: Wagners Unschuld
■ Brückentrick: Kritik der Statt Partei / Bausenator: Abriß endültig
Unschuldsvolles Schulterzucken in der Baubehörde, Kritik beim grauen Kooperationspartner. Der geplante Abriß der Brücke des 17. Juni sorgte gestern für ein rotgraues Tingeltangel.
„Es geht nicht an“, so Statt-Fraktionschef Wegner gestern, „daß man sich mittels Bürgerprotesten von der Spardisziplin befreit.“ Die Sparleistung einer Behörde sei festgelegt. Falls Wagner die Brücken-Millionen nicht einsparen könne, müsse die Behörde ihre Quote durch andere Kürzungen erfüllen. Die Baubehörde antwortete dem Koalitionspartner gestern abend in bewährter Manier: Wagner betrachte „die Streichung der Mittel für die Brücke des 17. Juni aus seiner Sicht als endgültig“. Wegners Spar-Sorgen seien unbegründet.
Wagner hatte den geplanten Abriß der Brücke des 17. Juni in der Öffentlichkeit zunächst als „Verzicht auf die Grundinstandsetzung“ verbrämt, dem Harburger Bezirksamt aber intern mitgeteilt, daß dieser „Verzicht“ zwangsläufig auf einen Abriß der - mit Ausnahme der Autobahn - einzigen Straßenverbindung zwischen Wilhelmsburg und Harburg hinausläuft.
Von Wagner gestern bestrittener, von Rathaus-Insidern aber bestätigter Hintergedanke des Behörden-Plans: Wilhelmsburger und Harburger protestieren erfolgreich gegen den „Abriß“, Wagner muß doch mit der Instandsetzung der Brücke (Kosten 9,45 Millionen Mark) beginnen und kann daher - leider - seine Sparquote nicht erfüllen.
Denn zumindest der Beginn der Renovierung, berichtet Harburgs Bezirksamtsleiter Michael Ulrich, läßt sich nicht mehr verschieben. Wenn sich die dringendsten Arbeiten weiter verzögerten, würde die Instandsetzung teurer als Abriß und Neubau und damit „unwirtschaftlich“. Allenfalls eine „zeitliche Streckung“ der Renovierung sei denkbar. Soll heißen: Man repariert die Brücke wie geplant, läßt sich dabei aber etwas mehr Zeit.
Die Entscheidung über den Erfolg und Mißerfolg des Brückentricks liegt jetzt bei der Bürgerschaft, die am Donnerstag über Wagners Etat abstimmt. uex
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