: Wahre Momente
■ Nach 10 Jahren im HipHop-Geschäft ziehen Gang Starr ein Resumé
Das Album wirkt von der Spieldauer, von der Gestaltung und von der Packungsgröße her wie das Dokument einer Avantgarde-Aufführung im Museum Of Modern Art: Über zwei Stunden Musik, gesammelt auf einer Vierfach-LP oder Doppel-CD, dazu zwei Beiheftchen und eine Hülle von moderner Noblesse – lediglich der Aufdruck „Parental Advisory – Explicit Content“ verrät dem, der Gang Starr nicht kennt, dass es sich hier um eine Hip- Hop-Platte handeln muß.
Zum ersten Mal gehen auf Full Clip: A Decade Of Gang Starr, der neuen Best-Of-Platte des New Yorker Duos, Ruf und Optik der Gruppe zusammen. Zusammen mit A Tribe Called Quest gelten Gang Starr seit dem Ende der Achtziger als die Fein-geister und Jazz-Erneuerer des HipHop. Die Fähigkeiten des DJ Premier sind relativ einmalig – sein Name steht inzwischen für Kunstfertigkeit am Plattenspieler beinahe so wie der von Uhu für Klebstoff. Der Rapper Guru, Sohn Bos-toner Intellektueller, verstärkt den statischen Groove seines Partners mit Reimen, deren Fluss vom Rhythmus und von der Ruhe zugleich getragen ist, und deren Inhalt geprägt ist von der Auseinandersetzung mit den Idealen des HipHop.
Zwar brachten Gang Starr ihr zweites Album Step In The Arena (1990) und die darauf folgende Platte Daily Operation (1992) enormes Kritikerlob, Geld verdiente das Duo damit wenig. Guru hatte kurzzeitig Erfolg mit dem Projekt Jazzmatazz, dessen Hit „Loungin“ 1993 dem damaligen Bedürfnis nach jazzigem HipHop für die Bar sehr weit entgegen kam. Dazu kamen gelegentliche Remix- und Produktions-Aufträge für Premier, Guru trat als Gastrapper auf, nach langer Pause und privaten Schwierigkeiten veröffentlichten die beiden 1998 das Comeback-Album Moment Of Truth.
Auf Full Clip: A Decade of Gang Starr sind nun abermals drei neue Stücke zu hören. Gang Starr können ihren eigenen Standard halten. Weniger gelungen ist die Mischung der Platte: die Atmosphäre der Originalalben wurde zerhackt. So bleibt zu hoffen, dass Gang Starr ihre Geschichte live besser umsetzen. Wobei Guru auf der Bühne meist ein wenig an Eleganz einbüßt. Sebastian Hammelehle
Mo, 30. August, 21 Uhr, Markthalle
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