürger und Tag mehr als 5.000 Liter. Die Ressource wird knapp.
In einer Tasse Kaffee stecken 140 Liter Wasser - "virtuelles" Wasser. So wird das Wasser bezeichnet, das bei der Erzeugung des Kaffees verbraucht wird. Und pro Kilogramm Röstkaffee sind dies im weltweiten Durchschnitt 22.500 Liter. Dies ist eine von vielen Zahlen aus der Studie "Der Wasser-Fußabdruck Deutschlands", die der Umweltverband WWF am Montag veröffentlicht hat.
Demnach enthalten auch andere Agrarprodukte Mengen an virtuellem Wasser, jedes Kilogramm Rindfleisch zum Beispiel rund 15.500 Liter. Die Forscher berechnen dabei die Menge Wasser, die das Tier trinkt, sowie diejenige, die der Landwirt für die Bewässerung der Felder braucht, auf denen das Futter angebaut wird. Auf ähnliche Weise lassen sich alle Waren analysieren: In einem Kilogramm Baumwollstoff stecken im Durchschnitt rund 11.000 Liter Wasser, in einem Kilogramm Soja 1.800 Liter.
Die importierten Güter mit dem größten "Wasser-Fußabdruck" sind nach WWF-Berechnungen in folgender Reihenfolge Kaffee, Kakao, Ölsaat, Baumwolle, Schweinefleisch, Sojabohnen und Rindfleisch. Allein der Kaffeekonsum eines deutschen Durchschnittsbürgers hat einen Wasserverbrauch von 120.000 Liter pro Jahr zur Folge.
Durch seinen gesamten Konsum komme jeder Bundesbürger auf einen täglichen Verbrauch von 5.288 Liter Wasser, rechnen die WWF-Experten vor, 73 Prozent davon entfallen auf die Landwirtschaft. Für ganz Deutschland ergebe sich ein Verbrauch von 160 Milliarden Kubikmeter Wasser pro Jahr, rund die Hälfte davon werde über ausländische Produkte importiert. Somit führe die Bundesrepublik jedes Jahr rund 80 Milliarden Kubikmeter virtuelles Wasser ein, bilanziert die Umweltorganisation - zum Teil aus Ländern, die ohnehin stark unter Wassermangel leiden. Der WWF hat auch analysiert, in welchen Ländern das Wasser für die von Deutschland importierten Produkte verbraucht wird: Brasilien steht dabei an der Spitze, gefolgt von der Elfenbeinküste, Frankreich, den Niederlanden, den USA, Indonesien, Ghana und Indien.
In Brasilien zum Beispiel führe die Wasserverschmutzung durch die Landwirtschaft und die Fischerei dazu, dass ein großer Teil der Bevölkerung nicht mit sauberem Trinkwasser versorgt werden kann. Und auch in europäischen Ländern tragen deutsche Konsumenten zum Wassermangel bei. In Spanien werden laut WWF 3,3 Millionen Hektar der Landwirtschaftsflächen bewässert - mit rund 24 Milliarden Kubikmeter Wasser pro Jahr. Dies entspricht drei Viertel des gesamten Wasserverbrauchs Spaniens. Ein Teil davon entfällt auf die Produktion von Nüssen, Trauben und Schweinen für den deutschen Markt.
Wasserverbrauch sei nicht grundsätzlich schlecht, sondern natürlich, sagt Martin Geiger, Leiter des Bereichs Süßwasser beim WWF Deutschland: "Es kommt immer darauf an, wann, wo und wie viel Wasser aus der Natur entnommen wird." Deutschland habe die Verantwortung, bei Importgütern auf deren Wasserverbrauch im Herkunftsland zu achten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Landesparteitag
Grünen-Spitze will „Vermieterführerschein“