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Warum die Häme über Westerwelle?Der Außenseiter

Guido Westerwelle ist nicht mehr FDP-Parteichef - und alle freuen sich. Warum sind sich eigentlich alle so verdammt einig, dass dieser Mann abzulehnen ist?

Immer die Nummer 1: Guido Westerwelle ist immer noch der Schnellste: Kein zweiter Bundespolitiker hat es geschafft, in so kurzer Zeit so tief zu stürzen. Bild: dapd

Der Jüngste, der Schnellste, der Aggressivste. Einer, der sich nicht zu schade dafür war, im Guidomobil durch die Republik zu reisen, die Zahl 18 auf den Schuhsohlen. Einer mit einem klaren Feindbild: gegen alles, was links oder grün ist. Ein Erfolgreicher: Mit ihm an der Spitze fuhr die FDP den höchsten Wahlerfolg ihrer Geschichte ein. Manche sahen in ihm den Prototyp des neuen Politikers, aus ähnlichem Holz geschnitzt wie die Turboaufsteiger des Turbokapitalismus. Und nun?

Guido Westerwelle ist immer noch der Schnellste: Kein zweiter Bundespolitiker hat es geschafft, in so kurzer Zeit so tief zu stürzen. In der eigenen Partei, in der Wertschätzung der Deutschen. Jetzt ergießt sich die Häme über ihn.

Natürlich kennen wir das Spiel des bösen Nachrufs, es ist oft genug gespielt worden. Aber im Casus Westerwelle überrascht doch die Wucht der Bösartigkeit, mit der sein Abgang, sein offenkundiges Scheitern begleitet wird. Daran wird kenntlich, was immer schon galt: Er ist nicht gemocht. Nein, er wurde es definitiv nicht, auch als er erfolgreich war. Was Westerwelle umwehte wie ein zu penetrantes Aftershave war der Hauch sozialer Kälte.

In dieser Hinsicht war er die Verkörperung dessen, was die Gegner der FDP in dieser Partei sehen: die legendären "Besserverdienenden" in ihren Zahnarztgolfclubs, die neuen hochbezahlten A-sozialen, die sich einen Dreck darum scheren, wie es dem kranken Nachbarn geht. Diese Aura kollidierte heftig mit seiner lange Zeit versteckten Homosexualität, mit dem damit verbundenen Außenseiterstatus. Soziale Kälte und warmer Bruder? Dieser Spruch wurde - ernstlich! - hinter mehr oder weniger vorgehaltener Hand kolportiert. Seine "Abweichung" war unendlicher Stoff für Witze und Stammtische aller Art: von ganz rechts bis ganz links, alle Liberalen eingeschlossen.

Sexuelles Außenseitertum

Westerwelle hat mit seinem ungewöhnlichen Verhaltensmix etwas von der Ressentimentstruktur der fünfziger Jahre wiederbelebt. Gestandene Linke, die sich viel auf ihre Vorurteilsfreiheit gerade gegenüber Minderheiten zugutehalten, haben händereibend ihre Freude darüber bekundet, dass es "ausgerechnet ihn erwischt" habe: die Homosexualität. So als sei es Krankheit oder Strafe. Schwule haben ihn dafür verachtet, dass er sich nie wirklich geoutet habe. Und als er seinen Lebenspartner schließlich in die Öffentlichkeit brachte, berichteten die Medien in einem Ton darüber, als würde noch Kardinal Frings die Leitlinien für taktvolles Verhalten bestimmen.

Irgendwie wurde ihm ein "falsches Leben", eine Art Betrug angekreidet. Sexuelles Außenseitertum und soziale Stromlinie mit der unverhohlenen Tendenz, andere Außenseiter auszugrenzen: nein, das wollte vielen nicht in die Köpfe. Es passte nicht zusammen. Niemand redete offen darüber, es stand in keiner Zeitung und kein TV-Kommentator hätte je gewagt, auch nur eine Anspielung darauf zu machen.

Man mag das für besonders diskret halten. Tatsächlich ist es ein zu verteidigendes Gut, die Privatsphäre gerade von Politikern zu schützen - ein urliberales Anliegen. Aber das seltsame Ausweichen, die genuschelte Nebenrede, das manchmal schon penetrante Nichtthematisieren - das sind Anzeichen einer Gesellschaft, die zwar Toleranz auf ihre Fahnen geschrieben (und auf diesen Terrain tatsächlich beträchtliche Zugewinne zu verzeichnen) hat, aber in vieler Hinsicht noch so verklemmt ist wie zu den Zeiten, als sich FDP-Chef Erich Mende auf Partys mit seinem Ritterkreuz zeigte.

Wunsch nach Feudalität

Herr zu Guttenberg hat uns eindrücklich vor Augen geführt, wie stark bei einer großen Zahl unserer Landsleute der Wunsch nach Feudalität ist; wie gut es ankommt, sich über die demokratische Ochsentour hinwegzusetzen, etwas anderes, Glanzvolleres zu verkörpern als die Welt der "Normalos". Es ist dieser im Kern antidemokratische Bodensatz, der auch den Humus für die Häme bildet, die jetzt auf Westerwelle niedergeht wie ein Tsunami des unterdrückten Vorurteils.

Nein, er ist kein sympathischer Politiker. Aber es wäre ein Fortschritt für unsere politische Kultur, wenn wir versuchen, die unschönen Elemente in den Blick zu nehmen, die jetzt dazu beitragen, den Abgang eines Ungeliebten zur ressentimentgeleiteten Gong-Show zu machen.

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30 Kommentare

 / 
  • AK
    Alexander Köpf

    Habe viele Politiker aller Parteien kommen und gehen sehen. Sympathen und Unsympathen. Bar jeder Weltanschauung hatte ich bei den meisten (auch denen, die mir nicht politisch nahestanden) das Gefühl, daß ihr politisches Handeln bei allem Machthunger im (von ihnen so gedachten) Interesse das Landes stand und ihr Selbstverständnis sich aus dem Auftrag des Souveräns speiste.
Bei Guido Westerwelle (den ich dreimal bei politischen Großevents hinter den Kulissen erlebte) habe ich das Gefühl, sein politisches Handeln speist sich allein aus einem krankhaften Narzismus und Minderwertigkeitsgefühl heraus, daß er durch Machtfülle und mediales Scheinwerferlicht zu kompensieren sucht. Der Mann ist Gefallsüchtig. Er glaubt seine Ämter laden in mit Bedeutung auf! Für mich ist Guido Westerwelle ein Fall für den Psychater.
Seine Geltungssucht ist pathologisch und sein Sendungsbewußtsein indirekt proportional zur Profanität des Gesagten. Seine Arroganz und Respektlosigkeit gegenüber Menschen, die von ihm als rangnieder angesehen werden ist entlarvend, sobald keine Kamera auf ihn gerichtet ist. Ich konnte das zuletzt in der Stuttgarter Liederhalle hinter den Kulissen beobachten.
Der Mann ist ein Fall für die Psychatrie und als Außenminister einer der größten Industrienationen dieses Planeten unerträglich peinlich und völlig Fehl am Platze!!

    Ach ja: Politiker bewerte ich ausschließlich nach intellektueller und politischer Befähigung und nicht nach sexueller Präferenz. In seiner Freizeit kann jeder poppen mit wem oder was er will!

  • M
    Maurice

    Guido Westerwelle ist und war ein »Großkotz« und wird wohl auch einer bleiben, wenn man ihn lässt. Ich sehe und höre ihn noch am Abend der letzten Bundestagswahl jauchzen: »Oh Freude schöner Götterfunken!« Und dann dieser Absturz! Das muss man erst mal hinkriegen ...

     

    Aber von Spaß-Guido mal abgesehen: Ich finde nach wie vor, Deutschland braucht die FDP nicht mehr. Aber das ist wieder ein ganz andere Baustelle ... ;-)

     

    Pablo

  • WO
    wolfgang oho

    Ihren Kommentar hier eingeben

     

    Lieber Christian Schneider,

     

    vielen Dank für Ihren hervorrangenden Kommentar - er bringt es auf den Punkt!

     

    Die Pseudoliberalität gegenüber Schwulen gibt es nur, wenn der Mann sich klein macht, zu bedauern ist, die arme Opferrolle annimt. dann wird er mit Toleranz belohnt - auch in alternativen grünen Kreisen. Doch wehe dem, er weicht aus der Opferrolle aus, weicht in seiner Meinung vom sogenannten Mainstream der Gutmenschen ab. Dann wird er gnadenlos gemeuchelt, denn er ist undankbar für die sogenannte Toleranz. Duldung, ich rede gar nicht um Anerkennung von Schwulen gibt es nur um den Preis der Unterordnung. Leider gilt das insbesondere für das grüne Milieu. Gehen Sie einmal in das Vauban-Viertel in Freiburg, der ideale Mikrokosmos der alternativen Welt, weichen Sie dort vom Meinungsmainstream ab. Sie werden gemeuchelt werden in einer Art und Weise, die undenkbar wäre in einem erzkatholischen schwarzen Dorf im tiefsten Bayern. Das deutsche Spießertum blüht, es hat sich nur neu eingekleidet.

     

    Viele Grüße, Wolfgang

  • AH
    Achim Hohlfeld

    "Aber das seltsame Ausweichen, die genuschelte Nebenrede, das manchmal schon penetrante Nichtthematisieren - das sind Anzeichen einer Gesellschaft, die zwar Toleranz auf ihre Fahnen geschrieben (und auf diesen Terrain tatsächlich beträchtliche Zugewinne zu verzeichnen) hat, aber in vieler Hinsicht noch so verklemmt ist wie zu den Zeiten, als sich FDP-Chef Erich Mende auf Partys mit seinem Ritterkreuz zeigte." --- Huch - ein redaktioneller Fehler! Richtig muss diese Passage heißen: "Aber das seltsame Ausweichen, die genuschelte Nebenrede, das manchmal schon penetrante Nichtthematisieren - das sind Anzeichen eines Politikernatur, die Toleranz nicht auf ihre Fahnen geschrieben (und auf diese tatsächlich beträchtlich angewiesen war) hat, und in vieler Hinsicht noch so verklemmt ist wie zu den Zeiten, als sich FDP-Chef Erich Mende auf Partys mit seinem Ritterkreuz zeigte."

  • T
    Tina

    Gut getroffen, es ist diese soziale Kälte und dieser grenzenlose Ego-Trip, der empfindsame Menschen abstösst.

    Herrn Westerwelle mangelt es an sozialer Kompetenz

    da hilft alle zur Schau gestellte Fachkompetenz

    nur bedingt.

    Seine Vorurteile z. B. Alg 2- Beziehern gegenüber

    stehen in völligem Widerspruch zu der Toleranz, die er für sich und seine Person einfordert.

    Im Grunde zeigt sein Verhalten auch fehlende menschliche Reife. Diese könnte jetzt wachsen,

    wenn der die Welt einmal aus der Perspektive der

    sogenannten Verlierer oder Ausgegrenzten kennenlernt.

  • P
    pansen

    ein par tage ist es her, da habe ich mir gedanken darüber gemacht, wie diese unglaubliche einigkeit zustande kommt. westerwave ist schei*e!!!

    alle sind dieser meinung und sei es das letzte drecksblatt, oder die eigene partei. das macht mich stutzig... selbst wenn dem so ist, fällt das urteil meist (oder eben nie) so einhellig aus.

    die fragestellung, ob an der ablehnung westerwelles bei dem ein oder anderen, nicht auch etwas homophobes mitschwingt, etwas kryptohomophobes, ist jedenfalls spannend und auch nicht abwegig.

  • W
    Wolf

    Eine Ratte hat das sinkende Schiff verlassen und

    die nächste kommt !

     

    Die Splitterpartei macht stetig Klientelpolitik

    zugunsten des Diktorates des Kapitals.

    Beispiel: Steuersenkungen für Hoteliers, wofür sie

    1 Million Parteispende bekommen haben sollen.

     

    Krankenkassenbeiträge f.d. Reichen wurden gesenkt, für den Normalo erhöht.

    Zudem können Krankenkassen Zusatzbeiträge in unbestimmter Höhe von den Versicherten verlangen.

     

    Ein Lobbyist von der Privaten Krankenversicherung

    ist Staatssekretär und hat die Gesundheitsreformgesetze ausgearbeitet.

     

    Mitglieder dieser Gelben Kaste bekommen Sonderkonditionen und Sonderleistungen bei dieser

    Privaten Krankenversicherung.

     

    Ich habe keine Lust auf eine Splitterpartei, die

    die Normalos finanziell ausbluten lässt.

    Diese Partei muss ganz schnell von der entscheidenen politischen Ausführungsfläche verschwinden.

     

    Eine derartige Politik mit all ihren Helfer-Ratten, die noch nicht einmal im

    Ansatz die soziale Komponente berücksichtigt, wirkt

    in dem humanen, sozialen Körper wie das schmutzigste Brechmittel !

  • R
    Rob

    Was so oft übersehen wird:

    die 15% der FDP bei der letzten Wahl waren besonderen Umständen geschuldet und hatte gar nichts mit Westerwelle zu tun. Re ist daran gescheitert, dass er halt nur die Karrikatur eines (schlechten) Politikers ist.

    Und da hilft ihm seine Homosexualität wenig, anders als bei Wowereit..

    Manchmal hat man ja schon das Gefühl, dass man sich für Heterosexualität entschuldigen muss.

     

    Westerwelle ist samt seiner FDP inzwischen einfach über!

  • H
    Holkan

    "Guido Westerwelle ist nicht mehr FDP-Parteichef - und alle freuen sich."

     

    Ach Gottchen, wer freut sich denn außer den Alt-86ern, die sich die fetten 80er zurückwünschen und jeden mit kreativem Protest und tiefer Betroffenheit bestrafen, der versucht, deutlich zu machen, dass Arbeiter mehr Geld in der Tasche haben müssen als Arbeitslose. Nicht aus Hartherzigkeit, sondern weil Arbeitslose eben von den Arbeitern finanziert werden müsssen.

  • A
    anonymous

    Schreiben sie denn nun über Medien, Bürger oder Gemüsebeet? Das geht aus dem "antidemokratischen Bodensatz" nicht so recht hervor.

  • T
    trashschollie

    schwul oder nicht spielt dabei keine rolle.

    er hat einfach die falschen ansagen gemacht.

     

    für mich gibts keinen schwulenbonus (oder malus)

  • W
    wolf

    "A!soziale Stromlinie mit der unverhohlenen Tendenz, andere Außenseiter auszugrenzen" - dies trifft den Kern genau, ich habe keinen Bock auf eine so überflüssige Partei und deren Erben, die genau diese Asozialität hoffieren (Rösler etc.)

     

    wolf

  • AA
    aw aus ms

    Das ist aber deutlich zu kurz gegriffen!

     

    Die Häme über Westerwelle gründet eher über der Diskrepanz zwischen seinen eigenen Ansprüchen / Verlautbarungen und seinem realem Verhalten.

    Wer immer als "Lautsprecher" alles mit Pathos verpackt kann halt auch sehr tief fallen, wenn er nicht liefern kann. Allein schon die Forderungen seinerseits noch aus der Opposition heraus und dann deren "Nicht-"Umsetzung als Regierungspolitiker.

    Nie war die Spanne breiter.

     

    Und dann noch seine Verbissenheit...

    Mir schaudert heute noch bei den Bildern, wie der mich als Deutscher gegenüber dem Ausland vertreten hat.

     

    Das hat überhaupt nichts mit seiner privaten Einstellung (hier die Sexualität) zu tun, der kann halt wirklich nur Opposition und sonst gar nichts.

  • AA
    aw aus ms

    Das ist aber deutlich zu kurz gegriffen!

     

    Die Häme über Westerwelle gründet eher über der Diskrepanz zwischen seinen eigenen Ansprüchen / Verlautbarungen und seinem realem Verhalten.

    Wer immer als "Lautsprecher" alles mit Pathos verpackt kann halt auch sehr tief fallen, wenn er nicht liefern kann. Allein schon die Forderungen seinerseits noch aus der Opposition heraus und dann deren "Nicht-"Umsetzung als Regierungspolitiker.

    Nie war die Spanne breiter.

     

    Und dann noch seine Verbissenheit...

    Mir schaudert heute noch bei den Bildern, wie der mich als Deutscher gegenüber dem Ausland vertreten hat.

     

    Das hat überhaupt nichts mit seiner privaten Einstellung (hier die Sexualität) zu tun, der kann halt wirklich nur Opposition und sonst gar nichts.

  • M
    Michael

    Ich finde, an die Frage "Warum so viel Häme" schließt sich noch eine ganz andere, mindestens genau so interessante Frage an:

    Wenn man diesen rasanten Absturz sieht, stellt sich nochmal ganz neu die Frage, warum die (und womöglich großenteils dieselben) Leute ihm die letzten 15 Jahre so eine grandiose Karriere ermöglicht haben. Sowas legt man ja schließlich nicht ohne breite Unterstützung hin.

     

    Er stand früher für keinerlei Inhalte außer vielleicht Steuersenkungen und er steht jetzt für keinerlei Inhalte außer vielleicht Steuersenkungen. Was ist jetzt eigentlich plötzlich so anders? Die "Inhalte" jedenfalls nicht.

  • L
    Lucia

    >>Kein zweiter Bundespolitiker hat es geschafft, in so kurzer Zeit so tief zu stürzen.Tatsächlich ist es ein zu verteidigendes Gut, die Privatsphäre gerade von Politikern zu schützen - …

    Aber es wäre ein Fortschritt ... die unschönen Elemente in den Blick zu nehmen,

  • P
    P.Haller

    Man muss ihn nicht mögen. Ich mag ihn auch nicht.

    Aber dass jetzt alle, speziell seine "Parteigenossen", so viele Kübel über ihn ausgiessen, das zeigt doch, dass sich diese Bierdeckel-Partei am Besten doch selbst abschaffen sollte.

    Denn das, was nach WW kommt scheint noch nicht mal das Format des Sprücheklopfers WW zu haben, und das sagt ja schon vieles aus über die F.D.P.!!

  • SJ
    Schweikert, Jeanette

    ich bin mir nicht sicher, ob die persönliche Lebensweise eines Politikers mit politischen Erfolgen bzw. Mißerfolgen so sehr gekoppelt werden sollte.

    Die Veränderung meiner Warnehmung des genannten Politikers begann bei der Pressekonferenz nach dem Wahlsieg 2009 mit der unsäglichen Antwort "Wir sind hier in Deutschland" auf die auf englisch gestellte Frage eines BBC-Reporters.

  • B
    broxx

    Was für ein Blödsinn!

  • SL
    Stefan Lieven

    Paradoxerweise appelliert dieser Artikel, mit der Macht des Wortes, an eine differenzierte Betrachtung und Selbstkritik und benutzt undifferenzierte Pauschalaussagen ("dieser Mann abzulehnen", "unsympathischer Politiker"). Ist es zu viel Eigenarbeit, auch hier differenzierter Auszuschreiben, dass z.B. bestimmte Züge/ Verhaltensweisen dieser Person unsympathisch sind? So viel Platz sollte meiner Meinung nach ein Artikel doch zulassen, wenn der Kernappell einer differenzierteren gesellschaftlichen Selbstkritik, auch mal vor der eigenen Tür, mit der Macht des geschriebenen Wortes, beginnen soll...

  • M
    Mirko

    "Aber das seltsame Ausweichen, die genuschelte Nebenrede, das manchmal schon penetrante Nichtthematisieren - das sind Anzeichen einer Gesellschaft, die zwar Toleranz auf ihre Fahnen geschrieben (und auf diesen Terrain tatsächlich beträchtliche Zugewinne zu verzeichnen) hat,(...)"

     

    Nein, es hat einfach niemand laut gesagt, damit Guido den Spieß damit nicht einfach umdrehen kann, nach dem Motto, ihr hackt ja nur auf mir rum weil ich schwul bin. Die Steilvorlage wollte ihm niemand liefern - und das war auch gut so. Er hat sich politisch selbst geliefert (und den Göttern sei dank, die FDP selber endlich auch!), so sehr das auch nötig war. Seine Sexualität war dazu irrelevant, von daher sehr gut das sich alle in dieser Hinsicht einig waren dies Niederzuschweigen.

     

    Die Stammtischsprüche nun laut auszuspechen können einen nötigen kalaytischen Effekt haben, der D sehr gut tuen könnte.

     

    Hoffen wir's mal.

     

    Daruf erst mal'n Tee.

  • F
    Fandorin

    Dieser Kommentar ist mir zu abstrakt. Mich hat die Sexualität von Hernn W. nie interessiert. Ich finde es auch schäbig ihn daran zu messen, oder ihn deswegen zu bemitleiden wie Christian Scheider hier tut. Westewrwelle hatte einfach schon immer eine unsympathische Art, sich zu profilieren.Von seinen politischen Positionen ganz zu schweigen.

  • J
    jps-mm

    FDP billigt Bürgerrechtsverletzungen

     

    Im Herbst 2009 hat Westerwelle - auf Druck von Schäuble und Merkel - die Duldung von Bürgerrechtsverletzungen schwerster Art gebilligt. Für Westerwelle war schon die vage Aussicht auf Steuersenkungen ausreichend, um der drastischen Verschlechterung der Menschenrechte seit Merkels Amtsantritt seine Zustimmung zu erteilen.

     

    Mit Billigung der FDP werden damit die dafür verantwortlichen Rechtsbrecher systematisch der Strafverfolgung entzogen, mittels Vorratsdatenspeicherung sämtliche Verbindungsdaten von Internet- und Handy-Verbindungen über einen Zeitraum von 6 Monaten gespeichert, eigenmächtige - ohne Beaufsichtigung durch einen Staatsanwalt - präventive Ermittlungen des BKA ohne konkreten Tatverdacht zugelassen, die Befugnisse des BKA zu Lauschangriffen auf Wohnungen nochmals deutlich ausgeweitet, dem BKA auch die Befugnis für Video-Überwachungen von Wohnungen erteilt.

  • J
    jps-mm

    Gegangen, um zu bleiben

     

    Guido Westerwelle räumt den Posten als FDP-Parteichef. Er tut es auf eine Art, die daran zweifeln lässt, dass er verstanden hat, was passiert.

     

    Es reist also künftig als deutscher Außenminister ein Mann durch die Welt, den die Partei nicht mehr als Chef haben will. Ein Außenminister, bei dem ein führendes FDP-Mitglied einen „Igitt-Faktor“ festgestellt hat. Ein Minister, den sie in der FDP als „Klotz am Bein“ bezeichnet haben. Der Bundesaußenminister ist nur noch ein Grüßaugust.

     

    http://www.fr-online.de/politik/meinung/gegangen--um-zu-bleiben/-/1472602/8296680/-/index.html

  • J
    jps-mm

    Ein schleichend-unschöner Abgang

     

    Mit Schimpf und Schande vom Hof gejagt wurde Guido Westerwelle nicht, aber doch massiv aus dem Amt gedrängt - verbale Treibjagd aus den eigenen Reihen inklusive. Ein Abgang mit Würde konnte es nicht mehr werden. Dafür hat Westerwelle den Zeitpunkt verpasst - glaubte die eigene Partei aussitzen zu können. Eine krasse Fehleinschätzung.

     

    Nach immer mehr interner Kritik auf allen Ebenen der FDP blieb Westerwelle gar nichts anderes übrig, als den Chefsessel, an dem er zu lange klebte, zu räumen. Die FDP war ihm längst entglitten. Ohne Rücktritt hätte die Abwahl, mindestens ein extrem mieses Wahlergebnis auf dem Parteitag im Mai gedroht.

     

    http://www.tagesschau.de/inland/westerwelle890.html

  • S
    Steffi

    Dass er sich nie geoutet hat, mag man noch als seine Privatsache betrachten, zumindest gibt es dafür gute Argumente.

     

    Dass er aber sogar aktiv gegen das Gesetz für gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften gestimmt hat, ist ein Politikum und gemessen an dieser Schweinerei ist er noch viel zu gut behandelt worden. Seine Karriere hätte sofort DANACH beendet gehört.

  • J
    Jacagu

    Unbestreitbar gibt es anti-schwule Ressentiments, aber die Häme gegen Westerwelle haben damit eher wenig zu tun. Nun schreibe ich aus der Bayerischen Provinz und weiß natürlich nicht, was Herr C. Schneider so an den Stammtischen der Berliner Szene-Kneipen hört und ob er Gleiches auch über Ole v. Beust oder Wowereit hörte. Westerwelle war/ist ein Selbst-Vermarkter, kein Politiker. Er schmierte ab, als er Politik machen mußte. Westerwelle wäre sicher auch kritisiert worden, wenn er als Hetero seine Frau auf seinen politischen Reisen mal schnell ein paar Deals für ihre Firma hätte abwickeln lassen. Das hat ein sex-neutrale Gschmäckle. Und als Westerwelle mit vorgestrecktem Kinn und 60- Grad-Blick auf einem Parteitag rief: "Ich bin die Deutsche Freiheitsstatue!" und dafür von seinen Parteifreunden frenetischen Beifall erhielt, muß er sich jetzt nicht wundern, dass dieselben Deppen ihn jetzt als im wirklichen Leben Gescheiterten schnell und damit es schneller geht, auch mit Häme los werden wollen. Damit ist die Rückbesinnung der FDP von einer PR-Truppe zu einer liberalen Partei im Übrigen noch lange nicht vollzogen, denn auch die 18% auf seiner Schuhsole war ja nicht sein Einfall sondern der Idee eines Fallschirmfliegers, der einem Strafprozess nur durch einen Todessturz entging.

  • WB
    Wolfgang Bieber

    Guido Westerwelle schafft es irgendwie bis heute, als jung zu gelten – vielleicht weil er bis heute so unseriös wirkt. Dabei ist er in der FDP schon seit Jahrzehnten eine dominante Figur. 1983, also vor fast dreißig Jahren, wurde er der jüngste Vorsitzende der Jungen Liberalen, 1994 dann der jüngste Generalsekretär der FDP, und 2001 schließlich der jüngste Parteivorsitzende. Von jemandem, der innerhalb der FDP so lange als Vertreter der jungen Generation galt, kann man erwarten, dass er seine Partei inhaltlich erneuert hat. Man kann sich allerdings des folgenden Eindrucks nicht erwehren: Westerwelle hat die FDP zwar lange verkörpert – aber inhaltlich geprägt hat er sie nie: http://bit.ly/ifdHaO

  • S
    Stefan

    Ich sehe es nicht ganz so kompliziert: man erntet, was man säht...

     

    vg, stefan

  • S
    snoopy

    "Überheblichkeit kommt vor dem Fall"! Die "Freiheitsstatue Deutschlands"-Westerwelle, hat nicht lange auf ihrem wackligen Sockel gestanden. Gut ist's!