Wasserball: "Das ist doch absoluter Schwachsinn"
Die deutschen Wasserballer kämpfen beim Weltliga-Finale in Berlin um die Qualifikation für die Olympischen Spiele. Bundestrainer Hagen Stamm wünscht sich mehr Aufmerksamkeit.
taz: Herr Stamm, schafft es die Wasserballnationalmannschaft bis nach Olympia in Peking? Bei den vergangenen Spielen in Athen war sie immerhin Fünfter.
Hagen Stamm: Die Qualifikation wird eine ganz schwere Angelegenheit. Zudem darf man nicht vergessen, dass sowohl die Quali als auch der fünfte Platz in Athen einer Sensation gleichkamen. Es war das absolute Maximum. Wir haben ja grundsätzlich eine veränderte Ausgangssituation: Durch die Aufspaltung Jugoslawiens müssen wir uns statt mit einem Weltklasseteam mit fünf messen. Unser Problem im Vergleich zu den Topnationen ist einmal die fehlende Konstanz und zum anderen der fehlende Glaube an die eigenen Fähigkeiten. Trotzdem habe ich den absoluten Willen, nach Peking zu fahren. Wenn ich nicht den Erfolg suchen würde, wäre Nationaltrainer der falsche Job.
Wasserball ist eine Randsportart. Was kann getan werden, dass sich daran etwas ändert?
Das allgemeine Problem von Randsportarten liegt am fehlenden Mut der Medien. Die konzentrieren sich auf Sportarten, die Quoten bringen. Daran ist nichts Schlechtes. Als wir in den 80er-Jahren sehr erfolgreich gespielt haben, wurden wichtige Spiele übertragen, die dann auch gute Quoten gebracht haben. Doch es ging nicht weiter. Es werden lieber noch einmal zehn Berichte über Hertha BSC gebracht als über uns. Dieses Turnier hier ist seit der EM 1989 das bedeutendste Wasserballereignis in Deutschland. Der einzige TV-Sender, der überträgt, ist RBB, und das nicht mal live. Wir als Randsportart müssen die Zeiten im Fernsehen kaufen, die reichen Sportarten wie Fußball und Formel 1 bekommen Geld, das ist doch absoluter Schwachsinn! Wie soll man da finanzkräftige Sponsorengelder ranschaffen?
Wie könnte man das in Zukunft ändern?
Berichten, berichten und nochmals berichten. RTL hat es mit Skispringen vorgemacht. Es gibt nicht weniger Wasserballer als Skispringer. RTL hatte den Mut, diese Sportart populär zu machen.
Sie sehen mutlose Medien?
Ja. Ich möchte gar nicht wissen, wie viele talentierte Wasserballer an andere Sportarten verloren gehen, weil diese populärer durch die Medienübertragung sind. Wir brauchen auch mehr engagierte Trainer, die den Kindern vermitteln, was für eine tolle Sportart Wasserball ist. Es gibt Wasserballspiele, die sind spannender als jeder Krimi. Sie müssen nur gezeigt werden!
Wie schaffen Sie es dann, Motivation und den Spaß nicht zu verlieren?
Ich hatte in meiner Jugend eine sehr schöne Zeit, dieser Sport hat mir unheimlich viel gegeben. Das möchte ich gerne an die Jugend weitergeben. Es ist zudem eine viel schönere Sportart, als viele glauben. Wirklich!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!