: Ware Comic macht keinen Profit
■ Nachlese zum 2. internationalen Comic-Salon
Kommerzialität und Profit müssen nicht miteinander einhergehen: der Comic-Salon in der nördlichen Deichtorhalle erfüllte die Erwartungen des Veranstalter-Konsortiums nicht ganz. Daß es trotzdem entschlossen ist, die Idee eines Salons als Melange aus Publikums- und Fachmesse in zwei Jahren fortzusetzen, daß es entgegen aller Widrigkeiten innerhalb von nur zwei Monaten ein völlig konzeptloses, aber vorweg gelobtes Programm organisierte, verdient Achtung, die bei allen Mankos leicht vergessen werden könnte.
Denn seine doppelte Funktion hat der Salon erfüllt: die Comic-Szene hat sich getroffen und die neuesten Gerüchte ausgetauscht, das Publikum konnte ihnen unbekannte Verlage entdecken oder sich von Berühmtheiten wie Julie Doucet oder Jeff Smith ein Original in das frisch gekaufte Comic zeichnen lassen. Wäre das der Maßstab, wäre der Salon rundum gelungen.
Aber. Einige waren mit den Räumlichkeiten, der ein wenig sterilen Atmosphäre der Deichtorhalle, wenig zufrieden: die Messe war unübersichtlich, auf den Diskussions-Veranstaltungen war durch den großen Raum kaum ein Wort zu verstehen und von außen wirkte der Salon wie eine Sanitäranlagen-Convention – jedenfalls verschwand der Hinweis auf den Salon an der eingerüsteten Halle neben einer Werbung für Sanitäres.
Die Party auf der Cap San Diego mit der Verleihung der Fanzine-Preise und des Prix Vienne an lauter Abwesende und dem „einzigen DJ der Welt, der mit nur einer Hand auflegt“ (Preisträger Dice) war einfach peinlich, provinziell und schlecht besucht – das Gegenteil von einem Ereignis.
Weniger kleinlich wäre eine Kritik an den Ausstellungen. Natürlich ist es toll, einmal festzustellen, daß Moebius' Originale wie gedruckt aussehen. Auch die vergilbten Zeitungsseiten mit Prinz Eisenherz beeindruckten. Aber im Rahmen, locker gehängt, bekommen sie eine unangenehme, „bürgerliche“ Weihe. Und natürlich sind Mangas spannend – wenn neben den japanischen Seiten die Sprechblasen übersetzt worden wären. So schwieg das Material und blieb exotisch. Daß das ein Problem sein kann und solche Darbietung Thesen über die Mangas als mögliche Ursache für die Giftgasanschläge der Aum-Sekte nicht entkräftet (siehe taz vom 30.4.95), ist mehr als eine verpaßte Chance: Es ist ein Hinweis darauf, was ein Salon an zusätzlichen Funktionen übernehmen, an Maßstäben setzen könnte. Das bräuchte gewiß eine ausführlichere, konzeptionellere Planung. Der Salon sollte sich an der INC mit ihrem klasse Comic-Supermarkt Ehrlich Billig im Sprinkenhof ein Beispiel nehmen. Da gibt es die besseren Partys. Ole Frahm
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