nicht verpassen!: Wally und Hansi
20.15 Uhr, ARD, „Die Geierwally“
Die Wally hat einen Vogel. Er heißt Hansi. Hansi ist kein Wellensittich, sondern ein Steinadler, und weil in Bayern alle großen Vögel Geier heißen und man dort ohnehin eine merkwürdige Sprache spricht, heißt die Wally Geierwally. Sie geisterte bereits durch vier Verfilmungen und diverse Bühnenfassungen des Alpen-Dramas. Die Ziegler-Regina hat nun einen fünften Anlauf produziert mit „Vollweib“ Christine Neubauer in der Hauptrolle. Die Zieglerin behauptet, die Deutschen würden sich wieder auf ihre Heimat besinnen: also Dirndl, Lederhose, Holz vor der Hütt’n. Schließlich liegt die Heimat des deutschen Heimatfilms tendenziell in Alpennähe und nicht im Hunsrück. Die scheinbar unvergängliche Aktualität des Geierwally-Stoffes erschließt sich aus einem Dialog zwischen Wally und Knecht Willi: „Kann eine Frau net ohne Mann leb’n und glücklich sein?“ Daraufhin Willi: „Leb’n scho, aber net glücklich.“ Eine Frau ringt um ein selbstbestimmtes Leben und um die Möglichkeit, darin die Liebe zu integrieren. Eigentlich egal, ob das Drama in Oberösterreich oder in deutscher Großstadt spielt. Die Folklore ist Kulisse und die Aktualisierungen überflüssig: Die Geierwally des neuen Jahrtausends interessiert sich für computergestützte Futtermittelberechnungen. Sonst hat sich nichts geändert.
MRE
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