Wahlsieger Cohn-Bendit über Europawahl: "Barroso muss weg"
Frankreichs Spitzengrüner Daniel Cohn-Bendit erklärt, was das Geheimnis seines Erfolges ist. Und warum er nicht an Schwarz-Grün glaubt, sondern lieber Barrosos Wiederwahl verhindern will.
taz: Herr Cohn-Bendit, mit 16 Prozent ist Ihre "Europe Ecologie" der Wahlsieger in Frankreich. In Paris stehen Sie bei 28 Prozent. Wie kommt das?
Daniel Cohn-Bendit: Wir waren die Einzigen, die gesagt haben, dass es nicht darum geht, für oder gegen Sarkozy zu sein. Sondern dass die Frage ist: Welches Europa wollen wir, welches Europa wollen wir verteidigen und welche ökologische Transformation brauchen wir? Und die Allianz Bové, Eva Joly, ich, das hat überrascht - vor allem auch, dass es gelang, solche unterschiedlichen Personen zu bündeln.
Die Grünen stehen europaweit gut da. Warum?
Ich glaube, dass die Grünen mit dem Green New Deal eine grundsätzliche Antwort auf die Krise haben. Eine europäische und eine nationale.
Sie haben nach guter 68er Schule polarisiert und zugespitzt …
Das habe ich doch gar nicht.
Nein? Sie nannten den Zentrumspolitiker Bayrou "erbärmlich", er kam mit dem alten Pädophilenvorwurf.
Okay, am Ende war eine emotionale Zuspitzung. Interessant war, dass die alten Vorwürfe keinen mehr interessierten.
Sie haben auch eine ganze Reihe vormals sozialistischer Wähler gewonnen. Warum?
Gerade bei einer Europawahl können viele Wähler dahin gehen, wo das Angebot am faszinierendsten ist. Und während die Konservativen sich nicht neu erfinden müssen, traut man der in ihrer Geschichte eingemauerten Sozialdemokratie eine zivilisatorische Antwort auf den Liberalkapitalismus nicht mehr zu.
Schwarz-Grün hat bei der EU-Wahl in Deutschland eine absolute Mehrheit.
Ja, aber die ist fiktiv. Um sie zu realisieren, müsste sich die Union von ihren ganzen produktionistischen Ansätzen lösen.
Sie streben ein Bündnis mit den geschlagenen Sozialisten an.
Es geht jetzt darum, die erste wichtige Mehrheit zu finden, das ist eine, die den konservativen Kommissionspräsidenten José Manuel Barroso ablöst.
Bleiben Sie Fraktionsvorsitzender der EU-Grünen ?
Das ist offen.
Leser*innenkommentare
Rolf Steiner
Gast
Entscheidend ist, dass "unser" Europa endlich Abstand nimmt von einer rein kapitalistisch orientierten Kommission und deren Präsidenten. Europa muss bessere Wege finden, um aus den derzeitigen Problemen herauszufinden. Cohn-Bendit ist auf dem richtigen Weg.
saalbert
Gast
Es ist wahrscheinlich zuviel verlangt/erwartet/erbeten, von jemandem erklärt zu bekommen, was "produktionistische Ansätze" der CDU sind, oder?
Joachim Petrick
Gast
Daniel Cohn-Bendit, der anfänglich umstrittene Spitzenkandidat Der Grünen in Frankreich für die Europawahl 209, hat Europa und sich selber ein Geschenk gemacht, indem er alle unbendit „Hochfahrenheit“ seiner politischen Thesen, Temperamente & Talente „TTT“ im Europawahlkampf menschlich so anrührend heruntergedimmt, politisch kommuniziert, dass aus ihm unerwartet die Kraft des reinen Herzens zur Mediation von scheinbar nicht vereinbarbaren Persönlichkeiten unter dem Dach Der Grünen in France, ohnne Ach & Krach, nur einem Ziele zugewandt, auf wundersame Weise gelang, nämlich, der Idee vom Reichtum der Vielfalt der Wirklichkeit Europas die Farbe „Grün“ zu verleihen.
„Im Grüntau zu Berge...wir ziehen fallalada..., selbst, wenn es in Europa stürmt & schneit...gehen wir auf Reisen, alle Tage nicht nur Orte wählen!
“Völker Europas überhört das Banale!“
„Pocht mit anderen Völkern, Weltregionen
in „Echtzeit“ in diesen Krisenzeiten auf euer Menschenrecht,
auf ökologisch- finanzökonomische Partizipation!“.
JP