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Warnung vor dem Euro

■ Währungshüter Hans Tietmeyer: Der Arbeitsmarkt bleibt die einzige flexible Größe

Frankfurt/Main (dpa) – Bundesbankpräsident Hans Tietmeyer hat erneut vor den möglichen Folgen des Euro gewarnt. „Es könnte ein bitteres Erwachen geben, wenn man erkennt, daß der Wechselkursmechanismus nicht mehr vorhanden ist“, mahnte Tietmeyer am Donnerstag abend in Frankfurt. Er sprach sich deshalb für eine strenge Auswahl der Teilnehmer aus. Jedes Land müsse überlegen, ob es flexibel genug ist, um mit einer einzigen Währung fertig zu werden. „Dies gilt auch für die Bundesrepublik“, sagte Tietmeyer vor dem Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten. Nach dem Euro-Start Anfang 1999 können variable Wechselkurse Unterschiede in der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der europäischen Regionen nicht mehr ausgleichen.

Nach Meinung des Notenbankchefs werde der Euro die vorhandenen Strukturprobleme nicht lösen. Vielmehr werde der Wettbewerb innerhalb der EU schärfer. Auf die daraus entstehenden Anpassungszwänge müßten die einzelnen Länder mit höherer Flexibilität am Arbeitsmarkt reagieren. Enorme Transfersysteme zur Unterstützung schwächerer Wirtschaftsräume – wie etwa für das Ruhrgebiet oder Ostdeutschland innerhalb der Bundesrepublik – wird es nach Meinung Tietmeyers auf absehbare Zeit auf europäischer Ebene nicht geben. „Entscheidend ist deshalb die richtige Auswahl der Länder.“

Für den obersten deutschen Währungshüter bleibt die konjunkturelle Belebung immer noch gefährdet. Die Erholung werde weiter einseitig vom Export getrieben. Im Gegensatz zu früheren Konjunkturzyklen habe die Übersetzung auf die Gesamtwirtschaft noch nicht begonnen. Zwar hätten die Exporteure ihre Wettbewerbsfähigkeit wieder gewonnen. Dies gelte aber keineswegs für die gesamte deutsche Wirtschaft.

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