: Wandel in Ghana
Bei der Stichwahl um die Präsidentschaft zeichnet sich ein sicherer Sieg des Oppositionsführers John Kufour ab
COTONOU taz ■ Ein Serienkiller habe die Wahlchancen seines Wunschnachfolgers beeinträchtigt, beschwerte sich Ghanas Staatsoberhaupt Jerry Rawlings noch einen Tag vor der Wahl. Das 31. Opfer einer Welle von Morden an Frauenin Ghanas Hauptstadt Accra erhitzt die Gemüter, wie es die Stichwahl zur Präsidentschaft nicht vermochte. Nicht einmal die Hälfte des Wahlvolkes erschien am Donnerstag an den Urnen, obwohl sich schon beim ersten Wahlgang Anfang Dezember ein Regierungswechsel abzeichnete.
Nach der Auszählung von fast vier Fünfteln aller Wahlkreise hatte der Kandidat der Oppositionspartei NPP (Nationale Patriotische Partei), John Agyekum Kufour, gestern nachmittag nahezu 60 Prozent der Stimmen. Es fehlten noch einige wichtige Wahlbezirke. Dennoch scheint alles auf den Sieg der Opposition hinzudeuten. Dies wäre für Ghana ein historischer friedlicher Machtwechsel.
Ganz sicher ist das allerdings nicht. In einer ersten Reaktion der Regierungspartei sagte NDC-Funktionär Tony Aidoo, dass seine Partei eine erneute Wahlauszählung beantragen werde. Man habe Hinweise, dass es in einigen Wahlkreisen zu Unregelmäßigkeien gekommen sei. NPP-Wahlkampfleiter Jake Obetsebi-Lamptey, forderte den gegenerischen Kandidaten Mills demgegenüber auf, seine Niederlage einzugestehen. Präsident Rawlings hat sich bislang noch nicht geäußert, zuvor aber stets von allen Seiten den friedlichen Vollzug der Wahlen gefordert.
Der Urnengang wurde diesmal von Einschüchterungsversuchen hauptsächlich seitens der Regierungspartei überschattet. Ein NPP-Parlamensabgeordneter und zwei Mitarbeiter der Oppositionspartei sollen in Accra attackiert worden sein.
In der ersten Wahlrunde am 7. Dezember hatte Kufour die erforderliche absolute Mehrheit mit 48,4 Prozent nur knapp verfehlt. Der bisherige Vizepräsident John Evans Atta Mils von der Regierungspartei, Wunschnachfolger des nach zwei Amtsperioden verfassungsgemäß ausscheidenden Präsidenten Jerry Rawlings, war auf 44,8 Prozent gekommen. Die fünf im zweiten Wahlgang nun nicht mehr antretenden Kandidaten bekamen jeweils nur rund ein Prozent der Stimmen. Fast alle riefen daraufhin ihre Anhänger auf, bei der Stichwahl Kufour zu unterstützen. Die NPP sicherte sich bei dieser Wahl bereits die Mehrheit im Parlament; elf bisherige Minister und ihre Stellvertreter verloren ihre Wahlkreise.
Vor vier Jahren noch hatte der jetzt 62-jährige John Agyekum Kufour gegen Rawlings verloren. Der in Oxford studierte Jurist kommt aus der Ashanti-Region in Zentralghana. Die Ashantis sind ein Volk, dass zwar wirtschaftlich in Ghana dominiert, aber politisch nie zum Zuge kam. Kufours NPP haftete bei den vergangenen Wahlen stets der Makel an, zu sehr ethnisch zugeschnitten zu sein. Doch in der jüngsten Wahl konnte Kufour auch Unterstützung in anderen Regionen erlangen. Zumeist sind es Jugendliche und die städtische Bevölkerung, die nach der 20-jährigen Herrschaft von Jerry Rawlings einen Wechsel an der Staatsspitze sehen wollen.
HAKEEM JIMO
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen