Was ist geblieben von der DDR?: „Du gehörst nicht dazu“
■ Zwei Schwestern aus Brandenburg vermissen Ehrlichkeit und Ideale
Manuela Skubowsky: Es ist nicht viel von der DDR übrig geblieben. Die Gemeinschaft, sich untereinander zu helfen, ist nicht mehr da. Das merkt man an den eigenen Geschwistern.
Ramona Bratfisch: Das war früher auch nicht so.
Skubosky: Trotzdem. Ich bin 1994 nach Bayern gegangen, nachdem ich arbeitslos geworden war und eine Umschulung zur Notarangestellten gemacht hatte. Als Praktikums- plätze in Bayern angeboten wurden und ich als geschiedene Frau mit einem Kind unabhängig war, habe ich mich gleich gemeldet. Der Notar hatte gesagt, dass er mich einstellen wird. Arbeit ist das Wichtigste. Bereut habe ich die Entscheidung nie, obwohl ich viele Freunde im Osten aufgegeben habe. Bad Liebenwerda in Brandenburg wird immer meine Heimat bleiben.
Bratfisch: Du wirst aber da drüben in Bayern immer ein Ossi bleiben.
Skubowsky: Das kann ich nicht so sagen. Wo ich bin, bin ich anerkannt.
Bratfisch: Aber du gehörst nicht richtig dazu. Die sind anders. Wir sind ehrlicher, offener und herzlicher. Das wird mit unserer Generation aussterben. Ich versuche, meinen Kindern Dinge von früher mitzugeben. Heute fehlen die Ideale. Ich habe mir meine selbst gesucht, meine Eltern und einen sympathischen Lehrer.
Skubowsky: Gott sei Dank gibt es noch DDR-Produkte. In Bayern gibt es ein Wollwaschmittel und ein Feinwaschmittel. Die Stiftung Warentest hat die für gut befunden. Oder ich lasse mir Bautzener Senf oder Essig mitbringen. Das sind Produkte, die ich kenne, die schmecken mir besser.
Bratfisch: Eigentlich imponiert mir in dieser Gesellschaft gar nichts. Das ist nur eine Konsumgesellschaft. Wir sind von unseren Eltern erzogen worden, arbeitsam, offen und ehrlich zu sein und die Arbeit ohne Murren zu machen. Aber wir haben auch gemurrt, wenn wir wirklich Recht hatten. Heute macht keiner mehr die Klappe auf, weil alle Angst um ihren Job haben. Das ist auch im öffentlichen Dienst so. Ich habe auch schon früher im öffentlichen Dienst gearbeitet. Es ist Schwachsinn, dass man nichts sagen durfte. Teilweise konnte man etwas bewegen, heute kann man nichts mehr bewegen. Ich wünsche mir die alten Zeiten nicht zurück. Aber es ist wohl normal, dass man das Positive zurückhaben will. Es hätte schon ein bisschen von uns übrig bleiben können. Aufgezeichnet von Barbara Bollwahn de Paez Casanova
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