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Warum die Identitären ein Problem mit literatur habenSchmiererei am Denkmal

Foto: Jungsfoto: dpa

Der Zweite Weltkrieg ist vorbei. Ein Mann kommt aus der Kriegsgefangenschaft zurück nach Deutschland – und kommt doch nicht heim. Denn hier wird vergessen und verdrängt. „Draußen vor der Tür“ hat der Schriftsteller Wolfgang Borchert die Nichtheimkehr seines Protagonisten Beckmann 1946 überschrieben. 2016 stört sich wohl die „Identitäre Bewegung“ (IB) in Hamburg an Borcherts kritischem Nachkriegsgesellschaftsblick. Unbekannte Täter haben sein Denkmal an der Außenalster verunstaltet.

Mit roter Farbe sprühten sie über die Einlassung „Wir sind die Generation ohne Bindung und ohne Tiefe, unsere Tiefe ist der Abgrund“ das Wort „Identität“, bestätigte ein Polizeisprecher. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen aufgenommen.

Über das Wort wurde zudem das Logo der IB gemalt: der griechische Buchstabe Lambda, den die Spartaner auf ihren Schildern im Kampf gegen das persische Heer trugen. Die IB bezieht sich damit auf das vermeintliche Gegenhalten gegen eine Überfremdung.

Seit 2012 ist die IB nach dem französischen Vorbild „Génération identitaire“ in Deutschland aktiv. Zunächst nur in den Sozialen Netzwerken, doch 2015 besetze die Gruppe um Martin Sellner und Nils Altmiek die Balkone der SPD-Zentralen in Berlin und Hamburg. Sie wollten so gegen den „großen Austausch“ der eingesessenen Bevölkerung durch Einwanderer protestieren.

Andreas Speit

arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland.

Ein so kritisches Selbstverständnis, wie es Borchert Deutschland gegenüber hatte, stört offensichtlich die nationale Identität der IB-Anhänger – auch wenn sich die Gruppe auf ihrer Webseite von der „Schmiererei“ distanziert. Keines ihrer Mitglieder habe die „Straftat“ verübt. Seit der Verfassungsschutz die IB im Blick hat, versucht diese, seriöser zu wirken. Ihre Erklärung für die IB-Symbole auf dem Denkmal: eine sogeannte „False-Flag-Aktion“, um die Identitären „in Misskredit zu bringen“.

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