■ Warten auf Guildo: Schlimme Lichtbilder
Wie man sich bettet, so liegt man. Gunvor Gugglisberg ist eine junge Frau, bei der man automatisch auf die Idee kommt, daß die Schweiz ihre Heimat ist. Keine in Birmingham trägt den Mini kürzer, hat die Haare so konsequent per Minipli zur Mähne gekraust. Aber sie wirkt bei ihren Proben so schuftend, so um Erotik bemüht...
So kann man sich täuschen. Kürzlich enthüllte ein Boulevardblatt, daß die Gunvor vor drei Jahren pornographische Fotos von sich machen ließ. Und gegen eine Veröffentlichung in entsprechenden Postillen auch nichts einzuwenden hatte. Nun fauchen die Gouvernanten der weltgrößten Hehlernation (Geld, Geld, Geld – gewaschenes und ungewaschenes): Darf so eine für die Schweiz singen? Da ahnte man doch gleich – als Guildo-geschulte Nation –, daß hinter der Enthüllung vielleicht ein kluges Management steckt. Jedenfalls hat so die Schweiz überhaupt erfahren, daß eine der Ihren in Birmingham startet. Die Einschaltquoten der Sendung heute abend sollen sogar höher ausfallen als ursprünglich befürchtet. Vielleicht schämt man sich dann für einen Beitrag, der die Welt ahnen läßt, daß die Schweiz seit Paolas (1969, 1990) und Celine Dions (1988) Einsätzen popmäßig extrem verödet ist. Trotzdem: brave Gunvor. Sie soll geweint haben, als die schlimmen Lichtbilder ausgegraben wurden, die doch nur bewiesen, daß es für Frauen immer noch sehr konservative Arten der Karriereanbahnung gibt. Jedenfalls glaubte man ihr die Tränen sofort – die bekanntlich nie lügen.
Apropos. Guildo Horn hat Stratford-on-Avon besucht. Shakespeares Geburtsstadt hat ihn beeindruckt: „Schöne alte Häuser, nette Menschen.“ Die Wettbüros des Vereinigten Königreichs melden unterdes: Guildo wird auf Platz sechs geführt, knapp hinter Dana International. Die wurde vorgestern abend in der Diskothek „Dome II“ für ihr selbstgehäkeltes oranges Bikinioberteil bewundert. Heute wird sie allerdings eine Robe von Gaultier tragen, Gerüchten zufolge wird sie in eine textile Komposition aus langen Papageienfedern eingenäht: „Es ist ein Kunstwerk.“ Guildo Horn dazu: „Ich finde sie toll. Und so natürlich in ihrer Art, echt.“ Jan Feddersen
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen