Waldschädlinge: Birkenduft vertreibt Borkenkäfer
Schwedische Wissenschaftler haben ein neues Mittel gegen die Käfer entwickelt: Künstlicher Birkenduft signalisiert den Borkenkäfern ein falsches Revier.
STOCKHOLM taz Angeschlagene und kranke Fichten, das ist es, was der Borkenkäfer mag. Der Duft der Fichten-Terpene zieht ganze Schwärme von Borkenkäfern magisch an, signalisiert ihnen eine geeignete Beute: geschwächte Bäume, denen das Harz zur Gegenwehr fehlt. Nun haben schwedische Wissenschaftler eine eigene Duftwaffe gegen diese Anziehung entwickelt: Mit künstlichem Birkenduft wird den Käfern vorgegaukelt, sich in einen für die Fortpflanzung uninteressanten Mischwald verirrt zu haben. Damit soll der für das Ökosystem eigentlich wichtige Verarbeiter von Pflanzenresten in die Irre geführt werden, denn er hat sich in diesem Jahr in Deutschland und Schweden in vom Sturm gefällten Wäldern all zu sehr ausgebreitet.
"Die Borkenkäfer kehren an solchen Sperren tatsächlich um", stellte Fredrik Schlyter, Professor für Pflanzenschutz-Ökologie an der Landwirtschaftsuniversität Alnarp fest. Zusammen mit KollegInnen hat er einen Parfümmix komponiert, der nach Birkenblättern und -rinde duftet. Nicht zum ersten Mal zielen Forscher auf den Geruchssinn der Borkenkäfer. Schon früher lockten Schädlingsbekämpfer Borkenkäfer in Duftfallen, um sie zu bekämpfen.
Die Versuche mit dem Birkenduft sind vielversprechend: In einem von Borkenkäfern befallenen Testwald in Südschweden hat man entsprechende Duftspender aufgestellt. Die künstliche Sperre ließ den Käfer, der den wissenschaftlichen Namen Scolytidae trägt, noch in einem Umkreis von 30 bis 100 Metern umkehren. Die umwölkten Zonen blieben tatsächlich frei von Befall, was "besser als erwartet" sei, erklärte Schlyter. Der Forscher hofft, die Methode so verfeinern zu können, dass sie schon in einigen Jahren auch großflächig Wälder schützen könnte.
Gedacht sei das ganze aber nur als Hilfsmittel für den Übergang, betont Schlyter - bis die Forstwirtschaft sich endlich auf die von der Wissenschaft schon lange geforderte Mischwaldbepflanzung umgestellt habe. Denn nur die sei ein natürlicher und dauerhafter Schutz der Nadelholzpopulation gegen Borkenkäfer: "Nicht Mischwald-Phantome aus synthetischen Substanzen."
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