Waffenlager in Libyen: Raketen verschwunden
Geplünderte Waffenlager in Libyen versetzen die internationale Gemeinschaft in Sorge. Mit den vermissten Boden-Luft-Raketen könnten Terroristen auch zivile Flugzeuge abschießen.
TRIPOLIS/WASHINGTON dpa | Aus Waffenlagern in Libyen sind nach Medienberichten große Mengen an tragbaren Luftabwehrraketen verschwunden. Es wachse die Sorge, dass die vermissten Waffensysteme in die Hände von Terrorgruppen wie Al-Kaida gelangen könnten, berichtete die New York Times am Donnerstag. Mit den Raketen, die von der Schulter abgefeuert werden, können Anschläge auf Flugzeuge verübt werden.
Noch sei unklar, ob Al-Kaida oder andere Terrorgruppen an die Raketen-Waffen gekommen seien, zitierte die Zeitung einen namentlich nicht genannten US-Offizier. Geheimdienste gingen aber davon aus, so der Bericht. Ein Reporter des Blattes fand in einem unbewachten Waffenlager der libyschen Hauptstadt leere Kisten, die als Verpackung für Flugabwehrraketen ausgezeichnet waren. Es habe sich um Raketen des russischen System SA-7 ("Strela") gehandelt, aber auch um solche des moderneren Nachfolge-Typus SA-24.
"Strela"-Raketen waren in letzter Zeit immer wieder auch bei den Aufständischen gesehen worden, die nunmehr die Macht fast im ganzen Land übernommen haben. Die US-Regierung habe die politische Führung der Rebellen aufgefordert, Waffenlager besser zu schützen, sagte John Brennan, Antiterror-Berater im Weißen Haus. Die Situation in Libyen bereite Sorge. Viele Teile des Landes seien derzeit ohne echte Kontrolle.
Der untergetauchte Ex-Diktator Muammar al-Gaddafi trat Spekulationen entgegen, er habe sich in das westafrikanische Nachbarland Niger abgesetzt. In einer Audio-Botschaft, die vom syrischen Fernsehsender Al-Rai ausgesendet wurde, bezeichnete er diesbezügliche Meldungen als "Lügen der psychologischen Kriegsführung". Er sei weiter in Libyen. Zugleich forderte er seine Landsleute ein weiteres Mal dazu auf, das Land "gegen alle Hunde und Verräter zu verteidigen, die in Libyen sind und das Land zu erobern trachten".
Zu Wochenbeginn war bekannt geworden, dass ein großer Konvoi mit Gaddafis Sicherheitschef Mansur Dau in Niger eingetroffen war. Die Behörden dort bestätigten dies, bestritten aber zugleich, dass Gaddafi oder einer seiner Söhne in dem Konvoi gewesen sei. Zuletzt hatte Burkina Faso, ein Nachbarstaat von Niger, den Gaddafis Asyl angeboten.
In Hinblick auf eine möglichen Flucht Gaddafis nach Westafrika riefen die USA die Länder in der Region zur Wachsamkeit auf. Die Grenzen sollten gesichert und Mitglieder des Gaddafi-Regimes festgenommen werden, sagte US-Außenamtssprecherin Victoria Nuland am Mittwoch (Ortszeit) in Washington. Der derzeitige Aufenthaltsort Gaddafis ist unbekannt.
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