: War‘s das, liebe Hertha?
FUSSBALL Die Berliner verlieren zu Hause gegen Köln mit 0:1, festigen so den letzten Tabellenplatz und müssen sich so langsam mit dem Abstieg befassen
Hertha BSC – 1. FC Köln: 0:1 (0:0)
Tore: 0:1 Novakovic (79.)
Team: Drobny – Stein (Ebert, 67.), Friedrich, von Bergen, Pejcinovic – Piszczek, Lustenberger, Nicu (Cicero, 74.), Raffael – Wichniarek, Domowtschijski (Kacar, 81.)
Zuschauer: 48.623
Hertha macht mobil. „Vereint gegen Köln“, so hieß die Losung des abgeschlagenen Bundesligaletzten zum Sonntag. Man fühlte sich dabei ein wenig an Misereor-Aufrufe wie „Vereint gegen Armut“ erinnert (lat. misereor: „Ich habe Erbamen“). Ein Banner mit der Parole war die Woche über bereits öffentlichkeitswirksam durch die Stadt gereicht worden. Und auch während des Spiels am Sonntag wurde das Motto auf den Werbebanden regelmäßig eingeblendet.
Immerhin 48.623 Zuschauer folgten dem Aufruf ins Olympiastadion. Doch auch die Solidaritätsbewegung im Stadion nutzte nichts: Hertha verlor mit 0:1 gegen den 1. FC Köln, einem direkten Rivalen im Abstiegskampf, und konnte den erwünschten Anschluss zur unteren Tabellenhälfte nicht herstellen.
Dabei war die Zuversicht vor der Partie so groß wie lange nicht mehr, nachdem Hertha am Donnerstag im holländischen Städtchen Heerenveen zwei vermeintlich unmögliche Dinge bewerkstelligt hatte: den ersten Sieg seit August (3:2) und mehrere Stürmertore in einem Spiel. Dass Hauptsündenbock Artur Wichniarek in der Europa-League-Partie zum Matchwinner wurde, war eine zusätzliche Pointe. In der Euphorie hatte Ingo Schiller, der Hertha-Geschäftsführer für Finanzen, via Stadionheft vollmundig versprochen, der Erfolg in Heerenveen wäre ein Vorgeschmack auf das, was gegen die Rheinländer folgen sollte.
Die Begegnung gegen Köln war jedoch alles andere als eine Fußball-Delikatesse. Vielmehr wurde aufgetischt, was man in Berlin bereits seit Monaten kennt: fade Bundesligakost mit dem üblichen Ausgang.
Die einzig erwähnens- und sehenswerte Aktion der ersten Hälfte dürfte allerdings echten Raritätswert in der Bundesligageschichte haben. Der Berliner Mittelfeldakteur Raffael vollbrachte das Kunststück des doppelten Pfostenschusses: In der 41. Minute nahm er aus der Distanz Maß, traf von ihm aus gesehen nur das rechte Gestänge und donnerte daraufhin den zurückprallenden Ball an den linken Pfosten.
Der Brasilianer war auch zuvor der einzige auf dem Rasen, der ein paar Impulse zu setzen vermochte. Ansonsten wurde nur zu deutlich, dass an diesem Tag die beiden offensivschwächsten Teams der Liga aufeinander trafen. Die Behäbigkeit, mit der sie zu Werke gingen, verwunderte aber. Das änderte sich erst mit Beginn der zweiten Halbzeit. Die Zweikämpfe wurden jetzt mit deutlich höherem Engagement geführt. Marc Stein bekam das vor allem zu spüren. Er musste in der 67. Minute wegen einer Verletzung gegen Patrick Ebert ausgetauscht werden.
Hertha schien sich nun an seine zahlreichen guten Vorsätze zu erinnern und ergriff die Initiative. Durch den erhöhten Druck ergaben sich für die Berliner gute Möglichkeiten, das Führungstor zu erzielen. Valeri Domovchiyski (55.) und Raffael (71.) verfehlten jeweils nur knapp. Die Kölner begnügten sich damit, das Remis zu verteidigen. Doch wie so oft in dieser Saison kann dann doch der nicht mehr erwartete Nackenschlag für Hertha. Lukas Podolski flankte einen Freistoß in den Berliner Strafraum, wo Milivoje Novakovic zur Führung des Gästeteams einköpfte. Danach agierte Hertha nur noch konfus. Arne Friedrich grätschte zu guter Letzt beim Versuch, den Ball mit aller Gewalt ins Tor zu befördern, noch brutal den Kölner Torwart Farayd Mondragon um.
Nach der Länderspielpause wartet in zwei Wochen in Stuttgart auf die Hertha wieder das nächste Endspiel. Johannes Kopp