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Wasserfonds marsch!

Wasser könnte zum Rohstoff des Jahrhunderts werden. Wasserfonds und Zertifikate sollen Anlegern die Chance bieten, an einem boomenden Markt teilzuhaben, der wirtschaftlich sehr interessant ist

Dass Wasser aus dem Hahn kommt, wird so bleiben – alles andere ist im Fluss. Denn nicht nur der Strommarkt wird liberalisiert: Auch der Wassermarkt soll privatisiert werden. Statt kommunaler Wasserwerke könnten in Zukunft Unternehmen der freien Wirtschaft die Rohre füllen. Im Frühjahr hat das Bundeswirtschaftsministerium ein Gutachten vorgestellt, in dem Ideen zu einem freien Wassermarkt diskutiert werden. Es würde den deutschen Wasserversorgungsmarkt, der bisher in den Händen meist kleinerer kommunaler Betriebe ist, neu strukturieren.

Wasserwerke und -leitungen in der Hand von Privatunternehmen – das ist in anderen Nationen bereits üblich: In den USA etwa liefern vielerorts seit Jahrzehnten private Anbieter Trinkwasser. Und in Großbritannien hatte die Exregierungschefin Margaret Thatcher neben etlichen anderen auch das Monopol der Wasserversorger geknackt. Nun beginnt ein Konzentrationsprozess; die Großen schlucken die Kleinen. Bestes Beispiel: Der Essener Mischkonzern RWE ist nicht nur ein Stromgigant, sondern bald auch der größte Wasserversorger in den USA. Denn RWE hat ein Übernahmeangebot für die American Water Works Company aus New Jersey abgegeben. Das Unternehmen ist das größte an der New Yorker Börse notierte Wasserunternehmen der USA mit Niederlassungen in 23 Bundesstaaten. Auch der englische Wasserversorger Thames Water gehört schon in die RWE-Wasserriege.

„Der Wassermarkt ist wirtschaftlich interessant, weil Süßwasser ein knappes Gut ist“, so Evelyn Bohle, Analystin bei der Münchener Rating-Agentur oekom research AG. Wasser ist für sie der Rohstoff des 21. Jahrhunderts – und auch der Stoff, der als erstes knapp werden dürfte, denn: „Bevölkerungswachstum bedeutet auch mehr Wasserverbrauch“, so Bohle.

Nur drei Prozent der weltweiten Wasservorräte bestehen aus Süßwasser, und es wird immer intensiver genutzt. Außerdem steigt der Süßwasserbedarf in vielen sonnenreichen Regionen an, einerseits wegen der Landwirtschaft, andererseits wegen der Freizeitindustrie, etwa durch Golfplätze. Zudem wachsen die Anforderungen bei der Aufbereitung des Trinkwassers. Hier bietet sich ein Milliardenmarkt für Firmen, die kostengünstige, effektive Verfahren bereitstellen können. Analysten sagen Unternehmen, die sich mit der Infrastruktur der Wasserwirtschaft beschäftigen, eine zentrale Rolle in Gesellschaft und Wirtschaft voraus. Das imug-Institut in Hannover schätzte den Weltmarkt der Wasseraufbereitung schon 1999 auf insgesamt 500 Milliarden Mark.

Dass Wasser auch für Investoren ein spannender Markt ist, belegt die steigende Zahl der Fondsprodukte mit dem Anlageschwerpunkt Wasserbranche. Jüngster Wasserfonds ist der SAM Sustainable Water Fund. Er wird von der Züricher Gesellschaft Sustainable Asset Management (SAM) aufgelegt, die unter anderem auch den Dow-Jones-Nachhaltgkeitsindex betreut. Der Fonds investiert weltweit in Aktien und andere Beteiligungspapiere von Unternehmen. Zu mindestens 80 Prozent kauft er Aktien von Firmen, die Technologien, Produkte oder Dienstleistungen mit Bezug zur, wie es heißt, „Wertschöpfungskette des Wassers“ anbieten. Dazu gehören Unternehmen in Bereichen wie Wasserverteilung, -management, -aufbereitung und Wasserreinigung, Monitoring,Wasserrecycling, Sanitärinstallationen, Bewässerung, aber auch der Verkauf von Flaschenwasser. Der Fonds investiert zu etwa 85 Prozent in kleinere und mittelgroße Unternehmen und zu 15 Prozent in große.

Besonderheit des Fonds: Zu mindestens zwei Drittel soll er Unternehmen berücksichtigen, die der Nachhaltigkeit erhöhte Bedeutung beimessen. SAM -Analyst Donald Tillmann erklärt dazu: „Auch wenn Wasser als reines Lebensmittel gilt, dann muss die Bewirtschaftung von Wasser noch lange nicht nachhaltig sein. Zum Beispiel gibt es Versorgungsunternehmen, die der Erneuerung der Infrastruktur zu wenig Beachtung schenken.“ Entsprechend gebe es große Wasserverluste aus Rohrlecks, und die langfristige Werterhaltung sei nicht mehr gegeben.

Tillmann sieht als attraktives Anlagefeld neben Verteilung und Management von Wasser auch die so genannte „nachfrageseitige Effizienz“ – also die Herstellung Wasser sparender Armaturen. Tillmann prophezeit Konzernen wie RWE, die auf vielen Feldern tätig sind, dass die Skepsis ihnen gegenüber wachsen wird. „Aber entsprechend wird es für diese Unternehmen vermehrt wichtig, der Nachhaltigkeit konsequent Beachtung zu schenken, um diese Skepsis zu parieren“, sagt er.

Der weltweit erste zugelassene Wasserfonds war der Pictet Global Sector Fund - Water der Fondsgesellschaft Pictet Funds S.A. Mit einem Volumen von 384 Millionen Euro (Mitte 2001) gehört er unter den „Themenfonds“ schon zu den größeren.

Der Fonds enthält Papiere von Unternehmen aus den Bereichen Wasserversorgung, -verteilung und -aufbereitung, zu einem kleineren Teil auch aus verwandten Branchen von Maschinenindustrie über Chemie und Luftreinhaltung bis zur Brennstoffzellentechnologie.

Der Fond kooperiert in der Beurteilung der Nachhaltigkeit der Unternehmen mit dem Swiss Info Center aus Fribourg in der Schweiz. Dieses Zentrum erfasst Informationen, die die Umwelt- und Sozialaspekte einer Firma betreffen. Das Center liefert den Unternehmen auch Stellungnahmen dazu, wie sie ein gutes Umwelt-Rating bekommen.

Eine andere Anlagemöglichkeit im Wasserbereich ist das Wassertechnik-Active-Zertifikat der Westdeutschen Landesbank Girozentrale (WestLB) in Düsseldorf. Es läuft seit April dieses Jahres und endet im April 2008. Der Käufer erwirbt mit je einem Zertifikat einen Basket (Korb) voller Wasseraktien. Zu ihnen gehören zum Beispiel Wedeco AG Water Technology, BWT AG, Christ AG, Suez Lyonnaise des Eaux S.A., Gelsenwasser AG, aber auch Vorzugsaktien von RWE.

Bereits seit September 2000 gibt es das „Wasser-Zertifikat“ von BNP Paribas. Dieser Aktienkorb entspricht in Teilen dem der West LB, enthält aber auch die Aktie des Nahrungsmittelmultis Nestlé. Der älteste Wasseraktienkorb stammt von der UBS Warburg. Er heißt Europäisches Wasser Zertifikat und läuft nur noch bis zum Juni 2003.

JÖRG WEBER/ECOREPORTER.DE

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