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INTERVIEWWarnstreik in der Ukraine

■ Wassil Schpitzer, Vorsitzender des Obersten Sowjets von Lwow Interview

taz: Ihnen wurde von Moskau aus Gewissenlosigkeit vorgeworfen.

Schpitzer: Mal langsam. Erstens war der Streikaufruf ein großer Erfolg. Zweitens wurde in unseren Fabriken ab 9 Uhr nur eine halbe Stunde die Arbeit niedergelegt; wir können uns keinen weiteren Produktionsausfall leisten. Deswegen habe ich mich am Sonntag abend mit Vertretern von dreizehn Parteien und Organisationen getroffen, um sie zu bitten, die Aktion kurz zu halten. Es demonstrieren jetzt Zehntausende. Aber auch der Streik war notwendig, um in symbolischer Weise nachdrücklich zu zeigen, daß wir eine ukrainische Verfassung haben wollen und keine Verhandlungen über die Zugehörigkeit zur Sowjetunion.

Mehr als die Hälfte aller Unternehmen in Lwow unterstehen direkt den Moskauer Behörden.

Die Arbeiter dort haben heute von 9 bis 11 Uhr die Arbeit niedergelegt, überall wurde eine Erklärung der Volksfront „Ruch“ verlesen. Sie fordert die Arbeiter auf, auch dort nur einen Warnstreik durchzuführen.

In der Ostukraine ist die Stimmung aber anders...

Wir wissen eigentlich noch wenig. Im Osten haben die Streikmaßnahmen noch eine ganz andere Bedeutung, denn dort müssen die Deputierten erst noch für die Idee der Unabhängigkeit gewonnen werden.

In der 'Prawda‘ sind sie und ihre Freunde diffamiert worden.

Ich verzichte schon seit langem auf die Lektüre dieses Organs. Nichts als unverschämte Lügen. Gestern sagte mir ein hoher Parteifunktionär im Vertrauen, er selbst sei empört über die Hetzkampagne. Interview Klaus-Helge Donath

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