Wasserknappheit in Brandenburg: Wasserwerk begrenzt Verkauf
Für den Fall, dass Wasser knapp werden könnte, will der Wasserverband Strausberg-Erkner vorsorgen – mit einem ungewöhnlichen Schritt der Begrenzung.
Pro Person seien in einem Privathaushalt 37 Kubikmeter Wasser im Jahr vorgesehen. Der Verband hatte die Deckelung im Dezember angekündigt. Zuvor hatte der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) darüber berichtet.
In den vergangenen Monaten hatte der Wasserverband bereits ähnliche Verträge mit Deckelungen mit Industrieunternehmen abgeschlossen. Der Hintergrund ist, dass dem WSE – der auch den US-Elektroautobauer Tesla in Grünheide beliefert – bislang nur die Entnahme einer bestimmten Menge an Grundwasser genehmigt wurde.
Durch bereits bestehende Flächennutzungspläne und Verdichtung in den Gemeinden werden Reserven gänzlich ausgeschöpft. Für alle weiteren Projekte fehlen derzeit Entnahmemengen an Grundwasser. Der Verband hofft, dass das Umweltministerium die Förderung weiterer Wassermengen genehmigt.
Der Hahn wird nicht zugedreht
Werde die vereinbarte Menge bei Privathaushalten überschritten, werde der Haupthahn aber nicht zugedreht und drohe kein Stopp der Wasserversorgung, sagte Ponesky. Die Trinkwasserversorgung sei rechtlich gesichert. Möglich seien dann aber Ordnungs- oder Bußgelder – diesen Weg wolle der Verband jedoch nicht gehen.
In der Begründung eines Urteils zu einem Streit um Wassermengen im Bereich des WSE hatte das Verwaltungsgericht Frankfurt (Oder) erklärt, dass trotz sinkender Tendenz der Grundwasserbestände von einer ausreichenden Deckung der Entnahmemengen ausgegangen werde.
Berlin sieht keinen Mangel
Die Berliner Wasserbetriebe sehen auf absehbare Zeit keine Notwendigkeit, die Wassermenge für Endverbraucher zu begrenzen. Im Gegensatz zum benachbarten WSE bestünden in Berlin bessere Bedingungen zur Wasserförderung, sagte der Sprecher des landeseigenen Unternehmens, Stephan Natz, am Donnerstag auf dpa-Anfrage. Berlin liege in einem Urstromtal, so dass zwei Drittel des Trinkwassers als Uferfiltrat aus den Flüssen Havel und Spree gewonnen werden könnten.
Außerdem habe Berlin viel mehr Wasserwerkskapazität als der WSE, die Ressourcen seien ausreichend. Gegebenenfalls könnten auch zwischenzeitlich geschlossene Wasserwerke wieder geöffnet werden. Hinzu komme, dass das Wachstum im Berliner Speckgürtel, was Bewohner, Kleingärten oder Unternehmen betreffe, zuletzt stärker ausgefallen sei als in Berlin.
„Eine Rationierung brauchen wir also nicht“, erläuterte Natz. Gleichwohl sähen auch die Wasserbetriebe die Notwendigkeit, das Thema Wassersparen stärker in der Öffentlichkeit zu diskutieren. „Wir sehen im Sommer durchaus mitunter unsere aktuellen Kapazitätsgrenzen, vor allem im Hinblick auf die Nutzung in Gärten.“ Gerade in der Corona- Pandemie hätten viele Menschen mehr Zeit auf ihren Grundstücken verbracht, Rasen und Beete stärker bewässert und Pools gebaut.
Weniger Wasser bedeutet auch weniger Energieverbrauch
Natz erinnerte daran, dass Förderung, Reinigung und Transport von Trinkwasser sehr energieintensive Prozesse seien. Die Berliner Wasserbetriebe verbrauchten dafür die Energiemenge, die eine Stadt mit 280.000 Einwohnern benötigt. „Deshalb ist sorgsamer Wassereinsatz auch ein Beitrag zum Energiesparen.“ Und dieses Thema sei ja vor dem Hintergrund der Folgen des Ukraine-Krieges sehr aktuell.
In Berlin beträgt der Pro-Kopf-Wasser-Verbrauch Natz zufolge 110 bis 115 Liter pro Tag. Im Bundesdurchschnitt waren es laut Statistischem Bundesamt zuletzt 128 Liter Wasser je Einwohner und Tag.
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