: Warum diese virile Irr-itation?
■ betr.: "Das freundliche Gesicht des Krieges" von Michael Wetzel, taz vom 12.6.92
betr.: „Das freundliche Gesicht des Krieges“ von Michael Wetzel, taz vom 12.6.92
Wie kann man der phänomenologischen Betrachtung (philosophisches Staunen) des Publizisten Virilio soviel Aufmerksamkeit widmen.
1.Den Betrachtungen seines dynamischen Drehmomentes mit der zentrifugalen Energie in das apokalyptische Nichts fehlt stets das letzte Warum. Das zu fragen, hat er nicht nötig als ein sich bekennender Katholik. Stets gibt es immer Antworten, wenn nicht — dann serviert sie der Glaube als endgültige Stimme des Herzens oder Kopfes. Da lob ich mir den Menschen, der dem subjektiven Glauben nicht alles überläßt und seine lebenskonstruktiven Fähigkeiten mobilisiert, um das Warum zu erfahren.
2.„..., fordert Virilio seit dem Golfkrieg zu Widerstand gegen den Echtzeit-Terror und...“ Eine Hommage an alle Schüler, die während des Golfkrieges sich demonstrativ vor öffentlichen Institutionen zur Wehr setzten. Welch philosophische Tat! Warum muß der Golfkrieg sein, und nicht: wie läuft er ab? Die Demonstration der Schüler nenne ich praktische Philosophie.
3.Diese theoretische Faselei über kontaminierte Nachrichten, Ökologie der Medien und so weiter wirkt scheinbar eindrucksvoll, aber endet in der philosophischen, staunenden Resignation. Das Staunen zeigt sich im Verharren des offenen Mundes und der blöd glänzenden Augen im Anblick einer Weihnachtskerze. Passivität! — Die Neugierde, die Wurzel der praktischen Philosophie weist sich aus durch Aktivität, sympathikusbetont mit regem Geist zur Erhaltung jeglichen Denkens. Der praktische Philosoph agiert zwangsläufig als eigentliche Opposition gegenüber jeglichen Betonköpfen, die sich gedanklich einer Institution unterwerfen.
Warum immer diese virile Irr-itation? Als negativer Reiz? Dann bitte nur einen posaunenden Engel. E.-Christian Ahrens, Brühl
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